An ihren Schulen haben sie bereits die Vorlesewettbewerbe für sich entscheiden können, nun traten die Sechstklässler auf Kreisebene gegeneinander an. In zwei Durchgängen lasen die sieben Mädchen und Jungen zunächst einen vorbereiteten Text ihrer Wahl und danach einen Fremdtext vor. Ausgerichtet wurde der 60. Vorlesewettbewerb des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels von der Stadtbücherei. "Es ist toll, dass alle Pfullendorfer Schulen vertreten sind", freute sich Büchereileiterin Martina Feldt.
Schüler müssen sich auf vieles gleichzeitig konzentrieren
Die bekannten und eingeübten Textstellen lasen alle Teilnehmer sicher und flüssig. Dabei mussten sie sich auf vieles konzentrieren: mitreißend vorlesen, ohne theatralisch zu wirken, nicht zu leise, sondern angemessen laut und deutlich, nicht zu hastig, aber auch nicht leiernd. Alles gar nicht so einfach, denn dazu kam in der Wettbewerbssituation auch eine gewisse Aufregung.

Unbekannter Text mit vielen schwierigen Wörtern
Der unbekannte Text aus dem Buch "Drachen erwachen" war eine Herausforderung: Wörter wie "Nagellackverkaufsshow" oder "Satinbettbezug" mussten einem erst mal fehlerfrei über die Lippen kommen und wie schnell wurde aus "energisch" im Eifer des Gefechts ein "englisch". Doch Martina Feldt hatte die Kinder vorab beruhigt: "Versprecher sind gar nicht tragisch, lasst euch davon nicht aus dem Konzept bringen."
Für die Jugendlichen ist Lesen eine Leidenschaft
Jurymitglied Ingrid Strobel erzählte in der Vorstellungsrunde, dass sie selber einmal Kreissiegerin gewesen ist. "Die Leidenschaft, Bücher zu lesen, ist mir bis heute geblieben." Passionierte Leser sind auch die Wettbewerbsteilnehmer. Sie lesen viel und mit Freude, wie sie erzählen: "Bei uns zu Hause gibt es viele Bücher, ich habe zwei ältere Schwestern, die auch gerne lesen und Bücher stehen bei uns immer auf der Wunschliste", erzählt Elena von der Werkreal- und Realschule aus Bad Saulgau. Auch Malin vom Staufer-Gymnasium aus Pfullendorf liest leidenschaftlich gern. Im Urlaub müsse stets eine große Tasche Bücher dabei sein, sagt sie.

"Ich mag es, ein Buch in der Hand zu halten"
Der Gewinnerin des Kreiswettbewerbs, Ayse Rana, geht es genauso. "Ich lese am liebsten Fantasy-Romane, aber nicht digital, sondern richtige Bücher. Ich mag es, ein Buch in der Hand zu halten", betont die Elfjährige. Ihre Eltern haben ihr von klein auf vorgelesen, erzählt ihre Mutter Fikriye Türkmen. "Sogar schon, als ich mit ihr schwanger war." Ayse Rana fügt hinzu, es habe ihr regelrecht etwas gefehlt, wenn das Vorlesen vor dem Schlafengehen ausnahmsweise ausgefallen sei.

Die Siegerehrung übernahm Bürgermeister Thomas Kugler. Lesen sei eine Schlüsselqualifikation und Bücher ein großes Kulturgut. Er selber komme oft nur im Urlaub dazu, ein Buch zur Hand zu nehmen. "Nehmt euch die Zeit zum Lesen", appellierte Kugler an die Jugendlichen.
Die Lust aufs Lesen wecken
- In der Schule wird das Lesen von manchen Kindern als „Muss“ empfunden, weshalb für sie der Spaß auf der Strecke bleibt. In der Freizeit ist es im Idealfall ein freiwilliges Vergnügen. Die Förderung der Lesekompetenz ist schon vor der Schulzeit möglich, hier spielt das Elternhaus eine große Rolle. Wenn Eltern ihren Kindern schon früh Geschichten vorlesen, kann es gelingen, Interesse zu wecken. Laut einer Untersuchung der Stiftung Lesen beeinflusst regelmäßiges Vorlesen auch das soziales Empfinden und Verhalten der Kinder positiv. Im Internet stellt die Stiftung wöchentlich drei neue Vorlesegeschichten aus bekannten Kinderbuchverlagen kostenfrei zur Verfügung: www.einfachvorlesen.de
- Eltern sind auch Vorbild: Ein Haushalt mit Büchern und Eltern, die darin lesen, sind eine Motivation. „Kinder, die mit Büchern aufwachsen, lernen besser Lesen und haben später höhere Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg“, informiert das Bundesministerium für Bildung. Mit der kostenlosen App „Lesestart zum Lesenlernen“ des Bildungsministeriums können Eltern das Lesenlernen ihrer Grundschulkinder digital unterstützen. Es ist sinnvoll, mit dem Kind gemeinsam zu lesen, aber Eltern sollten ihren Nachwuchs nicht dazu zwingen, rät die Stiftung Lesen. Die meisten Kinder schätzten jedoch regelmäßige Leseeinheiten in gemütlicher Atmosphäre. Zehn Minuten pro Tag reichen laut Stiftung Lesen völlig aus.
- Um Kindern Bücher schmackhaft zu machen, bieten sich Besuche in der Bücherei oder in einer Buchhandlung an. In der städtischen Bücherei in Pfullendorf ist die Ausleihe für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gebührenfrei. Die Jahresgebühr für Erwachsene beträgt 10 Euro. (kaj)