Ein einzigartiges Konzert erlebte das Publikum mit der Jazz-Formation Pago Libre in der evangelischen Kirche. André Heygster hatte die Musiker im Rahmen von Jazz in Town für ein Konzert in Pfullendorf verpflichtet, wo sie vor zehn Jahren bereits einen erfolgreichen Auftritt hatten. Das Quartett überrascht mit kreativen Kompositionen und aufregenden Klängen. Den Auftakt bildete ein Alphorn-Solo von Arkady Shilkloper, der als einer der besten Alphornspieler in seiner Wahlheimat Schweiz gilt. In den kurzen Pausen der Komposition setzte sich die Klangvibration im gesamten Kirchenschiff fort, sodass der Eindruck entstand, als kämen die zarten Töne von oben. In den vorderen Reihen waren diese auch körperlich zu spüren. Dann begann die Geige (Florian Mayer) den Dialog mit dem Alphorn, bevor John Wolf Brennan am Flügel und Rätus Flich am Kontrabass das Quartett genial komplettierten.
Album entstand in einer Scheune
Zu jedem Stück beschrieb Brennan, der aus Irland stammt und in der Schweiz lebt, die landschaftlichen Eindrücke, die zur jeweiligen Komposition geführt haben. Da ist von eindrucksvollen Bergen, Wanderungen, Wetter-Extremen die Rede und auch von dem Rätsel des Weiblichen, das mit einem Kontrabass-Solo begann und sich temperamentvoll entwickelte. Es war geradezu wilder als das Stück „Wild Card“, das namensgebend für das neue Album von Pagro Libre ist. Das gesamte Album sei in einer Scheune auf einem Bauernhof entstanden. Als Klangikone in der Schweiz beschrieb John Brennan das gelbe Postauto, das einen Dreiklang hören lasse, wenn es um die engen Kurven in den Bergen fahre. Ihm widmete das Quartett ein eigenes Stück mit 49 Variationen dieses Dreiklangs.
Noch zwei Mal gibt es „Jazz in Town“
In der Pause hörte man Ausrufe wie „Ach, ist das schön“. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass das Quartett noch zwei Zugaben bot. Nun gibt es noch die Gelegenheit, zwei Konzerte von Jazz in Town zu hören. Danach will André Heygster entscheiden, ob es nächstes Jahr eine Neuauflage dieses kleinen Festivals gibt.