Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe! Frei nach Wilhelm Busch hat der Niedergang von Alno mit dem Insolvenzantrag seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. 90 Jahre, nachdem Schreinermeister Albert Nothdurft das Unternehmen gründete, scheint das Ende nahe. Wie konnte es soweit kommen?, fragen sich entgeistert viele, viele Menschen, die in den vergangenen Jahrzehnten stolz waren, ein Alnoianer zu sein. Klar ist, dass seit Jahren kein Geld in die Modernisierung der Produktionsanlagen gesteckt wurde und sich ein riesiger und zudem gut bezahlter Verwaltungsapparat etablieren konnte. Zuviel Geld wurde nach dem Börsengang dem Unternehmen entzogen und der zweite Frevel war die vom damaligen Vorstandschef Frank Gebert forcierte Übernahme von Wellmann. Man holte sich quasi die eigene Konkurrenz ins Haus und zudem entpuppte sich das vermeintlich starke Unternehmen aus Ostwestfalen als finanzieller Scheinriese. Dann verstärkte sich der Aktionismus, die Vorstandsriege wurde munter ausgetauscht und immer mehr externe und kostspielige Berater tummelten sich den Fluren. Dass in den zig Spar-und Restrukturierungsprogrammen immer noch Sparpotenziale entdeckt wurden, sorgte beim objektiven Beobachter öfters für Staunen. Wobei sich mit viel Tam-Tam angekündigten Vorhaben oftmals auf den Personalabbau und buchhalterische Maßnahmen reduzierten. Es wäre sicher interessant zusammen zu rechnen, wie viel Geld all die Berater, Vorstandsmitglieder und Manager kassierten und deren Tätigkeit letztlich ohne nachhaltigen Erfolg blieb. Als Max Müller kam, kreiste der Pleitegeier längst über der Alno.

Müller verscheuchte das Viech, indem er viele, viele Millionen Euro an Investorengeldern einwarb. Sechs Jahre funktionierte diese Methode, immer wieder von Entlasswellen begleitet, was aber öffentlich nicht zu allzu heftigen Protesten führte, weil der Schweizer Geschäftsmann sich als Symphatie- und Hoffnungsträger etablieren konnte. Das Geschäftsgebaren wurde zunehmend verworrener. Es wurden Firmen gekauft und verkauft, mit Investoren Joint Ventures abgeschlossen, Grundstücksgeschäfte offiziell getätigt und wieder rückgängig gemacht und mantrahaft verkündete die Alno-Führungsriege, dass man auf dem richtigen Weg sei. Warum die Firma seit zwei Jahrzehnten mit der Produktion von Küchenmöbeln kein Geld verdient ist schleierhaft. Es gibt in der deutschen Unternehmenswelt im Prinzip keine vergleichbare Geschichte, dass sich ein Betrieb so lange behaupten kann. Jedem muss klar sein, dass das Finale um Alno begonnen hat und wenn der neue Mehrheitsgesellschafter es mit seinen Sanierungsabsichten ernst meint, sollten die Verantwortlichen schnellstmöglich der Öffentlichkeit, Verbrauchern und Händlern ihren Plan für die Zukunft vorstellen. Die Kommunikation über Pressemitteilungen muss aufhören.

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