"Rück die Kohle raus"
Die unmissverständliche Aufforderung an die Geschäftsführung in Heidelberg hatten die Beschäftigten der SRH-Klinik in Pfullendorf bei ihrer gestrigen Protestaktion mehrfach auf Transparente geschrieben: "Rück die Kohle raus." Konkret fordern die Mitarbeiter eine Lohnsteigerung um 5,8 Prozent beziehungsweise mindestens 150 Euro monatlich, womit man zumindest den Abstand zu den Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes egalisieren würde.
Bekanntlich hat die SRH-Holding einen eigenen Haustarifvertrag und zwei Verhandlungsrunden mit der Gewerkschaft ver.di verliefen bislang ohne Ergebnis. "Die Leitung in Heidelberg kann so nicht weitermachen", erklärte Gewerkschaftssekretär Benjamin Andelfinger, lautstark unterstützt von den 60 bis 70 Protestteilnehmer.
Erhöhung der Praxisleiterzulage
Weitere Forderungen sind die Anhebung der Praxisleiterzulage von monatlich 50 auf 100 Euro und die Zahlung einer Zugehörigkeitspauschale von 50 bis 250 Euro für zehn- beziehungsweise 30-jährige Beschäftigung. Diese Kostensteigerung würde durch das neue Pflegestärkungsgesetz komplett refinanziert, erklärte Andelfinger, dass die Arbeitgeberseite deshalb quasi nur in finanzielle Vorleistung gehen müsste. "Sie müssen den Geldbeutel aufmachen, um Personal zu bekommen und zu halten", erklärte der Gewerktschaft'ler im SÜDKURER-Gespräch, dass in umliegenden Krankenhäusern das dringend benötigte Fachpersonal besser bezahlt werde.
Übernahme der Fahrtkosten gefordert
Für die Auszubildenden stellten die 22-jährige Lisa und ihre 20-jährige Kollegin Seval, beide im dritten Lehrjahr, die spezielle Situation des Nachwuchses dar. Im Ländlichen Raum hätten viele Schüler lange und kostspielige Fahrtstrecken, forderte das Duo, dass die SRH-Holding diese Reisekosten erstattet. Viele Unternehmen setzten solche finanziellen Anreize, um Auszubildende zu bekommen.
Der akute Personalmangel führe zu einer enormen Arbeitsbelastung, was auf viele junge Leute demotivierend wirke. Das Duo berichtete von der Schülerstation im Krankenhaus Sigmaringen, wo Schüler die Stationspflege unterstützen. Eine Patientenbefragung habe gezeigt, welch hohe Zufriedenheit man bei Patienten, Angehörigen und Pflegern erreiche, wenn der Betreuungsschlüssel verbessert und damit eine hochwertige Pflege gesichert wird.
Bemerkenswerterweise wiesen die jungen Leute auf die schwierige finanzielle Situation von alleinerziehenden Pflegekräften hin, für die es mit dem aktuellen Bezahlung sehr schwierig sei, ihren Kindern gerecht zu werden. "Da sind 450 Euro für eine Klassenfahrt nicht zu stemmen", prangerten sie das Missverhältnis zwischen dem gesellschaftlich hoch angesehenen Beruf und dessen Bezahlung an.
Verhandlungsrunde am 6. März
"Bewegt euch endlich", gab es die ultimative Aufforderung an die Arbeitgeber, ein ordentliches Angebot auf den Tisch zu legen. Ihren Stellenwert für den Krankenhausbetrieb hatten die Protestteilnehmer auf einem Transparent formuliert: "Wir sind das Krankenhaus." Für den 6. März ist die dritte Verhandlungsrunde des Tarifkonfliktes angesetzt. Zuvor plant Ver.di in Sigmaringen und Bad Saulgau weitere Protestaktionen, jeweils fünf vor zwölf!
"Es geht um unsere Zukunft"
Die 22-jährige Lisa und ihre 20-jährige Mitschülerin Seval sind im dritten Ausbildungsjahr und sie machten deutlich, dass sie mit Freude diesen außerordentlich wichtigen Beruf erlernen, aber angesichts der späteren Bezahlung unsicher sind, ob sie das ihr ganzes Leben machen wollen. Die Azubis monierten, dass sie unbezahlte Überstunden machen müssen, damit die Patientenversorgung gesichert ist. Konkret fordern sie vom Arbeitgeber die Erstattung der kompletten Fahrkosten, denn viele Schüler hättten im ländlichen Raum lange Anfahrtswege oder müssten gar ein Zimmer nehmen. Sie wiesen auf die schwierige Finanzsituation von Alleinerziehenden hin, die in der Krankenpflege arbeiten.