Die Entwicklung von Pfullendorf als Wohn- und Gewerbestandort bis zum Jahr 2040 zurrte der Technische Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung fest, als er die von Bürgermeister Thomas Kugler erläuterte Fortschreibung des Flächennutzungsplanes für die Verwaltungsgemeinschaft (VWG) Pfullendorf mit klarer Mehrheit genehmigte. Zur VWG gehören auch Illmensee, Wald und Herdwangen-Schönach.

UL-Gemeinderat spricht sich gegen zu großen Flächenverbrauch aus

Einzig UL-Rat Thomas Aberle sprach sich gegen den aus seiner Sicht zu großen Flächenverbrauch aus, der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten versiegelt werden soll. „Wir sollten durch die Planung nicht in Versuchung kommen“, begründete Aberle sein Nein zu dem aus seiner Sicht zu großen Flächenverbrauch. „Wehret den Anfängen“, erklärte das UL-Mitglied. Er respektiere die Sichtweise, erklärte Kugler, aber es sei besser, ausreichend Planflächen auszuweisen, um sich für spätere Jahre keine Entwicklungsmöglichkeit zu verbauen. „Wir haben es selbst in der Hand, was wir umsetzen wollen oder nicht“, wies der Bürgermeister darauf hin, dass letztlich der Gemeinderat entscheide, ob eine Fläche tatsächlich als Wohn- oder Gewerbegebiet ausgewiesen und entwickelt werde. Der Wohnbau sei eine soziale Aufgabe, ergänzte Kugler: „Wir sind auf dem absolut richtigen Weg.“

Neues Gebiet für Otterswang

In Otterswang werden zusätzlich bis zu zwei Hektar Fläche als Baugebiet ausgewiesen, um die Lücke zwischen der Bebauung entlang der ...
In Otterswang werden zusätzlich bis zu zwei Hektar Fläche als Baugebiet ausgewiesen, um die Lücke zwischen der Bebauung entlang der Landesstraße und dem Gebiet „Espen“ zu schließen. | Bild: Volk, Siegfried

Zu Beginn machte Rathauschef Kugler klar, dass man nicht nur die Kernstadt, sondern auch die Teilorte entwickeln will, was sich in einigen Änderungen der bisherigen Planungen widerspiegelte. So sollen in Otterswang zusätzlich zum bereits genehmigten Baugebiet „Gassenwiesen“ weitere 1,5 bis zwei Hektar ausgewiesen werden und so die Lücke zwischen der Wohnbebauung entlang der Landesstraße und dem Baugebiet „Espen“ schließen. Als Gewerbefläche wird zudem die ehemalige Gärtnerei ausgewiesen, mit einer Fläche von rund zwei Hektar.

„Oberer Bussen III“ und „Ostracher Straße“ sind die nächsten Baugebiete in der Kernstadt

Am Ortsausgang von Pfullendorf in Richtung Ostrach wird oberhalb des Areals „Oberer Bussen I und II“ auf 3,3 Hektar zur Landesstraße hin der „Obere Bussen III“ als reines Wohnbaugebiet entwickelt werden. Bislang war die Fläche als Mischgebiet ausgewiesen, auch weil die Verwaltung jahrelang gehofft hatte, dass sich dort ein Discounter oder sonstige Nahversorger ansiedelt und so hatte man eine entsprechende Fläche vorgehalten. Aber in den vergangenen Jahren hatte Bürgermeister Kugler immer wieder berichtet, dass seitens der Unternehmen kein Interesse besteht.

Angrenzend an das Baugebiet „Oberer Bussen II“, das schon fast komplett bebaut ist, soll auf 3,3 Hektar Fläche das Baugebiet ...
Angrenzend an das Baugebiet „Oberer Bussen II“, das schon fast komplett bebaut ist, soll auf 3,3 Hektar Fläche das Baugebiet „Oberer Bussen III“ ausgewiesen werden. | Bild: Volk, Siegfried

Auf der gegenüberliegenden Seite wird entlang der Bebauung der „Ostracher Straße“ auf 6,2 Hektar weiteres Wohngebiet entstehen, wobei der Streuobstbestand auf dem Gelände bestehen bleibt. Diese beiden Areal bilden nach Angaben des Rathauschefs in den nächsten zehn Jahre die Wohnungsbauschwerpunkte, bevor die Entwicklung am „Galgenbühl“ in Richtung Flugplatz weitergeht, wo insgesamt 13,2 Hektar im FNP ausgewiesen werden.

Flächen für Gewerbegebiete

Auch für die Entwicklung von Firmen will man im Mittelzentrum Pfullendorf bis 2040 ausreichend Flächen zur Verfügung haben. Für das Gewerbegebiet „Mengener Straße“ ist eine Erweiterung auf der gegenüberliegenden Straßenseite um 14,5 Hektar vorgesehen. Und am „Jakobsweg“, hinter der StoV sollen 2,7 Hektar als Mischgebiet ausgewiesen werden. Ein riesiges Industrie- und Gewerbegebiet könnte links und rechts der ZG Raiffeisen entstehen, wobei der erste Abschnitt in Richtung Wattenreute entwickelt werden soll. 32,7 Hektar groß ist die Fläche, wo man schon Voruntersuchungen durchgeführt hat.

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Da die Entwicklung dieses Areals Zeit benötigt, hat man sich entschieden, das geplante Gewerbegebiet in Denkingen auf 4,7 Hektar zu vergrößern, wobei das Genehmigungsverfahren schon läuft. In Pfullendorf kommt das Sondergebiet „Hinterösch“ hinzu, wo bekanntlich auf 5,4 Hektar Fläche die Stadtwerke eine Freiflächenfotopholtaikanlage bauen. In Aach-Linz will man gegenüber der ZG auf der gegenüberliegenden Straßenseite insgesamt 3,5 Hektar an Gewerbeflächen ausweisen. Und oberhalb von Kipptor-Bau werden 0,9 Hektar ausgewiesen, um dem Unternehmen entsprechende Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten.

Größtes Baugebiet in den Teilorten ist in Großstadelhofen geplant

Potenzielle Bauherren werden auch in den kommenden zwei Jahrzehnten die Möglichkeit haben, in den Teilorten den Wunsch vom Eigenheim oder der eigenen Wohnung zu erfüllen. Im Flächennutzungsplan (FNP) sollen für Zell 1,5 Hektar und für Schwäblishausen 3,1 Hektar an Fläche ausgewiesen werden. In Mottschieß sind im ersten Bauabschnitt vom „Herdle“ schon alle Plätze abverkauft, sodass man die Fläche um 1,4 Hektar erweitert. Die größte Fläche ist für Großstadelhofen mit 4,6 Hektar vorgesehen. Die Dimension sei auf den ersten Blick etwas groß, gestand Thomas Kugler, aber die Nachfrage nach Bauplätzen sei enorm und man plane für einen Zeitraum von knapp 20 Jahren.

„Zweite Bodenseelinie“

Zitat: Thomas Kugler.
Zitat: Thomas Kugler. | Bild: Volk, Siegfried

Nach Angaben von Kugler, der bekanntlich auch Vorsitzender des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben ist, wird der neue Regionalplan, der in den vergangenen zwei Jahren für heftige Kontroversen gesorgt hatte, bis Sommer vom zuständigen Innenministerium genehmigt. Im dem Planwerk haben die Kommunen und drei Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Bodenseekreis unter anderem ihre Flächen für künftige Wohn- und Gewerbegebietsausweisungen festgelegt, wobei man unter andere die prognostiziere Bevölkerungsentwicklung zugrunde gelegt hatte. Umweltverbände und Aktivisten hatten diese Zahlen als überzogen und die einhergehenden Pläne für neue Wohn- und Gewerbeflächen, Straßen und Infrastruktur als Flächenfraß kritisiert.

Biotopverbundplanung fließt ein

Bei der Wohnbebauung habe sich der Regionalverband gegen das Ansinnen des Regierungspräsidiums gewehrt, das nach Angaben von Kugler für die Regionen Konzentrationsflächen ausweisen wollte. In die Fortschreibung des Flächennutzungsplans für die VG Pfullendorf fließen die Ergebnisse der sogenannten Biotopverbundplanung mit ein, die bekanntlich jede Kommune ausweisen muss. Bekanntlich wurde dafür im Landratsamt Sigmaringen, wie in allen Kreisen des Landes, eine Extrastelle eines Biotopverbundmanagers geschaffen, um die Gemeinden bei der Entwicklung und Umsetzung dieses Vorhabens zu unterstützen.