In der Pflegedienstleitung der Sozialstation St. Elisabeth und der Tagespflege Tagestreff St. Elisabeth hat es jüngst einen Wechsel gegeben. Neue Chefin von 15 Beschäftigten in der Tagespflege und insgesamt 60 Mitarbeitenden in der Sozialstation ist Franziska Albat Die 28-jährige Pfullendorferin ist Fachwirtin im Sozialwesen. Albat‘s Vorgängerin Melanie Reimer hat innerhalb des Unternehmens andere Aufgaben übernommen.

Eine klare Aussage gibt es von Albat auf die SÜDKURIER-Frage, ob in der heutigen Zeit die Pflege, angesichts des wirtschaftlichen Drucks, noch sozial sein könne: „Es hat etwas mit der eigenen Einstellung zu tun und wie ich persönlich zu dem Berufsfeld stehe. Ich kann schnell arbeiten und im sozialen Miteinander trotzdem für die Kunden da sein.“
Träger streben keine Gewinnmaximierung an
Sabine Feig, Vorsitzende des Trägervereins der kirchlichen Sozialstationen im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch, erklärt auf Anfrage des SÜDKURIER, dass bezüglich des Leitungswechsels in Pfullendorf kein Zeitdruck bestanden habe: „Wir können das von uns aus nicht bestätigen. Wir sind eine karitative Einrichtung. Wir haben keinen Investor, der auf Gewinn aus ist, denn Träger sind die katholischen Kirchengemeinden.“ Und auch Franziska Albat betont, dass Gewinnmaximierung nicht oberstes Ziel sei, sondern die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter.
Behörde hört Betroffene und Einrichtungen an
Was in den Einrichtungen und bei den Mitarbeitenden seit einigen Wochen für Unruhe und Planungsunsicherheit sorgt, ist die Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht zum 15. März. Für alle vier Einrichtungen in Sigmaringen, Meßkirch, Pfullendorf und Gammertingen des Trägervereins sind 21 Mitarbeitende gemeldet, die am Stichtag, also am 16. März, keine Impfung gegen Covid-19 nachweisen konnten. Das Gesundheitsamt hatte den Beschäftigten dann bis zum 11. April eine Frist eingeräumt, diese Impfzertifikate nachzureichen. Sollte kein Nachweis erbracht werden, kann das Gesundheitsamt gegenüber den Betroffenen ein Betretungsverbot für die Einrichtung aussprechen.

„Vor diesem Schritt werden Mitarbeiter wie auch die Einrichtung angehört, und dann werde jeder Einzelfall entschieden“, erläutert Sabine Feig das Prozedere. Bis dahin würden die ungeimpften Mitarbeiter ganz normal weiterarbeiten, auch angesichts des Personalmangels. „Das Problem ist, dass niemand mehr diesen Beruf lernen möchte und auch nicht alle Auszubildenden die dreijährige Ausbildungszeit durchziehen“, erläutert Albat. Mit Nacht-und Spätdienst, Dienst an Wochenenden und Feiertagen habe die Pflege bei vielen Berufsanfängern einfach „schlechte Karten“.
Pflege leidet unter Personalmangel
Hinzu komme, dass die vorhandenen Fachkräfte älter werden und in Rente gehen, und gleichzeitig würden auch die zu pflegenden Menschen immer älter, was den Bedarf an Pflegekräften weiter erhöhe. Könne dieser Bedarf nicht gedeckt werden, müssten potenzielle Kunden abgewiesen werden. Und ein Betretungsverbot für ungeimpfte Mitarbeiter würde den ohnehin vorhandenen Personalmangel noch verschärfen. Als Konsequenz würden bei der Sozialstation dann definitiv Touren wegfallen, macht Franziska Albat deutlich. Auf die Frage, was die betroffenen Kunden dann machen, entgegnet die Pflegedienstleiterin: „Das fragen wir uns auch.“
Dokumentation in den Sozialstationen erfolgt künftig digital
Neben dem Wechsel in der Pflegeleitung gab es weitere Veränderungen in St. Elisabeth. Die werden Mitarbeitenden der Sozialstation mit neuer Dienstkleidung ausgestattet, und die Dokumentation wird digitalisiert. „Man hätte ganz viele Ideen, was man noch machen könnte, aber dafür bräuchte man das Personal“, sagt Albat. „Das Unternehmen investiert in die Ausbildung und Gewinnung von Nachwuchskräften. Der Trägerverein geht sehr flexibel mit allen Arbeitszeitmodellen um,“, ergänzt Sabine Feig. So gibt es in der ambulanten Pflege keine Teildienste und auch keinen Wechsel von Spät-zu Frühdienst. Dafür erhalten Beschäftigte eine Pauschale, wenn sie als „Springer“ Dienste übernehmen müssen und einmal pro Woche bietet die Sozialstation den Mitarbeitern eine kostenfreie Yogastunde an. Es gibt Eltern (Mütter)-Touren, die um 7.30 Uhr beginnen, damit die Kinder noch vor Dienstbeginn in den Kindergarten oder die Schule gebracht werden können. Dienste an Wochenenden und Feiertagen bleiben jedoch unumgänglich.