Im Schinderkarren ist der durchgeschüttelte Delinquent mit dem Hemdglonkerumzug am „Schmotzige“ vor das Hochwohllöbliche Narrengericht auf den prall gefüllten Marktplatz der ehemaligen Reichsstadt gebracht worden. Richter Andreas Narr nennt ihn, den im fesch-glänzenden Ornat eines wohlsituierten Bürgers gekleideten Thomas Jacob, einen „bunten Hund“. Überall hätte dieser seine Finger im Spiel – ob beim Sportclub, beim Alpenverein oder Roten Kreuz, im Tennisverein oder als Skiexperte.
Schwerwiegende Anklagen gegen den Beschuldigten

Ein „bekennender Fastnachtsverweigerer mit breitem Grinsen“, bringt es Ankläger Oliver Ritter auf den Punkt. Dem Hochverräter werfen sie vor, das er lieber zum Langlauf geht, um als Trainer einer „Exotin“ aus Tonga in seiner Sucht nach Erfolg und olympischem Ruhm zu lechzen. Dabei würde er sogar den Klimawandel, sprich: die aktuelle Schneeschmelze ignorieren. „Eine Loipe aus Kunststoff soll es sein und entlang der Strecke färbt seine Malerwerkstatt auch noch die Bäume ein“, erkennt der Ankläger „schwerste Verbrechen an der Natur durch eine durch und durch verdorbene Kreatur“.
Fasnetsverweigerer gibt sich trotzig
Aber eher quetscht sich das sprichwörtliche Kamel durch ein Nadelöhr oder bleibt dem fleißigen Kirchgänger beim Abendmahl die staubtrockene Oblate im Gaumen kleben, als dass dieser Verächter die hochnärrischen Tage vergöttern wird. „Fastnachtsverweigerer, genau das bin ich und da bleibe ich stur! Lieber Sport treiben, draußen in der weißen Natur“, bestätigt Thomas Jakob in prinzipiell couragierter Starrköpfigkeit und hält alle Vorwürfe für absurd.
Und formiert seinen Gegenangriff, stellt frivol das Kulturgut Fasnet in Zweifel, bezichtigt die Narren sogar, den Klimawandel mit verursacht zu haben: „Mit euren Böllern, Raketen und dem ganz feinen Staub, hört ihr der Greta nicht richtig zu, oder seid ihr etwa taub?“ Da wirkt der Ankläger doch etwas verblüfft, räumt zumindest lapidar ein, dass höchstens der stets mitgeführte stinkende Hexenwagen etwas Feinstaub verursacht haben könnte.
FW-Chef gibt sich als „großer Zampano“ aus
Dass dieser Mann in seiner selbst gewählten Rolle als arroganter Fatzke ein besonders delikater Fall ist, zeigt sich spätestens, als sich Thomas Jacob als der „große Zampano“ der Freien Wähler herausstellt. Der närrischen Gerichtsbarkeit ist nicht entgangen, dass ihr Delinquent im Gemeinderat stets alles in seinem Sinne hinzubiegen weiß, inklusive eines eng gepflegten Schulterschlusses mit den jeweiligen Schultes dieser Stadt. Damit prahlt er sogar vor dem zwiegespaltenen Narrenvolk, dass sich der Heiko Schmid ins nahe Oberschwaben verflüchtigt habe, der in den Ruhestand getriebene Thomas Kugler (“Des war so!“) gänzlich unter seinem Einfluss stand. Und der aktuell ins Amt gehievte Ralph Gerster „kommt vom südlichen Hinterland, von mir geplant von langer Hand!“ Zugleich kokettiert er mit dem Verweis auf sein hünenhaftes Wesen auch damit, vor dem Narrenkadi als das drittschwerste Kaliber nach Rolf Schondelmaier und Thomas Kugler zu gelten.
Viele Unterstützer fordern Freispruch für den Beschuldigen

Überraschend fährt das Narrentribunal in dieser ultraturbulenten Komödie Thomas Jakobs Ehefrau Sandra als Nebenklägerin auf. Sie würde es bei ihm nicht mehr länger aushalten, sagt der Richter, und nennt triftige Gründe: So wäre ihr Mann als Fan lieber beim Fußball und käme von Nachbesprechungen diverser Sitzungen erst nach Hause, wenn ihn der Wirt hinausgeworfen habe. Der Angeklagte hält das jedoch nur für „Gelaber – mei Frau stoht hinter mir ohne Wenn und Aber!“ Nicht minder umtriebig ist Kirsten, die moralische Unterstützerin und Schwester des Angeklagten. Sie residiert als Burgfee an der alten Stadtmauer und besitzt fürwahr zauberhafte Kräfte. Den 30-köpfigen Pulk der Protestierenden hat sie mit Black-Jackets-Overalls ausgestattet und ihr Bruder Stunden zuvor beim Warm-up in ihrer Kapitale eingeschworen, damit sie auf den Marktplatz ordentlich Radau machen. Sein wiederkehrender Slogan ist prächtig eintrainiert: „Liebe Leit, des mont ihr wisse – ohne mi gings Pfulledorf ganz schää beschisse!“ Das brüllen sie in einem Chor.
Tennisballattacke auf das Gericht

Thomas Jacob bringt seine Gang aus Langlauf, Tennis und Gemeinderat in Gang, als er die Gerichtsoberen vor einem Fehlurteil warnt: Auf sein Zeichen hin werden die Hochwohllöblichen mit gelben Tennisbällen beworfen, die wie in einem Tornado flitzen, und ihre Schläge sitzen. Jetzt ist das Maß nach diesem dreisten Übergriff auf Justitias verlängerten Arm endgültig voll.

Auch wenn der Angeklagte in seiner Furcht vor der Folter um Gnade winselt, kennt das Tribunal kein Erbarmen mehr. Der Henker packt ihn, um ihn zu strecken, auf Andreas Narrs Geheiß sogar doppelt so lang, damit er beim Obertor aus 38 Meter Höhe aus der Dachrinne saufen kann.
Beschuldiger nimmt das Urteil an
Der Beschuldigte wurde trotz seiner Reue vom Gericht dazu verurteilt beim kommenden Fasnetsauftakt am 11.11. für die Gäste die traditionelle „Brennsuppe“ zu zahlen. Der geläuterte Delinquent akzeptierte das relativ milde Urteil, erhielt einen Fuhrmannskittel und kann nun die Fasnet in Pfullendorf künftig in adäquatem Outfit verfolgen.