Am Schmotzigen Dunschdig präsentierte sich das Rathaus als trutzige Burg, die Ritter Michael Reichle zu verteidigen suchte – tatkräftig unterstützt von Hofnarr Michael Sonntag. Denn widerstandslos die Macht in närrische Hände legen, kam für Reichle nicht in Frage. Im Burghof sorgten die mittelalterlich gewandeten Schankweiber aus der Verwaltung für wohlwollende Stimmung unter den Angreifern, brachten sie doch Speis und Trank unters Volk. In den Bechern dampfte Punsch und Glühwein, vom Himmel heizte die Sonne und der Musikverein Illmensee sorgte für gute Stimmung.

Auf dem Rathausvorplatz ging es bei strahlendem Sonnenschein und mit „Wein, Weib und Gesang“ wie auf einem Mittelaltermarkt zu.
Auf dem Rathausvorplatz ging es bei strahlendem Sonnenschein und mit „Wein, Weib und Gesang“ wie auf einem Mittelaltermarkt zu. | Bild: Kirsten Johanson

Den Wasserspuckern, die am Morgen bereits Kindergartenkinder und Schüler befreit hatten, gelang es, beim Mittelalterspektakel die Ritterspiele gewinnen. Beim Sackhüpfen errangen sie die Auszeichnung „Sackgesicht“, beim Hufeisenwerfen bewies der Seeteufel die höhere Treffsicherheit und auch vorm „Gebranntem mit Getier“ – einem Schnaps mit Einlage – ließen sich die schwedischen Hauptmänner nicht einschüchtern.

Hofnarr Michael Sonntag (links), hauptberuflich Kämmerer, verteilt im Auftrag von Ritter Reichle (rechts) „Gebranntes mit ...
Hofnarr Michael Sonntag (links), hauptberuflich Kämmerer, verteilt im Auftrag von Ritter Reichle (rechts) „Gebranntes mit Getier“, das Bürgermeistersekretärin Sandra Spähler (Mitte) als Schankweib gebracht hat. | Bild: Kirsten Johanson

Selbst Festkleben hilft nicht

„Ich muss euch Respekt zollen, mit Mut und großer Aufopferungsbereitschaft habt ihr Männer euch geschlagen“, sagte Reichle anerkennend. Ein letztes Aufbäumen gab es noch. Hier hatte sich der Bürgermeister bei den Klimaaktivisten etwas abgeguckt und klebte seine Hand auf der Rathaustreppe fest. Doch wurde er wie Greta Thunberg in Lützerath von den Narren weggetragen und die Wasserspucker hatten freie Bahn. „Kompliment, euch Narren ist kein Klebstoff gewachsen und so gebe ich mich geschlagen“, sagte Reichle. Am Ende konnte Edelmann Tobias Waibel, der Narrenpräsident, den Rathaus-Schlüssel mit Siegerlächeln in die Luft recken und sich von Reichle die närrische Amtskette um den Hals legen lassen.

Was wäre die Fasnacht ohne Musik? Der Musikverein Illmensee sorgt beim Sturm aufs Rathaus für Stimmung.
Was wäre die Fasnacht ohne Musik? Der Musikverein Illmensee sorgt beim Sturm aufs Rathaus für Stimmung. | Bild: Kirsten Johanson

Bevor alle miteinander den Narrenmarsch intonierten und der Narrensamen sich am Süßigkeitenkorb bedienen durfte, verkündete Waibel noch die geltenden Verordnungen. Dazu gehört: „Schunkeln, schmusen, küssen und lustig sein ist ab sofort wieder erlaubt.“ Statt Mietpreisdeckelung sollte in Illmensee aus Narrensicht die Bierpreisdeckelung in Kraft treten: „In den Gaststätten darf kein Getränk über 2,50 Euro kosten!“ Das quittierten die Beiwohner des Spektakels mit lautem Beifall.

Conny und Michael sagen „Ja“

Die frisch getrauten Narreneltern Conny Schweitzer und Wolfgang Nadler. Hier zeigen sie nicht ihre Eheringe, sondern die ...
Die frisch getrauten Narreneltern Conny Schweitzer und Wolfgang Nadler. Hier zeigen sie nicht ihre Eheringe, sondern die SÜDKURIER-Narrenorden. | Bild: Kirsten Johanson

Die Trauung der Narreneltern, bis Aschermittwoch die letzte Amtshandlung Reichles, ging flott von statten. „Ich weiß, es fällt euch im normalen Leben schwer, aber für die tollen Tage beißt ihr die Zähne zusammen und reicht einander sie Hände.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, kam auch hier Klebstoff zum Einsatz. Fortan sind „Conny, die Herrschende“ und „Wolfgang, der Kleine“ als Frischvermählte unterwegs.

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