Hunderte Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg helfen aktuell den Opfern des verheerenden Hochwassers. Die Ersten sind wieder zu Hause – mit erschütternden Eindrücken. Am Samstagabend sind 22 Mitglieder der Feuerwehren Sigmaringen, Pfullendorf und Mengen aus dem Hochwassergebiet in Rheinland-Pfalz zurückkehrt. Sie waren in Sinzig und Bad Bodendorf im Landkreis Ahrweiler, der von der Flutkatastrophe besonders stark betroffen ist. Von Sigmaringen ging es für die Helfer am Mittwoch zur Landesfeuerwehrschule in Bruchsal (Kreis Karlsruhe).

Von Donnerstag bis Samstag im Hochwassergebiet

Der Hochwasserzug aus dem Kreis ist Teil eines auf Anforderung des Landes Rheinland-Pfalz beim Innenministerium Baden-Württemberg angeforderten Verbandes, bestehend aus mehreren Feuerwehreinheiten. Dieter Müller, stellvertretender Kreisbrandmeister im Landkreis Sigmaringen, hatte dann nur eineinhalb Stunden Zeit für die kurzfristige Organisation. Nach der Verpflegung in Bruchsal reiste die Gruppe zum Nürburgring, der als Bereitstellungsraum für alle Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK und THW dient. Am Donnerstag ging es von dort dann weiter ins Katastrophengebiet. „Sie waren in Gebieten, in denen bis dato keine anderen Einsatzkräfte waren“, schildert Dieter Müller, der selbst nicht im Einsatz war, die große Not der Menschen. Die Helfer aus dem Landkreis arbeiteten in den folgenden Tagen von früh bis spät.

Infrastruktur wurde zerstört

Stundenlang haben die Kräfte Schutt weggeräumt, Schlamm weggeschoben und vollgelaufene Gebäude ausgepumpt und Eindrücke gesammelt, so Müller. „Man kann sich nicht vorstellen, wie hoch der Schlamm steht“, sagt er. Die ganze Infrastruktur sei einfach weggespült worden. „Von rund 25 Brücken im betroffenen Landkreis stehen vielleicht noch drei Stück“, erzählt er von den Berichten der Helfer.

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Eine Woche nach der Flut: In manchen Gebieten waren noch keine Einsatzkräfte

Die Kameraden seien kurz vor der Abreise noch mit zwei Baggern in ein Industriegebiet in einer Größe von 2,5 Hektar in Sinzig geschickt worden. „Das Gebiet war zwischen einem und zwei Meter Höhe vollständig mit Unrat aus einem Getränkeabfüllunternehmen übersät, darunter auch zwei Seecontainer“. Da von dem Grundstück Verwesungsgeruch ausging, mussten die Bagger erst einmal Pfade schaffen, damit die Polizei überhaupt die Möglichkeit hatte, mit Leichenspürhunden das Areal abzusuchen. Ein Szenario das in Deutschland bis vor 14 Tagen unvorstellbar war.

Dieses Grundstück in Sinzig war mit Flaschen und Unrat überschwemmt. In dem Industriegebiet waren bis zum Eintreffen der Kräfte aus ...
Dieses Grundstück in Sinzig war mit Flaschen und Unrat überschwemmt. In dem Industriegebiet waren bis zum Eintreffen der Kräfte aus Sigmaringen noch keine Helfer. Und das rund eine Woche nach dem Hochwasser. | Bild: Kreisfeuerwehrverband Sigmaringen

Betroffene sind sehr dankbar für die Hilfsbereitschaft

„Einfach unbeschreiblich“ seien die Emotionen der Opfer der Hochwasserkatastrophe gewesen. Die Dankbarkeit der Anwohner sei enorm gewesen. „Die Helfer haben deshalb auch positive Eindrücke aus dem Krisengebiet mitgebracht“, so Müller. Aber sie überwiegen nicht, das Elend, das die Helfer gesehen haben. Er rechnet damit, dass die Anfrage für einen weiteren Einsatz kommen könnte.

DRK-Mitglieder räumen eine Klinik

Im Einsatz waren neben Feuerwehrmitglieder auch zwei Krankentransportwagen aus dem Landkreis Sigmaringen. Beim DRK Kreisverband sind in Inzigkofen in Neufra je ein Krankentransportwagen des Landes Baden-Württemberg stationiert. Diese wurden letzten Donnerstag ebenfalls zum Einsatz ins Hochwassergebiet abgerufen. Bereits um 18 Uhr waren die Fahrzeuge mit vier ehrenamtlichen Helfern besetzt und an der Sammelstelle in Gammertingen zur Abfahrt bereit. Während ihres Einsatzes evakuierten sie eine Klinik. Andreas Beck, Bereitschaftsleiter in Inzigkofen, war einer der vier ehrenamtlichen Helfer. Er erzählt: „Wir hatten die Bilder im Fernsehen gesehen und wussten dennoch nicht, was auf uns zukommt und wo wir eingesetzt werden. Wir fuhren los, ohne zu wissen, wann wir wiederkommen und waren uns sehr bewusst, dass es durchaus auch für uns Helfer nicht ganz ungefährlich werden könnte“.

Rettungskräfte aus dem Landkreis Sigmaringen halfen den Flutopfern im Landkreis Ahrweiler stundenlang ihre Häuser und Grünstücke zu räumen.
Rettungskräfte aus dem Landkreis Sigmaringen halfen den Flutopfern im Landkreis Ahrweiler stundenlang ihre Häuser und Grünstücke zu räumen. | Bild: Landratsamt/Feuerwehr