Einen ungewöhnlichen Weg zur innerörtlichen Aktivierung von potenziellem Bauland hat die Verwaltung im Teilort Zell a.A. vor. Bei einer Zwangsversteigerung am 6. Mai kaufte die Stadt die ehemalige Hofstelle Schell für 441.000 Euro, inklusive einem Drei-Familien-Haus aus dem Jahr 1974. Die drei Wohnungen mit je 96 Quadratmeter sind vermietet, der Zustand des Gebäudes ist unrenoviert, im guten Zustand, aber mit energetischem Reparaturrückstand.

Fast zwei Hektar Fläche

Nun soll das Haus wieder verkauft werden, wobei die gesamte Grundstücksfläche 919 Quadratmeter beträgt. Die restliche Fläche bleibt im Besitz der Stadt, denn das gesamte Areal ist exakt 19.386 Quadratmeter groß, wie aus den Unterlagen für die nächste Sitzung des Gemeinderats am 26. Juni hervorgeht. Das Gremium muss dem geplanten Verkauf zustimmen, wobei der Verkauf nach dem Höchstgebotsverfahren erfolgt, das Mindestgebot bei 250.000 Euro liegt und das Höchstgebot den Zuschlag erhält. Der Ausschreibungszeitraum beträgt sechs Wochen, wobei für Interessenten ein Exposé auf der städtischen Homepage erstellt wurde.

Gemeinderat muss zustimmen

„Die Gebotswertung ist nicht öffentlich“, heißt es in der Vorlage für die Gemeinderäte, wobei der Zuschlagspreis online veröffentlicht wird. Binnen drei Monaten muss der Notartermin erfolgen. Die Nebenkosten für Vermessung, Notarkosten, Grunderwerbsteuer sowie weitere mögliche Nebenkosten sind vom Käufer zusätzlich zum Gebotspreis zu tragen. Erschließungskosten fallen keine an. Bei der Vorlage eines Gebots muss der Bewerber einen Finanzierungsnachweis vorlegen, eine Nachreichung ist ausgeschlossen. Wenn kein Nachweis erbracht wird, gilt die Bewerbung als zurückgenommen.

Restfläche für Wohnbebauung nutzen

Für die Stadt scheint der Grundstückskauf ein guter Deal, denn für die knapp zwei Hektar Fläche mitsamt Gebäude hat man 22,70 Euro je Quadratmeter bezahlt. Auf Anfrage des SÜDKURIER erklärt Hauptamtsleiter Simon Klaiber, dass auf dem Areal die vorhandene Bebauung neu geordnet werden soll. Und durch den mittelfristigen Abbruch der landwirtschaftlichen Gebäude sollen Flächen für Wohnbauplätze entstehen. Nur das Haus und die Fläche von 919 Quadratmetern werden verkauft, der Großteil des Areals bleibt also in städtischer Hand. „Was genau mit der Restfläche geschieht, wird zu gegebener Zeit entschieden“, ergänzt Klaiber.

Welcher Preis beim geplanten Gebäudeverkauf erlöst wird, dürfte bei der Entscheidungsfindung im Gemeinderat keine große Rolle spielen. Selbst, wenn man nur das Mindestgebot von 250.000 Euro erzielt, hätte die Stadt bei der Zwangsversteigerung für die übrigen 18.467 Quadratmeter exakt 191.000 Euro, sprich etwa 10,40 Euro je Quadratmeter gezahlt. Und bei Ausweisung eines neuen Wohnbaugebiets würden sich die Erschließungskosten in Grenzen halten, sodass die Stadt bauwilligen Einwohnern von Zell a.A. preiswertes Bauland anbieten könnte. Eine solch günstige Gelegenheit für zukunftsgerichtete Baulandentwicklung durfte sich die Kommune höchstwahrscheinlich entgehen lassen. Allerdings ist man in einigen Teilorten durch Erschließung von Wohnbaugebieten mit vielen hunderttausend Euro in Vorleistung gegangen. Während das Areal „Alpenblick II“ in Aach-Linz schon gut gefüllt ist, ist in Otterswang und Großstadelhafen noch keinerlei Bauaktivität zu sehen.