Es ist nun ein halbes Jahrhundert her, seit die Stadt Pfullendorf sich durch die Eingemeindungen von Otterswang, Denkingen, Großstadelhofen, Mottschieß, Zell-Schwäblishausen, Aach-Linz und Gaisweiler enorm vergrößerte, aber auch deutlich mehr Aufgaben übernehmen musste. So ein Jubiläum kann man mit einem Festakt und langen Ansprachen feiern, man kann aber auch ein besonderes Fest für die gesamte Bevölkerung veranstalten.

Idee kommt vom Stadtmusikdirektor

Stadtmusikdirektor Fabian Göggel hatte da bereits im September vergangenen Jahres eine Idee und die Musikvereine aus den Teilorten waren sofort mit dabei: Eine große Serenade mit der Stadtmusik Pfullendorf sowie den Kapellen Aach-Linz, Otterswang und Denkingen sollte es sein. Doch es wurde mehr. Es wurde ein Fest der Freundschaft und Zusammengehörigkeit, mit ausgezeichneter Blasmusik, mit über 1000 Gästen, Bewirtung und einem feierlichen Abschluss.

Die Biergarnituren sind besetzt, weil zahlreiche Zuschauer den Abend gemeinsam genießen, an dem es reichlich zu essen und trinken gibt.
Die Biergarnituren sind besetzt, weil zahlreiche Zuschauer den Abend gemeinsam genießen, an dem es reichlich zu essen und trinken gibt. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

„So harmonisch wie das Zusammenspiel unserer Musikerinnen und Musiker bei der heutigen Serenade sind die Eingemeindungsverhandlungen und die Zeit danach sicherlich nicht verlaufen“, erinnerte Bürgermeister Ralph Gerster in seiner Ansprache. Mancher erinnert sich noch an Auseinandersetzungen. Doch schließlich sei aus mehreren eigenständigen Gemeinden eine Stadt Pfullendorf mit vielen lebendigen Stadtteilen geworden. Bürger mussten Abschied nehmen von vertrauter Eigenständigkeit.

„Das verdient bis heute unseren Respekt.“
Ralph Gerster, Bürgermeister

Es gab viele offene Fragen. Manche seien skeptisch gewesen, es gab auch die Sorge, ob man gehört und gesehen werde in einer größeren Stadt. Aber es habe auch den Willen gegeben, gemeinsam eine Zukunft zu gestalten. Gerster: „Das verdient bis heute unseren Respekt.“ Pfullendorf sei zusammengewachsen. „Die Stadtteile sind lebendige, starke Teile unserer Stadt, mit eigenem Charakter, eigener Geschichte und einem starken Gemeinschaftssinn“, lobte der Bürgermeister.

Sandra Seitz dirigiert die Musikanten aus Denkingen und spielt auch Akkordeon.
Sandra Seitz dirigiert die Musikanten aus Denkingen und spielt auch Akkordeon. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Der Gemeinschaftssinn war auch musikalisch spürbar. Jede der vier Kapellen der Stadt gab ein Platzkonzert, das bestimmt für jeden Gast etwas geboten hat. Von Marsch bis Polka, von Volkstümlich bis Pop und Schlager, da fehlte echt nichts. Der Einmarsch der Musikkapellen in den Stadtgarten endete in einem imposanten Gesamtorchester und weckte Hoffnungen auf schöne Stunden, die absolut nicht vergebens waren. Hier konnte man Gesichter aus allen Stadtteilen sehen, alte Bekannte wieder treffen und vor allem feststellen, wie gut der Stadtgarten für eine solche Veranstaltung geeignet ist. „So etwas sollte man hier öfter veranstalten“, konnte man sehr oft hören.

Salutschüsse mit der Kanone

Nicht so oft hört man die Kanone der Schützengesellschaft Aach-Linz donnern, die mit Salutschüssen die Veranstaltung eröffnet hatte. Zugegeben, das Wetter hätte besser sein können, aber ausgerüstet mit Regenschirmen ließen sich die Tropfen abwehren, die den Spaß verderben wollten. Manche zogen es trotzdem vor, den Festort zu verlassen. Wer aber bis zur Dunkelheit geblieben ist, der konnte etwas erleben, das wirklich beeindruckend war.

Fabian Göggel ist nicht nur Leiter der Stadtmusik. Er hatte die Idee für die große Serenade zum 50-jährigen Gemeindejubiläum und konnte ...
Fabian Göggel ist nicht nur Leiter der Stadtmusik. Er hatte die Idee für die große Serenade zum 50-jährigen Gemeindejubiläum und konnte die Kapellen aus den Stadtteilen für die super Veranstaltung gegeistern. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Mit präzisen Trommelwirbeln und feierlicher Musik kündigte sich der Abschluss an, der ganz im Zeichen der Tradition und Gemeinschaft stand. Der Große Zapfenstreich verlieh der Serenade zum Abschluss eine majestätische Note. Mit Fanfarenstößen und dem Zusammenspiel verschiedener Klangfarben wurden die Atmosphäre und die Geschichte der Stadt eindrucksvoll gewürdigt. Der Große Zapfenstreich ist das höchste und feierlichste Zeremoniell der Bundeswehr. Eine ähnlich hohe Bedeutung für die Traditionspflege der Bundeswehr hat nur das feierliche Gelöbnis.

Beim Sternmarsch auf das Festgelände dürften auch die Musikkapelle Otterswang nicht fehlen.
Beim Sternmarsch auf das Festgelände dürften auch die Musikkapelle Otterswang nicht fehlen. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Der Große Zapfenstreich soll den Zusammenhalt der Truppe festigen und die Verbundenheit von Bundeswehr und Bevölkerung stärken. Leider war es Stadtmusikdirektor Fabian Göggel nicht gelungen, eine Formation der Bundeswehr oder eine Bürgerwehr für die Serenade zu bekommen.

Nur zwei Proben

Nach nur zwei Proben zeigten die Musikkapellen der Stadt aber eindrücklich, dass auch sie etwas von Disziplin verstehen und das Marschieren für Musikerinnen und Musiker der Vereine ja kein Neuland ist. Präzise, musikalisch ausgezeichnet und mit großer Ernsthaftigkeit wurde der Zapfenstreich unter der Stabsführung von Fabian Göggel, der ja selbst aus der Militärmusik kommt, zelebriert. Der vom Fackelschein erleuchtete Stadtpark war genau der richtige Ort für eine solche atmosphärische Darbietung.