Vor einem Jahr hat die Realschule am Eichberg in Pfullendorf Handygaragen in den Klassenzimmern eingeführt. Mit Erfolg. Die Schülerinnen und Schüler akzeptieren es, dass sie vor Unterrichtsbeginn ihre Smartphones abgeben und erst nach Schulende wieder mitnehmen dürfen.

Schutz vor Mobbing

„Die Handys lenken viel zu sehr vom Unterricht ab“, sagt Schulleiter Holger Voggel, weshalb er die Idee der Handygaragen aufgriff. Ein weiterer Grund: Mit den Handygaragen sollte der unsachgemäße Gebrauch von Handys unterbunden und die Schüler vor Mobbing geschützt werden, weil beispielsweise ungefragt Fotos von Mitschülern gepostet wurden oder Schüler plötzlich das Klassenzimmer verließen, um bei Snapchat oder Tik Tok an Challenges teilzunehmen. Und auch das Verbot, Smartphones in den Pausen zu benutzen, wurde ignoriert, sodass die Lehrkräfte den Schülern öfter die Handys abnehmen mussten. „Viele sind mit dem Handy auf die Toilette gegangen“, sagt Schülersprecher Metin Kedikli.

Für jedes Handy gibt es einen Stellplatz.
Für jedes Handy gibt es einen Stellplatz. | Bild: Thannheimer Dirk

„Wir mussten irgendwann einen Riegel vorschieben“, ergänzt Holger Voggel, der gemeinsam mit den Lehrkräften nach Lösungen suchte, damit die geltende Schul- und Hausordnung nicht weiter missachtet wird. Die Lösung lautete: Handygaragen. Voggel recherchierte selbst, stieß auf eine abschließbare Handygarage aus Stahl, in die die Schüler ihr Handy beim Betreten des Klassenzimmers abstellen müssen. Der Lehrer schließt die Garage ab und öffnet sie erst wieder nach der letzten Unterrichtsstunde. Jeder Stellplatz in der Handygarage ist mit einer Nummer den Schülern zugeordnet. Einzige Ausnahme: Die Schüler der Klassenstufen sieben bis zehn dürfen in der Mittagspause das Schulgelände verlassen, ihre Handys mitnehmen, müssen sie nach der Mittagspause aber wieder an Ort und Stelle parken.

Das ist die Forderung der SMV

Holger Voggel war indes Transparenz wichtig, bevor er die ersten Handygaragen bei einer Firma in Südtirol bestellte. 250 Euro kostet eine Handygarage. Vor der Startphase zum Ausprobieren nahm er die Schülermitverantwortung und den Elternbeirat mit ins Boot. Die Resonanz war positiv. „Unsere einzige Voraussetzung war, dass die Handys sicher aufbewahrt werden und abschließbar sind, damit sie nicht gestohlen werden können“, sagt Metin Kedikli. Zustimmung erhielt die Schule ebenfalls vom Elternbeirat, der geschlossen hinter der Einführung der Handygaragen stand. „Wir fanden die Idee von Angang an sehr gut. Es ist zudem eine Erziehungsmaßnahme“, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Nicole Stern.

Eltern wurden informiert

Es gab demnach keine großen Diskussionen, keine Vorbehalte, sodass nach den Pfingstferien 2024 die ersten acht Handygaragen an den Wänden der Klassenzimmer montiert wurden – zuerst in den Klassen sieben bis neun und seit dem Schuljahr 2024/2025 in allen Klassenstufen, nachdem die Reaktionen positiv ausgefallen waren. Selbst die Schulsanitäter müssen seither ihre Handys abgeben, werden stattdessen mit Walkie-Talkies ausgestattet. In einem Schreiben Anfang Mai 2024 wurden die Eltern über die Einführung der Handygaragen samt den Regeln informiert.

Mehr Gespräche untereinander

Wie denn die Erfahrungen nach zwölf Monaten sind? „Es machen alle mit, alle sind damit einverstanden“, ergänzt Kedikli, der sich längst daran gewöhnt hat, sein Mobilfunkgerät morgens abzugeben. Nicole Stern sieht darin den Vorteil, „dass sich die Schüler mittlerweile wieder viel mehr auf dem Pausenhof unterhalten, dass sie miteinander spielen und nicht nur auf ihr Handy schauen, obwohl es eigentlich untersagt war“. Auch die Besorgnis der Eltern, dass ihre Kinder sie im Notfall nicht erreichen können, ist unbegründet. „Es kann jederzeit das Sekretariat angerufen werden“, sagt der Schulleiter. Voggel betont auch, „dass es nicht darum geht, die Schüler mit den Handygaragen zu drangsalieren. Sie sind zu ihrem Schutz“.