Die Ankündigung, dass in unmittelbarer Nachbarschaft, eine Containersiedlung für die Unterbringung von bis zu 95 Flüchtlingen entstehen soll, hatte bei den Pächtern der angrenzenden Kleingartenanlage großen Widerstand erregt. Sie äußerten Vorbehalte und Sicherheitsbedenken, regten eine Unterschriftenaktion an, wandten sich dann vergeblich an den Petitionsausschuss des Landtages. Die Container wurden aufgestellt und das Areal wurde auf Bitten der Kleingärtner mit einem Zaun umgeben. Vereinsvorsitzende Rita Krieger hatte namens ihrer Mitglieder letztlich die Entscheidung akzeptiert, verhehlte aber nicht, dass sie den Standort als falschen Platz für eine solche Einrichtung hielt.
Hoffnung hat sich erfüllt
„Ich hoffe auf ein gutes Zusammenleben“, hatte sie im SÜDKURIER-Gespräch formuliert und diese Hoffnung hat sich eindeutig erfüllt, wie die Vereinschefin nun bestätigt: „Alles ist friedlich, ruhig und es gab und gibt keine Vorkommnisse.“ Der Kleingartenverein hat derzeit 95 Mitglieder, die 47 Parzellen bewirtschaften. „Wir wussten zu Beginn nicht, was auf uns zukommt“, sagt Krieger, dass man unsicher war, wie sich das Verhältnis mit den neuen Nachbarn entwickeln werde, aber die Lage habe sich beruhigt.
Flüchtlinge
Um das gegenseitige Kennenlernen zu fördern, werden die Kleingärtner die in den Containern lebenden Flüchtlinge im Sommer zu ihrem traditionellen Fest einladen. Das gute Miteinander bestätigt ihr Vereinskollege Enver Zatryka: „Die Leute grüßen und es gab bislang noch nie Probleme.“ Der 79-Jährige hat seit vielen Jahren eine Parzelle im Kleingartenverein, und seine Anlage ist top gepflegt. „Das sind Menschen wie du und ich“, sagt er über die neuen Nachbarn. Der vitale Mann, dem man sein Alter absolut nicht ansieht, hat 44 Jahre bei der Firma Schako gearbeitet und sich zusätzlich mit Sportkegeln fit gehalten.
Flüchtlinge fühlen sich in Meßkirch wohl
Auf Sport freut sich auch Ali aus Gambia, der seit zwei Monaten in Meßkirch wohnt. Gemeinsam mit vier weiteren Jungs aus der Anlage trainiert der begeisterte Fußballer beim heimischen Fußballverein mit. Ansonsten absolviert er beim Kolpingwerk in Sigmaringen einen Deutschkurs. Der junge Mann ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Erst vor zwei Monaten ist eine vierköpfige Familie aus der Türkei geflüchtet. Aus dem Land von Alleinherrscher Erdoğan kommen nach Angaben des Bundesinnenministeriums derzeit die meisten Flüchtlinge, gefolgt von Menschen aus Syrien und Afghanistan. Der Familienvater hat in seiner Heimat als Koch in einem Döner-Restaurant gearbeitet. „Uns gefällt es hier“, antwortet das Übersetzungsprogramm des Handys auf eine entsprechende SÜDKURIER-Frage.
Bis Ende werden 30 Bewohner untergebracht
„Derzeit sind in der Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises 22 Menschen untergebracht, wobei bis Ende Mai die Belegung voraussichtlich auf rund 30 Bewohnerinnen und Bewohner aufgestockt wird“, erklärt dazu Dominik Keicher, Fachbereichsleiter Migration und Integration im Landratsamt. Und auch ihm sind seit Inbetriebnahme keine Probleme oder besonderen Vorfälle bekannt geworden. Vor Eröffnung der Gemeinschaftsunterkunft hatte eine Brandstiftung im Februar für Aufsehen gesorgt. Bürgermeister Arne Zwick war damals vor Ort und hatte später im Gemeinderat von einem gezielten Sabotageakt auf die Elektrik gesprochen, um so die Inbetriebnahme zu verhindern. Aufgrund dieser Attacke hatte der Kreistag entschieden, einen Security-Dienst zu beauftragen, der täglich von 21 bis 6 Uhr vor Ort ist. Die Kosten für diese Maßnahme belaufen sich auf monatlich 12.000 Euro und der Kreistag billigte eine außerplanmäßige Ausgabe von 120.000 Euro. „Die Bewachung der Unterkunft wird bis auf Weiteres fortgesetzt, ihre Notwendigkeit regelmäßig überprüft“, erklärt Amtsleiter Keicher, dass man derzeit weitere Maßnahmen zur Optimierung des Sicherheitskonzepts prüfe, darunter die Möglichkeit einer Videoüberwachung.