Am Donnerstag soll die Geschäftsführung des Bau- und Landmaschinenherstellers Kramer die Tarifbindung für seine Mitarbeiter aufgekündigt haben, informiert die IG Metall aus Singen. Die Mitglieder der IG Metall kündigen an, dass sich die Belegschaft gegen diese Ankündigung zur Wehr setzen wird. Das Unternehmen hat in Pfullendorf 760 Mitarbeiter. Sie befürchten unter anderem eine Verschärfung des Fachkräftemangels. Frederic Striegler, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Singen sagt: „Die Beschäftigten sind sauer. Das ist ein mieser Stil des Unternehmens und ein extrem unfairer Umgang mit seinen Beschäftigten. Jahrelang wurden von der Belegschaft Sonderschichten gefahren und Mehrarbeit geleistet.“

Konzern soll unbezahlte Überstunden verlangt haben

Die Mitarbeiter sind stinksauer. Die Beschäftigten von Kramer mussten auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag erfahren, dass ihr Arbeitgeber die Tarifbindung verlassen wird und die geltenden Tarifverträge zum Jahresende gekündigt hat. Dem vorangegangen waren unzählige Verhandlungen, in denen der Wacker Neuson Konzern weiterhin unbezahlte Stunden von allen Beschäftigten verlangt hat. „Ein Ergänzungstarifvertrag von 2011 hatte den Arbeitgebern pro Woche drei Stunden unbezahlte Leistung garantiert. Dieser Tarifvertrag ist aber in Zeiten einer Krise entstanden, in solchen Zeiten ist es für die Beschäftigten meist selbstverständlich, dem Unternehmen auf die Beine zu helfen, aber diese Jahre sind längst vorbei“, betont Frederic Striegler.

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Mitarbeiter sind sauer

Der Frust sitzt bei den Mitgliedern der IG Metall tief, denn der Konzern berichte in regelmäßigen Abständen von Rekordumsätzen und Rekordgewinnen. Die Aktionäre des Unternehmens hätten zuletzt pro Aktie eine Dividende in Höhe von 0,90 Cent ausgeschüttet bekommen. „In der Belegschaft führt dieses Verhalten zu Kopfschütteln, man fühlt sich ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.“, so Jörg Pietsch, Betriebsrat und Mitglied der Verhandlungskommission.

IG Metall kündigt Kampf an

„Auch ist nicht nachvollziehbar, wie unser Geschäftsführer noch vor zwei Wochen in den lokalen Medien von Mitarbeiteraufstockung und der Schwierigkeit, gute Leute in unseren Betrieb zu holen, redet, gleichzeitig aber die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtern möchte. Erst mit Tarifbindung öffentlich zu werben und sie unmittelbar darauf zu kündigen ist dreist und wird sicherlich nicht dafür sorgen, dass die Firma Kramer mehr Bewerbungen erhält.“, so Pietsch weiter. Geschäftsführer Christian Stryffeler hatte im SÜDKURIER-Interview gesagt, dass die Mitarbeitersuche schwierig sei: „Dabei bieten wir eine tarifliche Bezahlung, kurze Wege, eine Betriebsrente und werden eher als familiengeführtes Unternehmen denn als börsennotiertes Unternehmen geführt“. Nico Bucher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Singen, der an der Betriebsversammlung teilgenommen hat, zeigt sich empört: „Die Beschäftigten sind stocksauer“. Sie würden aber für die Tarifanbindung in den Kampf treten wollen.