Eine hoch emotionale Gemeinderatssitzung erlebte eine Handvoll Besucher am Donnerstagabend in der Stadthalle. Zu Beginn würdigte Bürgermeister Thomas Kugler, immer wieder um Fassung ringend, den verstorbenen Gemeinderat Dr. Winfried Potrzeba. Und am Ende der offiziellen Tagesordnung gab Kugler dann eine persönliche Erklärung ab, in der er seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Bürgermeister verkündete. Und wieder knisterte der Saal vor Stille. Nach reiflicher Überlegung mit der Familie und mit Blick auf seine Gesundheit habe er schweren Herzens diese Entscheidung getroffen, war dem 62-Jährigen anzusehen, wie er um diese Entscheidung gerungen hat, die er nach eigenen Angaben beim ausgefallenen Neujahrsempfang öffentlich gemacht hätte.
Ursprünglich war eine Kandidatur für halbe Amtszeit geplant
Aus Verantwortung gegenüber der Stadt, seinen Bürgern, seiner Familie und ihm selbst, werde er in einem Jahr aus dem Amt ausscheiden, gewährte Thomas Kugler tiefe Einblicke. Corona habe ihn mehr Kraft gekostet, als er gedacht und zugeben wollte, erklärte der 62-Jährige, der bekanntlich zu Pandemiebeginn an dem Virus erkrankt war. Nun überwogen wohl beim Bürgermeister die Zweifel, ob er mit der gewohnten „Schlagzahl“, und damit das immense Arbeitspensum noch leisten kann, das nach seiner Überzeugung die Stadt und ihre Bürger von einem Rathauschef erwarten können. Von seiner ursprünglichen Überlegung, erneut zu kandidieren, und zwar für eine halbe Amtsperiode, habe er aufgrund seiner persönlichen Situation Abstand genommen und die Entscheidung getroffen, Mitte Januar 2023 aus dem Amt zu scheiden. Im Juni 2022 blicke er auf eine 32-jährige Bürgermeistertätigkeit zurück, war es Kugler ein Bedürfnis ausdrücklich an seine vorherige Zeit als Rathauschef von Sauldorf zu erinnern. „Dort habe ich alles für die Arbeit gelernt“, urteilte er über seine Tätigkeit in der Nachbargemeinde, die von 1990 bis 2016 dauerte, bevor er in Pfullendorf im ersten Wahlgang zum Nachfolger von Heiko Schmid gewählt wurde.
Lob für Gemeinderat als „Entscheidergremium“
„Ich konnte bei vielem mitreden“, ergänzte Kugler selbstbewusst, dass er in vielen Themenbereichen ein ausgewiesener Fachmann ist, der mit seinen Detailkenntnissen oftmals auch Experten verblüfft. Er sei den Bürgern dankbar, dass ihm die Verantwortung für ihre Stadt übertragen haben: „Das ist eine super Stadt, ich habe hier gute Freunde gefunden und die Arbeit hat Spaß gemacht.“ Ein großes Lob zollte er den Mitgliedern des Gemeinderats für das gute Miteinander und ihre Entscheidungsfreudigkeit.
Er könne sich in den vergangenen 15 Jahren nur an eine Handvoll Themen erinnern, die man vertagte, ansonsten wurde stets entschieden. In Pfullendorf und Sauldorf seien alle seine Vorstellungen von der Bürgermeistertätigkeit in Erfüllung gegangen. „Die Stadt steht gut da“, ist Kugler überzeugt, dass die Kommune eine gute Nachfolge für ihn findet, die Pfullendorf weiter entwickelt und voranbringt. „Eine Stadt ist nie fertig“, ergänzte der erfahrene Rathauschef, dass er am Ende einer möglichen dritten Amtsperiode dann 73 Jahre alt wäre, und deshalb aus Verantwortung gegenüber der Stadt auf eine erneute Kandidatur verzichte.
Noch ein Jahr voller Aufgaben
Bis Thomas Kugler in knapp einem Jahr seinen Schreibtisch räumt, stehen noch etliche Aufgaben an, denn große Projekte wurden auf den Weg gebracht. Darunter ist der Neubau des Pflegeheims, die Konzeption des geplanten Schulverbundes, die Lösung für das Kindertagheim und nicht zuletzt das Megathema Krankenhaus. Auch deshalb kündigte der Rathauschef den Amtsleitern, die er schon am Montag über seine Entscheidung informiert hatte, gleichermaßen ernsthaft wie augenzwinkernd an, dass ein „Vollgasjahr“ anstehe.