Severin Rommeler, junger Bürgermeister der Gemeinde Saudorf, will sich im Jahr 2024 besonders für die Demokratie stark machen. Dies sei nötig, da die Stimmung in der Gesellschaft gekippt sei, wie er in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER sagt.
Er wolle dazu beitragen, dass sich mehr Menschen mit der in diesem Jahr anstehenden Europawahl am 9. Juni, vor allem aber auch mit den zeitgleich stattfindenden Kommunalwahlen auseinandersetzen. Deshalb lädt er am Donnerstag, 25. Januar, um 18.30 Uhr alle Interessierten ins Feuerwehrhaus ein. Dort wird an diesem Tag ab 19.30 Uhr der Gemeinderat tagen. Bei dem vorgelagerten Termin will Rommeler über grundlegende Themen informieren, etwa darüber, welche Rechte und Pflichten ein Gemeinderat hat. Er hofft, dass in diesem Rahmen auch Mitglieder des Sauldorfer Gemeinderats von ihren Erfahrungen berichten. Der Bürgermeister fände es gut, wenn auch einige Frauen sich über das Thema Kommunalpolitik informieren würden. Im Mai will er einen Pizzaabend für Erstwähler im Feuerwehrhaus anbieten. 16-Jährige dürfen wählen und gewählt werden. „Demokratie muss gelernt werden“, begründet er das Angebot.
Mit der Teilnahme von Bürgern an den öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats ist Severin Rommeler sehr zufrieden. Am 2. März 2023 wurde er auf sein Amt als Bürgermeister von Sauldorf vereidigt. Zu den Sitzungen des Gemeinderats, die er seither leitete, seien zwischen zehn und 30 Bürgerinnen und Bürger als Zuhörer gekommen. Den größten Zuspruch habe es gegeben, als es um Versuchsbohrungen für ein Atomendlager ging. Bei der Abstimmung im Gemeinderat gab es ein Patt – und Stimmengleichheit bedeutet eine Ablehnung. Rommeler hatte für die Bohrungen geworben, denn nach Abschluss der Versuche hätte die Gemeinde die Bohrlöcher für Erdwärme nutzen können. Für ihn sei das Thema jedoch abgehakt, da die demokratische Debatte im Gemeinderat zu diesem Ergebnis geführt habe. Ihm sei es vor allem wichtig, dass in einer sachbezogenen Debatte alle Argumente ausgetauscht werden können. „Es muss dabei immer fokussiert um die Sache gehen.“ Sei dies der Fall, dann schließe er ein Thema ab und könne einen Punkt dahinter setzen.
Das Ringen um Lösungen könne in einem demokratischen Prozess zäh sein. Doch für den Chef des Sauldorfer Rathauses gibt es keine bessere politische Staatsform. Er will sich lokal noch stärker engagieren und kandidiert auf der Liste der Freien Wähler um einen Sitz im Kreistag. Mit Blick auf die Wahl im Juni sagt er: „Ich werde einen lauten Wahlkampf führen.“ Damit meint er aber nicht Krawall. Sondern er will auch klar machen, dass die AfD zwar zwei Mandate im Sigmaringer Kreistag hat, in den meisten Fällen allerdings durch Abwesenheit glänze.
Grundsätzlich möchte er dafür werben, dass sich die Bürger bewusst machen, wie wichtig ihre Stimme ist und welchen Einfluss sie mit ihr ausüben können. Entsprechend sollten die Wähler bedenken, wen sie mit ihrer Stimme eigentlich unterstützen. „Die AfD liefert nur einfache Antworten auf komplexe Themen.“ Bundespolitisch seien die Sorgen und Ängste der Menschen nicht ernst genug genommen worden, betont Rommeler. Dies zeige sich auch in den Protesten der Bauern gegen die Kürzungen der Mittel, mit denen der Staat die Landwirtschaft unterstützt. Und seinem Eindruck nach hätte die Zahlung des Bürgergeldes an in Deutschland lebende Geflüchtete aus der Ukraine bei den Einheimischen das Gefühl ausgelöst, nicht fair behandelt zu werden. Mit Blick auf die Wahlen im Juni hoffe er, dass deswegen nicht vermehrt Stimmen bei extremen Parteien landen werden. „Wir brauchen ein Bündnis der Mitte“, appelliert der Bürgermeister.
Vor Ort sei ihm noch nicht zu Ohren gekommen, dass es Anfeindungen gegen Ukrainer gegeben habe. Die Verwaltung unterstütze in der Gemeinde lebende Ukrainer, eine Arbeit zu finden, schildert Rommeler im Gespräch. Diese Hilfe in den Gemeinden sei maßgeblich, da die Betroffenen meist nicht wüssten, wie sie vorgehen sollen und an wen sie sich wenden können.