Der Kirchenchor Rast-Bichtlingen kündigte das Konzert mit vier Chören als ein „vollmundiges Chorerlebnis“ an. Genau das erlebten die 400 Zuhörerinnen und Zuhörer im Sauldorfer Bürgerhaus. Sie genossen die Darbietungen auf hohem Niveau sowie das kurzweilige Programm mit Liedern, deren Stil von der Klassik, über Chanson, Schlager bis zu aktuellen Pop-Songs reichte. Das Publikum war begeistert, spendete lautstarken Applaus und klatschte mehrmals hingerissen bei dem ein oder anderen Lied mit.
„Es ist ein gigantisches Bild von hier oben“, freute sich Daniel Faschian, Vorsitzender des Kirchenchors Rast-Bichtlingen, bei der Begrüßung, als er von der Bühne aus über die zahlreichen Köpfe des Publikums im Sauldorfer Bürgerhaus blickte. Kaum ein Platz in diesem großzügigen Saal ist frei geblieben. Eine pfiffige Idee bestand darin, entsprechend der unterschiedlichen Chöre und ihrer jeweiligen Stärken vier verschiedene Charakter-Weine anzubieten. Manuela Ettwein griff bei der jeweiligen Vorstellung eines Chors auf die Charakteristika eines Weins zurück. „Ich verspreche Ihnen einen Abend mit wundervoller Musik und schönen Momenten“, so die Alt-Sängerin. Der Abend werde wie der Hagnauer Müller-Thurgau fruchtig und würzig sein und eine saftige Präsenz am Gaumen hinterlassen. Angehörige der Chormitglieder servierten Getränke und kleine Speisen.
Als Erstes brachte der Kirchenchor Sauldorf-Meßkirch gute musikalische Laune in das Bürgerhaus, mit Volksweisen, beliebten Wiener Melodien, die vom guten Wein in fröhlicher Runde erzählen, und Ohrwürmern ab der Zeit der 50er Jahren, als Freddy Quinn mit „Heimweh – Brennend heißer Wüstensand“ Erfolge feierte. Gerne hätte man mitgesungen bei: „So schön, schön war die Zeit …“ Manch ein Mund bewegte sich zu den Liedern. Chorleiter Reiner Hipp hatte für das Konzert auch Hits aus späteren Jahrzehnten ausgewählt wie „Ein ehrenwertes Haus“ von Udo Jürgens und „Lollipop“, bei dem er mit einer umfunktionierten Luftpumpe fröhlich für den Plopp sorgte.
Die jungen Sängerinnen und Sänger vom Kammerchor Tonart Rast-Bichtlingen unter der Leitung von Volker Nagel bewiesen, dass sie mit ihren Stimmen immer genau richtig liegen und jedes Genre wunderbar interpretieren können. „Da drunten im Tale“, basierend auf einem Chorsatz von Johannes Brahms, sangen sie ebenso überzeugend wie den Dauerbrenner „Westerland“ von Die Ärzte, den Chartstürmer „Auf das, was da noch kommt“ von Max Giesinger oder das poetische „Greensleves“. Es war eine Freude und Genuss, ihnen zuzuhören. Vor allem begeisterte es, dass so viele junge Menschen die Passion des Singens für sich entdeckten und nun mit ihrer Leistung beeindrucken.
Nach diesem überzeugenden Auftritt war zu befürchten, dass es der folgende Chor schwer haben könnte, sich anzuschließen. Dies war jedoch keineswegs der Fall. Chorleiterin Sabine Hensler und die Sängerinnen und Sänger vom Kirchenchor Boll übernahmen souverän diese Herausforderung und präsentierten Lieder, die man zunächst nicht mit einem Kirchenchor verbinden würde. In ihrem Repertoire hatten sie zwei Klassiker der Puhdys, Aktuelleres wie „Hold my Hand“ von Lady Gaga und auch der Abschiedssong „Ade, Ade“ der norddeutschen Seebären Santiano, die in ihren Liedern von Abenteuern, wilder See und rauen Nächten erzählen.
Danach trat der größte Chor des Abends auf: der Kirchenchor Rast-Bichtlingen unter der Leitung von Volker Nagel. Die Sängerinnen und Sänger überzeugten mit ihrem breit gefächerten Können in jeder Hinsicht. Stimmungsvoll und präzise akzentuiert sangen sie den Abendchor aus der Oper „Das Nachtlager in Granada“ von Conradin Kreutzer. Leidenschaftlich fühlten sie sich in die verschiedenen Genres ein, sei es die „Biene Maja“ von Karel Gott, den Chanson „Für mich solls rote Rosen regnen“ von Hildegard Knef oder das flotte und freche Lied „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr.
Es war ein Abend voller herrlicher Chormusik, der wie im Flug verging. Als alle Beteiligten sich zum afrikanischen Schlusslied auf und vor der Bühne zusammenfanden, beeindruckte es, wie viele Personen sich in der nahen Region intensiv mit Gesang und Musik beschäftigen. Die Chorleiter Sabine Hensler, Reiner Hipp und Volker Nagel erhielten zum Dank für ihre grandiose Leistung ein Präsent von Daniel Faschian überreicht.