Mit einem zauberhaften Konzert beendete der Musikverein Rast unter dem Dirigat von Rosa Häuptle in der vollbesetzten Halle des Bürgerhauses traditionell sein Vereinsjahr. Trotz der unsicheren Wetterlage erschien das Publikum überaus zahlreich, denn man wollte hören, was das rund 50 Köpfe starke Orchester an Märchen zu erzählen hatte. Denn Märchen und Legenden war das Thema des Konzerts.
Zu Beginn hat der Vorsitzende Thomas Merkel, seit diesem Jahr in Amt, die Besucher, darunter Stefan Blender, Vizevorsitzender des Blasmusikverbandes Sigmaringen, und Bürgermeister Severin Rommeler willkommen geheißen und einen musikalischen Märchenabend voller Wendungen und Überraschungen versprochen. Dabei hatte er den Mund nicht zu voll genommen, denn mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ von Karel Svoboda weckten die Musiker mit den sanft-lieblichen und kraftvoll-bedrohlichen Passagen bei den Zuhörern sofort Kindheitserinnerungen an eine der schönsten Märchenverfilmungen der vergangenen Jahrzehnte. Ganz anders die Klänge des Stücks „Besame Mucho“ der mexikanischen Komponistin Consuelo Vélazques, eines der unsterblichsten Ohrwürmer aller Zeiten, das von heißer Liebe und Abschied erzählt. Bei dieser Melodie zeichneten Marion Matheis und Jonas Häuptle mit ihren Flügelhörnern die leidenschaftliche Sehnsucht zweier Liebenden in einem Solo-Duett nach, bei dem nicht nur ihre Instrumente Glanzlichter warfen. Verdienter Applaus unterstrich die bemerkenswerte Interpretation.

Mit „Gullivers Travels“ (Bert Appermont) ließ das Orchester in vier Sätzen die Reisen des märchenhaften Abenteurers vor dem inneren Auge entstehen, zart und sanft im Land der Zwerge, wuchtig im Reich der Riesen, ruhig fließend im Wasserland und feurig im Land der Pferde. Eine weitere Wendung des musikalischen Genres durfte das Publikum vor der Pause mit einem Deep-Purple-Medley erleben, bei der die Musiker alle Facetten der Blasmusik ausspielten. Natürlich mit Gitarrenunterstützung und mit voller Dröhnung der vier Schlagwerker, die sich ausleben konnten. Mit „Lord Tullamore“ des zeitgenössischen Komponisten Carl Wittrock schienen feuchte Nebelschwaden und kühle Luft durch die Halle zu wehen. Die melancholischen Töne der Oboe, gespielt von Sandra Reichel, erzeugten besondere Stimmungen, als wäre man irgendwie Teil der Legende um Lord Tullamore, erlebte die Feuersbrunst mit, aber auch die zauberhafte Liebesgeschichte des jungen Lords.
Und wieder eine ganz andere Welt, gab es „Gablonzer Perlen“, eine vor Lebendigkeit sprühende Polka, die die Geschichte der nordböhmischen Stadt erzählt, die berühmt ist für ihre Perlenkunst. Mit einem Aladdin-Medley entführte das Orchester die Zuhörer in die magische Welt des Orients. Mit diesem Arrangement von Hiroki Takahashi im für Blasorchester eingeteilten Schwierigkeitsgrad drei boten die Musiker den Zuhörern die mitreißende Musik aus dem fantastischen Disneyfilm.
Der Musikverein Rast, der sich in der Mittelklasse einstuft, hat mit diesem Konzert bewiesen, dass auch ein Orchester einer kleinen Gemeinde über enormes Potenzial verfügt, eine Menge Spielfreude und musikalischen Enthusiasmus mitbringt und in der Lage ist, mit ihrer jungen Dirigentin auch schwierige Wege zu gehen. Das Publikum dankte den Akteuren mit begeisternden Zugaberufen. Marie Beck und Philipp Bischof führten gekonnt durch das Programm.
