Mit einem Festakt im Bürgerhaus und dem „Markt der Möglichkeiten“ hat die Gesamtgemeinde Sauldorf ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Dabei präsentierte sich die Gemeinde mit ihren sechs Ortsteilen Bietingen mit Weiler Hölzle, Boll, Krumbach, Rast, Sauldorf mit Weiler Roth sowie Wasser mit Ober- und Unterbichtlingen, Wackershofen und Reute in ganzer Pracht.

Die Sauldorfer Zünfte stellen sich vor.
Die Sauldorfer Zünfte stellen sich vor. | Bild: Susanne Grimm

54 Vereine bereichern die Flächengemeinde, darunter natürlich die Feuerwehren und vier Musikkapellen, doch das weitere Spektrum an Vereinsaktivitäten dieser 2562 Einwohner zählende Gemeinde brachte den auswärtigen Besucher zum Staunen. Die Vereine ließen es sich nicht nehmen, zum 50-jährigen Bestehen ihrer Kommune ihr vielfältiges Angebot aufzufächern und zu zeigen, was in Sauldorf möglich ist.

Alle Vereinsvorstände werden für ihr Engagement geehrt und erhalten ein kleines Präsent.
Alle Vereinsvorstände werden für ihr Engagement geehrt und erhalten ein kleines Präsent. | Bild: Susanne Grimm

Bürgermeister Severin Rommeler würdigte in seiner Ansprache dieses „überdurchschnittlich große Engagement“, das die Gesamtgemeinde lebendig mache. Im Lauf der Veranstaltung gab es eine Ehrung aller Vereinsvorsitzenden. Die Mitglieder einiger Vereine trugen mit zahlreichen Darbietungen zum Programm bei, darunter zwei Gruppen des Showtanzvereins, die mit bestechenden Choreografien, akrobatischen Elementen und bewundernswerter Ausdauer beeindruckten. Zur Eröffnung haben sämtliche Chöre der Gesamtgemeinde Sauldorf gesungen. Dies waren die Chöre Rast-Bichtlingen, Sauldorf-Meßkirch, Boll und Krumbach-Bietingen unter der Leitung von Lorenz Gabele und Reiner Hipp sowie Sabine Hensler am Klavier.

Das Bürgerhaus war zum Jubiläum brechend voll.
Das Bürgerhaus war zum Jubiläum brechend voll. | Bild: Susanne Grimm

In einer kleinen Bilderschau ließ der junge, seit einem Jahr amtierende Bürgermeister die Geschichte des Ortes Revue passieren und erinnerte an die erste Besiedelung, die vor gut 1000 Jahren im Norden des Waltere Hochmoores begonnen hat. Dieser moorigen, nassen Landschaft habe Sauldorf, in alten Quellen auch „Suldorf“ genannt, auch seinen Namen zu verdanken, der sich vermutlich von „Suhle“ ableiten lasse. Es werde vermutet, so der Bürgermeister, dass aufgrund des instabilen Untergrunds die Gebäude einst auf Pfählen gebaut worden sind. Heute sei das ehemals über 95 Hektar große Moor ein Naturschutzgebiet.

Die Mädchen des Showtanzvereins Sauldorf zeigen akrobatische Tänze.
Die Mädchen des Showtanzvereins Sauldorf zeigen akrobatische Tänze. | Bild: Susanne Grimm

Auch im heutigen Brauchtum spiegele sich die moorige Geschichte wider. So sei beispielsweise der Name des Narrenvereins „Durbestecher“ auf den Torfabbau zurückzuführen. Diese Narrenzunft mit ihren verschiedenen Figuren sowie andere Brauchtumsvereine wie die „Bachrosen“ aus Bietingen, die „Burggeister“ aus Krumbach, oder die „Binker“ aus Boll präsentierten sich und ihr Brauchtum auf der Bühne. Unter anderem schlugen sie vor, den Schultes nicht nur eine Woche in der fünften Jahreszeit aus dem Rathaus zu verbannen, sondern 51 Wochen.

Auch kleine Musiker spielen beim 50er Fest mit den Großen.
Auch kleine Musiker spielen beim 50er Fest mit den Großen. | Bild: Susanne Grimm

„Mir richtet des schon“, waren sich die Narren sicher, die auch in Sachen Biberbahn und nagendes Wassertier etliches zur Heiterkeit des Publikums beitrugen. Dabei richteten sie sich insbesondere an den Biberexperten und Landtagsabgeordneten Klaus Burger. Dessen spontane Retourkutsche sorgte ebenfalls für Lacher. Bevor alle Musikvereine der Gesamtgemeinde die Schlussakkorde samt Badner Lied anstimmten – übrigens soll es das erste Mal gewesen sein, dass alle Musikkapellen gemeinsam vor Publikum gespielt haben – richtete der Bürgermeister den Blick in die Gegenwart und Zukunft.

Die kleinen Mädels des Showtanzvereins Sauldorf wussten zu begeistern.
Die kleinen Mädels des Showtanzvereins Sauldorf wussten zu begeistern. | Bild: Susanne Grimm

So habe sich die Gemeinde in jüngster Vergangenheit von einem stark landwirtschaftlich geprägten Ort zu einem expandierenden Gewerbestandort mit großen Gewerbe- und vielen kleinen mittelständischen Betrieben entwickelt. Eine Machbarkeitsstudie habe ein positives Ergebnis für einen möglichen Stundentakt der Biberbahn ergeben und der erste Bauabschnitt des Glasfaserausbaus für „weiße Flecken“ in Boll, Bietigheim und Krumbach sei erfolgt. Der zweite Bauabschnitt liege in Reichweite. In die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung sowie Straßen- und Wegebau solle zeitnah investiert werden. Auch das Gemeindeentwicklungskonzept 2040 sowie die Nahversorgung und das Wohnen im Alter stünden auf der Agenda.

Ein Versprechen, so der Bürgermeister, löse er zum 50-jährigen Gemeindebestehen ein: Zum Wochenbeginn werde die neue Homepage gestartet. Mit Blick auf die Kommunal- und Europawahlen im Juni rief Rommeler auf, zur Wahl zu gehen. Er zitierte den Präsidenten des Gemeindetages, Stefan Jäger, der gesagt habe: „Kommunen sind der Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind“. Es dürfe in einer Demokratie nicht passieren, Stimmen aus Frust zu verschenken.

Bevor Rommeler zum Stehempfang einlud, sprach er den Bürgern, den Vereinen, Initiativen und Unternehmen Dank und Anerkennung aus „für 50  Jahre aktive Gemeinschaft“ und erklärte: „Ich will mich für unsere Gemeinde einsetzen und möchte das weitere Zusammenwachsen fördern.“