Sehr gut besucht war der Neujahrsempfang am Sonntag in Sauldorfs Bürgerhaus. Ganz sicher war einer der Gründe dafür der bevorstehende Wechsel am Steuerruder des Seglers namens Sauldorf. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel richtig setzen“, hatte Bürgermeister Wolfgang Sigrist zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2008 gesagt. Diesen Satz des Philosophen Aristoteles benutzte er wieder bei seiner letzten öffentlichen Veranstaltung, dem Neujahrsempfang 2023. Dass Sigrist den Wind in den 16 Jahren seiner Zeit als Steuermann geschickt nutzte, hob Bürgermeisterstellvertreter und langjähriger Gemeinderat Ottmar Schober hervor, der in seiner Laudatio Wolfgang Sigrist „als Glücksfall für die Gemeinde bezeichnete. „Die 16 Jahre seiner Amtszeit sind eine Erfolgsgeschichte, die sich sehen lassen kann“, sagte Schober, der mit nur einer Unterbrechung seit 1976 im Gemeinderat sitzt.

Das Badener-Lied wird von den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern auf Wunsch des scheidenden Bürgermeisters Wolfgang Sigrist mit ...
Das Badener-Lied wird von den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern auf Wunsch des scheidenden Bürgermeisters Wolfgang Sigrist mit Inbrunst beim Neujahrsempfang in Sauldorf gesungen. | Bild: Susanne Grimm

Kinderbetreuung und Bauplätze als Schwerpunkte

Als Schwerpunkte von Sigrists Arbeit nannte Schober als Beispiele den Ausbau der Kinderbetreuung, die dem selbstgewählten Motto „Kurze Beine, kurze Wege“ gerecht geworden sind, sowie die schon sehr früh erkannte Notwendigkeit des Breitbandausbaus. „‘Wir waren mit die ersten, die die Grundlage hierfür geschaffen haben, so der Vizebürgermeister, „mittlerweile sind wir auf der Zielgeraden“. Es sei auch Sigrists Anliegen gewesen, in allen Ortsteilen Bauplätze anbieten zu können, was sich als wichtiger Baustein für die Entwicklung der Gemeinde herausgestellt habe.

Das Urgestein der Sauldorfer Kommunalpolitik und stellvertretender Bürgermeister Ottmar Schober hielt die Laudatio: „Wir sind froh ...
Das Urgestein der Sauldorfer Kommunalpolitik und stellvertretender Bürgermeister Ottmar Schober hielt die Laudatio: „Wir sind froh und dankbar, dass Sie sich so für unsere Gemeinde eingebracht haben. Man kann wirklich sagen: Es war Ihre Gemeinde!“ | Bild: Susanne Grimm

Dass sich auch die Finanzen auf einer soliden Basis befinden, verdeutlichte auch der scheidenden Bürgermeister. Als er am 1. März 2007 begonnen habe, lag das Haushaltsvolumen bei rund 6,5 Millionen Euro und die Schulden bei knapp einer Million Euro. „Heute“, so Sigrist, „haben wir ein Haushaltsvolumen von 11,3 Millionen Euro und rund eine halbe Million Euro Schulden“. Dabei habe der Darlehenszins damals bei rund 4,5 Prozent gelegen. Umso erfreulicher sei, dass „wir das heutige Darlehen noch mit einem Zinssatz von 0,2 Prozent abschließen konnten“.

Mehr Menschlichkeit zulassen

Gerade vor dem Hintergrund der großen Krisen auf allen Ebenen und dem Nicht-Wissen, was noch kommt, sei es wichtig, einen kühlen Kopf zu behalten und kritisch zu prüfen, was möglich und am wenigsten schädlich sei, riet Sigrist. Er rief zu einem Umdenken auf, „dass mehr Menschlichkeit zulässt und sich auf andere Werte als die von Rendite und Wachstum beruft.“ Noch vor einem Jahr hätte niemand geglaubt, dass Russland die Ukraine mit einem Krieg überzieht und die Inflation die Marke von zehn Prozent erreichen werde, die Lebenshaltungskosten rapide steigen sowie Strom- und Heizenergie eingespart werden müssen. „Wir wissen nicht, was uns noch bevorsteht“, sagte der Bürgermeister, verwies aber beruhigend auf die Findigkeit der Menschen, „die noch immer Auswege und Lösungen gefunden haben“. Es gelte auch in schwierigen Zeiten „den Kopf oben zu behalten und nicht in den Sand zu stecken“. Er appellierte an die Bürger, sich verstärkt dafür einzusetzen, „die extremen Ränder unseres politischen Spektrums zu schwächen“. Es dürfe nicht sein, dass antidemokratische Gruppen die Krisen nutzten, um Menschen auf ihre Seite zu ziehen.

Severin Rommeler eine gute Wahl

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Was Sauldorf anbelangt, gratulierte er den Wählern zu ihrem neuen Bürgermeister Severin Rommeler, der im März den Chefsessel im Rathaus übernehmen wird. Der stand beim Neujahrsempfang mit seiner Verlobten Franziska Schmitz neben Wolfgang Sigrist und dessen Frau Ingrid. Gemeinsam begrüßten sie die Gäste. Sigrist: „Ich bin überzeugt, dass wir mit Rommeler einen jungen dynamischen Kämpfer bekommen haben, der Sauldorf in eine gute Zukunft steuern kann. Setzen wir mit dem neuen Steuermann die Segel!“ Er gab seinem Nachfolger jene Projekte an die Hand, die bereits auf den Weg gebracht worden sind. So soll der Startschuss für den Bau des Glasfasernetzes im kommenden Frühjahr erfolgen, das Gewerbegebiet „Kälberweide“ erschlossen und die drei Dorfgemeinschaftshäuser von der Gemeinde positiv begleitet werden. Auch stehe die Neugestaltung des Schulhofs auf der Agenda sowie der bereits schon vor einem Jahr im Bebauungsplan „Letten“ ausgewiesene Spielplatz in Sauldorf.

Rosa Benz, seit Oktober 2021 Dirigentin des Musikvereins Rast, begeistert beim Neujahrsempfang 2023 in Sauldorf mit den hervorragenden ...
Rosa Benz, seit Oktober 2021 Dirigentin des Musikvereins Rast, begeistert beim Neujahrsempfang 2023 in Sauldorf mit den hervorragenden Darbietungen ihrer Musiker und eigener jugendlicher Anmut. | Bild: Susanne Grimm

Die musikalische Gestaltung des Neujahrsempfangs hatte der Musikverein Rast unter der Leitung der sympathischen jungen Dirigentin Rosa Benz übernommen, die zum Ende auch Sigrists Wunsch erfüllte und das Badener-Lied spielte, das von allen Anwesenden mit Inbrunst mitgesungen wurde. Der Dank des Scheidenden galt seiner Bürgerschaft, die auch unliebsame Entscheidungen mitgetragen hätten, seinem Gemeinderat und der Verwaltung, die nicht einfach nur „abgenickt“ hätten und nicht zuletzt seiner Ehefrau Ingrid, die all die Jahre seinen Rücken gestärkt habe.