Auf deutlich steigende Grundstückspreise müssen sich Bauherren und Bauinteressenten in der Heuberggemeinde einstellen. So legte der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung am 26. April den Bauplatzpreis für das Neubaugebiet „Im Unteren Brühl“, das sich derzeit in der Erschließung befindet, auf 110 Euro pro Quadratmeter fest.
Zur Erinnerung: Anfang 2019 hatte die Gemeinde den Preis für die Grundstücke unterhalb des Stettener Friedhofes, auf denen derzeit sechs Doppelhäuser entstehen, auf 79 Euro festgesetzt. Und im letzten größeren Stettener Baugebiet, dem dritten Bauabschnitt in der Europastraße, waren Bauinteressenten noch mit 69 Euro zum Zuge gekommen. Demgegenüber steigt der Preis nun um 41 Euro pro Quadratmeter. Für die gemeindlichen Bauplätze „Im Unteren Brühl“ macht das – je nach Größe – einen Mehrpreis von knapp 20 000 bis etwas über 30 000 Euro aus.

Vollkostenrechnung statt „politischer Preis“
Neben den steigenden Bau-, Grundstücks- und Gestehungskosten ist für die Preissteigerung nicht zuletzt auch eine Kehrtwende der Verwaltung und des Gemeinderates in Sachen Bauplatzpreis um 180 Grad verantwortlich. Ließ man vor drei Jahren in der Kalkulation noch diverse Kosten außen vor, und legte – wie rechtlich durchaus zulässig und im Gremium seinerzeit mehrfach betont – „einen politischen Preis“ fest, so erfolgte die Festlegung des Preises diesmal auf Vorschlag der Verwaltung „unter der Prämisse einer Vollkostenrechnung“. Was so viel bedeutet, als dass die der Gemeinde entstandenen Aufwendungen „allesamt durch die Verkaufserlöse der eigenen Grundstücke refinanziert werden“, wie es in der Sitzungsvorlage formuliert ist.
Einstimmig im Gemeinderat befürwortet
In der Vorlage wurde dem Gremium auch dargelegt, dass es für die Kalkulation der Bauplatzpreise „keine rechtliche Vorgabe“ gäbe, und man daher „auch einen anderen Preis als den vorgeschlagenen“ beschließen könne. Doch davon wollte diesmal niemand Gebrauch machen. Ganz im Gegenteil. So sahen es in der kurzen Debatte weder Gemeinderat Klaus-Dieter Halder (CDU) noch Florian Dreher (ILS) als Option an, „die Bauplätze aus der Gemeindekasse quer zu subventionieren“, wie Halder sagte: „Ich bin schon der Auffassung, dass wir auf die Vollkosten gehen sollten“, argumentierte er. Florian Dreher fügte an, dass die Preise im Bau derzeit „überall durch die Decke“ gingen. Und obwohl man mit dem Preis nun „die Schallmauer von Einhundert Euro“ durchbreche, und damit den einen oder anderen Bauwilligen womöglich abschrecke, könne es nicht sein, dass man die Bauplätze quer finanziere: „Wir müssen kostendeckend arbeiten“, betonte er, bevor das Gremium dem Preis von 110 Euro ohne weitere Wortmeldungen einhellig zustimmte. Noch davor hatte sich Gemeinderat Daniel Hagg (FW) erkundigt, warum das zu bauende Sickerbecken nur zu zwei Dritteln in die Berechnung einfließe, was von der Verwaltung – völlig logisch – damit begründet wurde, dass in späteren Jahren noch zu erschließende, hinter liegende Grundstücke mit dem restlichen Drittel belastet würden.

Wie sich der Preis von 110 Euro zusammen setzt, hatte die Verwaltung in einer Kalkulation dargelegt. Danach liegen die Kosten für die Erschließungseinrichtungen für die 14 gemeindlichen Bauplätze bei 83,94 Euro je Quadratmeter. Für das Grundstück fallen 15,16 Euro/m² an. Hinzu kommen die sogenannten KAG-Beiträge (Kommunalabgabengesetz), die sich aus der Globalberechnung ergeben und die für die Wasserversorgung 3,96 Euro/m² und für den Abwasserbeitrag 6,65 Euro/m² betragen. Summa summarum ergibt das 109,72 Euro: „Wir schlagen ihnen daher vor, den Betrag auf 110 Euro/m² aufzurunden“, sagte der Bürgermeister, wofür er die einhellige Zustimmung erhielt.
Erschließung für fünf private Grundstücke preiswerter
Deutlich günstiger fallen nach den Berechnungen der Verwaltung die Erschließungskosten für die fünf Grundstücke aus, die sich in privater Hand befinden. Diese wurden vom Bürgermeister, dem Hauptamtsleiter sowie dem Kämmerer mit 34,35 Euro/m² errechnet. Hinzu kommen die oben erwähnten KAG-Beiträge (Wasser: 3,96 Euro; Abwasser 6,65 Euro), sodass sich für die privaten Grundstückbesitzer für die Erschließung der Grundstücke ein Quadratmeterpreis von 44,96 Euro/m² ergibt.

Zu den beitragsfähigen Erschließungskosten zählen unter anderem die Kosten für die Herstellung von Straßen, Gehwegen und Beleuchtung, von Sickerbecken, Kanälen für Regen und Schutzwasser, für den Grunderwerb, die Bauleitplanung, die Vermessung und dergleichen. Von den Gesamtkosten trägt die Gemeinde laut Satzung einen Anteil von fünf Prozent. Die restlichen 95 Prozent sind von den Anliegern zu tragen. Deren Verteilung auf die einzelnen Grundstücke ist unter anderem im Kommunalabgabengesetz sowie in der Satzung über die Erhebung von Erschließungsbeiträgen der Gemeinde Stetten a.k.M. geregelt.