„Was erwartest du denn?!“ – sagt sie und schaut mich vorwurfsvoll an. Ich fühle mich irgendwie ertappt. Ja, ich erwarte viel – und meistens auch nur Gutes. Ich erwarte Wunder von Gott. Ich erwarte nur das Beste von ihm. Ich erwarte Frieden und Gerechtigkeit. Ich erwarte bedingungslose Liebe. Ich erwarte das Reich Gottes hier auf Erden. Und irgendwie hatte ich auch erwartet, dass wir Corona längst los wären. Ich hatte erwartet, dass wir mehr Advent und Weihnachten bekommen. Ich hatte erwartet, dass wir alle zusammen das irgendwie schon hinbekommen, dass wir aufeinander Rücksicht nehmen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Corona einzudämmen. Ich hatte erwartet, dass mittlerweile alle Menschen mitbekommen haben, wie ernst die Lage ist.
Vielleicht noch trotziger hoffen
Was erwartest du denn! Nun, ja, ich erwarte sehr viel, ich erwarte Unmögliches und Wunderbares. Und ich möchte es auch noch immer nicht aufgeben! Vielleicht muss ich mir dafür diesen Vorwurf gefallen lassen: Was erwartest du denn! Vielleicht aber sollte ich auch gerade jetzt noch trotziger hoffen. Heißt es doch beim Propheten Jesaja: „Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden“ (Kap. 40,3-5).
Mit der Erwartung fängt es in meinen Augen an. Ich erwarte Großes von Gott und ich mache mich bereit für seine Wunder. Dabei bin ich mir sicher: Gott findet seinen Weg zu uns – wo und wie auch immer wir Advent und Weihnachten in diesem Jahr feiern (können). Und wenn Gott hier mitten unter uns ist, dann... Was erwartest DU denn? Die Konfirmandinnen und Konfirmanden in unserer Gemeinde haben darüber nachgedacht, was sie von Gottes Ankunft in der Welt erwarten. Gott ist in der Welt und … alles wird gut, und es ist Frieden, und die Geschichte der Bibel beginnt, und es gibt mehr Liebe und Freundschaft, und er beschützt uns, und er hilft uns, und die Welt wird wärmer. Was erwarten SIE von Gott? Was erwartest DU denn? Gott ist in der Welt und … die Welt steht Kopf, Täler sind erhöht und Berge eben, Kleine sind groß und Wichtige unbedeutend, Trauernde sind getröstet und Mutige sind vorsichtig, Kranke sind geheilt und Zweifelnde vertrauen, Corona ist besiegt und Krebs geheilt, Streit ist beigelegt und Trennungen überwunden, Einsame finden Liebe und Ausgegrenzte eine Heimat, unsere Erde ist gerettet.
Gott ist da
Lasst uns alle gemeinsam glauben, hoffen und erwarten, dass Gott da ist und mit seiner Liebe, mit Frieden, Gerechtigkeit und Vergebung, unsere Welt zum Guten verändert. „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde, kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde“ (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 18) – ist für mich die passende Hintergrundmusik für dieses Adventsvorhaben. Und in aller Erwartung weiß ich schon jetzt: Es hat schon angefangen, Gott ist da und...