Wald-Sentenhart – Die Musikkapelle Sentenhart feiert ihren 90. Geburtstag am 28. Oktober mit einem großen Bezirksmusikfest. Erst seit März 2023 stehen Jutta Störk und Heidi Eberling an der Vereinsspitze. Sie rechnen mit rund 400 Musikern aus den Bezirks- und Gastkapellen sowie Festgästen. Aus Platzgründen wählte der Verein die Zehn-Dörfer-Halle als Veranstaltungsort. Um 16 Uhr treffen sich die Kapellen auf dem Hartplatz hinter der Halle. Um 16.30 Uhr folgen die Ansprachen, der Gesamtchor aus den teilnehmenden Kapellen spielt auf. Gegen 17 Uhr ist der Fahneneinmarsch der Kapellen in die Halle. Nach der Begrüßung unterhält die Kapelle des Musikvereins Oberuhldingen. Ab 21 Uhr spielt „eine kleine Dorfmusik“ aus Österreich, später feiern die Gäste eine After-Show-Party mit der Gruppe deziBlech und Barbetrieb.
Faible für bömisch-mährische Musik
Aktuell zählt die Musikkapelle 35 Aktive. Die Stilrichtung aus böhmisch-mährischer Blasmusik zeichnet sie aus. Exzessiv widmen sich die Musikanten dieser Stilrichtung, seit Marco Liegmann 2011 den Dirigentenstab übernommen hat. „Das sind einfach wir“, sagt Heidi Eberling. Anfang der 1990er gab es in der Musikkapelle noch mehrere Sänger, die als Duett oder Trio bei Auftritten das Programm belebten. Von einigen Sentenharter Familien ist bereits die dritte und vierte Generation in der Kapelle aktiv.
Am 29. Oktober 1933 war die Musikkapelle Sentenhart gegründet worden. Die Bezahlung der Instrumente bestritten die Mitglieder aus eigenen Mitteln. Am 5. November stiftete jedes Mitglied den Beitrag von einer Reichsmark. „Das war für die damalige Zeit viel Geld“, erinnert sich das einzige nichtaktive Ehrenmitglied der Musikkapelle, Ernst Forster. Der heute 83-Jährige, früher Ortsvorsteher von Sentenhart, war 1970 in die Musikkapelle eingetreten. Als „Lehrmeister“ wurde Emil Reichle hinzugezogen und ihm für jede Probe der Betrag von 1,50 Reichsmark „freiwillig gegeben“. An Fastnacht 1934 präsentierte sich die neue Kapelle erstmals bei einer Tanzveranstaltung der Öffentlichkeit. Später wurde Hermann Reichle, der spätere Gründer der Bauernkapelle Mindersdorf, zu den Proben hinzugezogen. Nachfolgende Dirigenten waren Eugen Reutebuch, Frank Hirlinger, Theodor Blender, Wolfgang Berwarth, Hubert Stauß, Theodor Blender, Wolfgang Kuolt und seit 2011 Marco Liegmann.
Richtung Stockach orientiert
Die Sentenharter Bevölkerung orientierte sich schon seit jeher eher in Richtung Stockach und so gliederte sich die Musikkapelle in den Bezirk „Nellenburg“ (heute Nellenburg 9) in den Blasmusikverband Hegau-Bodensee ein. Zunächst spielte die kleine Kapelle oft auf Hochzeiten. „In der langen Vereinsgeschichte hat man manche Schlachten geschlagen“, blickt Ernst Forster zurück. Später gab es Kirchen- sowie Gemeinschaftskonzerte. Seit 2013 startet die Musikkapelle jeweils am Palmsonntag ins Sommerprogramm.
Seit 1978 veranstaltet die Musikkapelle am zweiten Sonntag im September die Sichelhenke. Das traditionelle Erntedankfest erfreut sich sehr großer Beliebtheit. Mit ihrem Spiel weckt die Musikkapelle immer am Morgen des 1. Mai die Bevölkerung in allen Straßen im Dorf. Sentenhart zählt 379 Einwohner. „Die Sentenharter Vereine haben schon immer viel Eigeninitiative gezeigt und sich gegenseitig geholfen,“ unterstreicht Gerold Hafner. Er stieg 1978 in die Musikkapelle ein und war von 1991 bis 2003 Vorsitzender. Die Mitglieder der Musikkapelle packten beim späteren Neubau des Dorfgemeinschaftshauses mit an. Regelmäßig trägt die Alteisensammlung im Dorf zur Aufstockung der Vereinskasse bei, berichtet Kassiererin Ulrike Will.
Gemeinsame Jugendkapelle
„Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Kauf der neuen Uniformen 1991. Bei der Sichelhenke marschierte die Musikkapelle in den neuen Uniformen ins Zelt ein“, erinnert sich Ernst Forster. Davor trugen die Musikanten Schirmmützen und die Frauen enge, kurze Bleistiftröcke und Schiffchen auf dem Haar, fügt Gerold Hafner hinzu. Der musikalische Nachwuchs wurde ab 1978 in der Musikschule in Pfullendorf unterrichtet. Das stellte den Beginn der professionellen Musikausbildung dar.
Die Sentenharter Nachwuchsmusikanten stiegen später in die Jugendkapelle Wald ein. 2001 beschlossen die Vorsitzenden der Musikvereine Winterspüren, Liggersdorf und der Musikkapelle Sentenhart die Gründung einer gemeinsamen Jugendkapelle „WiSeLi“, die heute von Christian Lohr, Kim Skonieczny und Michael Keller-Fröhlich geleitet wird und neben böhmisch-mährischen Titeln auch moderne Musikliteratur spielt. “Die Jungen müssen wir heranführen ans große Orchester, damit sie das Zusammenspiel spielerisch lernen“, so Hafner.
Konzert unter Sprungschanze
Neben der Teilnahme der Kapelle beim Wertungsspiel 1993 und der Note „gut“ in der Unterstufe zählt Hafner einen weiteren Höhepunkt der Vereinsgeschichte auf: „Wir waren die erste Musikkapelle, die unter der Bergisel Sprungschanze in Innsbruck einen Frühschoppen spielten. Die Leute blieben stehen und haben uns gefeiert!“ Heidi Eberling, Ulrike Will und Marco Liegmann sagen: „Die Musikkapelle Sentenhart zeichnet guter Zusammenhalt aus. Jung und Alt ziehen an einem Strang. Das ist der Vorteil einer kleinen Kapelle.“
Der Verein
Die Musikkapelle Sentenhart wude am 29. Oktober 1933 gegründet. Gründungsmitglieder waren: Karl Frei, Johann Frei, Josef Wildmann, Josef Dunz, Johann Thum, Robert Lehn, Thomas Müller, Otto Grom und Hermann Stengele. Die Musikkapelle Sentenhart feiert am Samstag, 28. Oktober in der Walder Zehn-Dörfer-Halle ihren 90. Geburtstag mit einem Bezirksmusikfest des Bezirks Nellenburg 9.