Christl Eberlein

Seit rund drei Jahren plant die Heinz-Sielmann-Stiftung, einen Weiher im Ruhestetter Ried anzulegen. Von Februar bis April soll das Vorhaben jetzt umgesetzt werden. Das erklärten Julia Brantner von der Sielmann-Stiftung und Christian Seng vom Planungsbüro 365 Grad in der Gemeinderatssitzung in Wald am Dienstag.

Weiher wird bis zu dreieinhalb Meter tief

Das vorgesehene Gelände liegt auf Gemarkung Ruhestetten südlich des Orts und hat eine Gesamtfläche von etwa 1,35 Hektar. Der Weiher, der dort entstehen soll, wird etwa 7000 Quadratmetern groß und bis zu dreieinhalb Meter tief. Gespeist wird er durch Grundwasser.

Im Ried fehlt noch ein Stillgewässer

Im Rahmen des „Sielmanns Biotopverbund Bodensee“, der den Schutz der Natur und die Förderung der Artenvielfalt verfolgt, wurden seit 2004 an 44 Standorten Projekte umgesetzt, die Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen und aufwerten sollen. Bislang fehlt im Ruhestetter Ried ein Stillgewässer – eine Lücke, die der Weiher schließen soll. Vor allem die Uferrandzonen eines solchen Gewässers seien wertvolle Räume für eine Vielzahl an Lebewesen, erklärte Julia Brantner.

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Fläche bereits im Frühjahr 2019 gerodet

Die Fläche, die im Besitz der Heinz-Sielmann-Stiftung ist, wurde bereits im Frühjahr 2019 gerodet. Während der Hauptarbeitszeiten im März und April müssen zunächst rund 14 500 Kubikmeter Boden ausgehoben werden. Das Material soll über die südlich an das Grundstück angrenzende Verbindungsstraße zwischen den Landesstraßen 194 und 195 durch das Ruhestetter Ried transportiert werden.

Landesstraße wird während der Bauarbeiten gesperrt

Daher wird die Straße während der Bauarbeiten für den Individualverkehr gesperrt. Der Verkehr wird in südlicher Richtung über die Landesstraße 194 und die Kreisstraße 8268 sowie auf der Landesstraße 194 über Aach-Linz umgeleitet.

Räte fürchten Schäden an Straße

Der Gemeinderat hatte dem Vorhaben bereits im November 2018 zugestimmt. Im Gemeinderat kamen jetzt jedoch Fragen und Diskussionen auf. Mehrere Gemeinderäte gaben zu Bedenken, dass die Landesstraße unter der Belastung durch die Baustellenfahrzeuge leiden könnte. Gemeinderatsmitglied Gerhard Lohr (CDU) äußerte im eigenen Namen und im Namen der Ruhestettener Einwohner Zweifel daran, dass die Straße, die bereits in einem mangelhaften Zustand sei, weiterhin für den Verkehr nutzbar bleibe.

Straße wird durch spezielle Matten geschützt

Die Vertreter der Heinz-Sielmann-Stiftung und des Planungsbüros versicherten, dass die Straße bei eventuell verursachten Schäden durch die Arbeiten auf jeden Fall in den gegenwärtigen Zustand zurückversetzt werde. Während der Baumaßnahme werde die Straße durch das Auslegen spezieller Matten geschützt.

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Kritik an massivem Eingriff in Naturschutzgebiet

Ein weiterer Punkt, den Lohr zur Sprache brachte, war das Verhältnis des in seinen Augen massiven Eingriffs in das Naturschutzgebiet zum späteren Nutzen. Die Natur habe sich die bereits vor einem Jahr gerodete Fläche mittlerweile zurückerobert und weise schon jetzt eine große Artenvielfakt auf.

Planungsbüro rechnet mit 3000 Lastwagen-Ladungen für Materialtransport

Zudem seien allein die Aushubarbeiten mit einem sehr hohen Material- und Transportaufwand verbunden – das Planungsbüro nannte einen Wert von knapp 3000 Lastwagen-Ladungen – den er kaum noch als gerechtfertigt erachte. Siedele sich der Biber in dem Gebiet an, könne man die ganze Maßnahme zum Nulltarif haben, argumentierte das Gemeinderatsmitglied.

Lebenszeit des Weihers auf bis zu 300 Jahre ausgelegt

Diese Ansicht sei nicht weitreichend genug, erklärten Julia Brantner und Christian Seng. Zum einen staue ein Biber eine deutlich kleinere Menge an Wasser an, als das die geplante Maßnahme es vorsehe. Zum anderen sei der Weiher auf einen Zeitraum von bis zu 300 Jahren ausgelegt, bis zu seiner natürlichen Verlandung. In den kommenden drei Jahrzehnten werde sich eine deutlich höhere Vielfalt an Vögeln, Amphibien, Insekten und Pflanzen beobachten lassen, als dies derzeit der Fall sei, betonte die Vertreterin der Stiftung.