Biologe Peter Berthold ist ein Mann der klaren Worte. „Wenn ich Kaiser von Deutschland wäre, würde ich alle Leute enteignen, die solche Gärten des Grauens haben“, kritisierte er in seinem Impulsvortrag beim Sielmann-Dialog die in Mode gekommenen Steingärten. Diese seien vielleicht pflegeleicht, aber tot, sagte er weiter und plädierte für mehr Artenvielfalt in den Vorgärten.

In der anschließenden Diskussionsrunde relativierte er die Vehemenz seiner Einlassung in Bezug auf die Schottergärten-Besitzer – er sei ja nicht der Kaiser von Deutschland. Ansonsten warb der Biologe mit seinem eigenen Garten für biologische Vielfalt, Selbstversorgung und den Verzicht auf „ökologisch wertlose Rasenflächen“.

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Viel ungenutztes Potenzial in Privatgärten

6800 Quadratkilometer Gartenfläche gebe es deutschlandweit, hatte zuvor Heiko Schumacher von der Sielmann-Stiftung berichtet. Hier bleibe vielfach Potenzial ungenutzt, wenn es um das Thema Artenvielfalt gehe. Ein gutes Gegenbeispiel hatte Bürgermeister Matthias Längin parat: Er zitierte ein Schild aus einem Überlinger Privatgarten. „Das ist kein verwilderter Vorgarten, sondern ein 5-Sterne-Wellness-Hotel für Insekten“, sei darauf zu lesen.

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Wildbienenspezialist Hannes Petrischak: Gärten sollten nicht zu ordentlich und aufgeräumt sein

Wildbienenspezialist Hannes Petrischak von der Sielmann-Stiftung zeigte mit Beispielen und Bildern auf, dass diese humorvolle Formulierung keineswegs zu hoch greift. Es gebe kaum eine Nische, die Insekten nicht besetzen und trickreich nutzen, erklärte er den Zuhörern. Bisweilen komme es zu einem regelrechten Wettstreit um die Nahrung. Ein Garten dürfe nicht zu aufgeräumt und ordentlich sein. Insbesondere Totholzlemente können laut dem Spezialisten als Biotop eine wichtige Rolle spielen. Wer dann genau hinschaue, könne im eigenen Garten auf eine Kleintiersafari gehen und viel Neues entdecken – beispielsweise Grabwespen und Holzbienen. Auch für Brennnesseln sollte im Garten etwas Platz sein, wolle man später bunte Schmetterlinge sehen. Denn viele Raupen lieben das Wildkraut, erläuterte Petrischak.

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Dass auch die Landesgartenschau (LGS) zu ökologischer Vielfalt beitrage, betonte Geschäftsführer Roland Leitner. Neben einem bunten Blumen- und Staudenbeet als Blickfang werde am neuen flachen Seeufer eine Strandrasengesellschaft angesiedelt – mit Pflanzen, die heute selten geworden sind. Auch die Laichmöglichkeiten für Fische würden verbessert und statt einer „Materialschlacht“ mit Beton und Stein gestalteten die Landschaftsgärtner in Überlingen schwimmende Gärten als Schauobjekte.