Die eindrucksvolle Pracht der Berge und Achttausender, aber auch deren Schroffheit und die Gefahren, die mit den Besteigungen verbunden sind, lockte rund 320 Zuhörer in die Zehn-Dörfer-Halle. Die Südtiroler Bergsteigerlegende Hans Kammerlander präsentierte seine Multivisionsshow „Manaslu – Der Geisterberg“. Der 66-Jährige kam auf Einladung des Rotary Clubs Pfullendorf-Meßkirch. Mit dem Pastpräsidenten des Clubs, Siegfried Butz, verbindet Kammerlander eine Freundschaft. Sie waren gemeinsam in Nepal unterwegs. Kammerlander unterstützt – wie auch der Rotary Club Pfullendorf-Meßkirch – die Nepalhilfe. Für die Multivisionsshow verzichtete Kammerlander auf ein Honorar. Der Eintrittserlös geht über die Nepalhilfe Beilngries direkt nach Nepal.
Beim Blick durch die Besucherreihen wurde deutlich, dass Kammerlander und seine Erzählungen alle Altersgruppen interessiert und ein Muss für alle Bergbegeisterten der Region darstellte. Siegfried Butz dankte der Gemeindeverwaltung, die die Halle für die Benefizveranstaltung zur Verfügung gestellt hat. Bereits vor acht Jahren war Kammerlander in Wald gewesen.
Einige Schicksalsschläge
Kammerlander zählt zu den „ganz Großen der Alpingeschichte“. Er hat zwölf der 14 Achttausender bestiegen und war der erste Mensch, der vom Mount Everest mit Skiern abgefahren ist. Vor wenigen Tagen ist sein Bergjahr zu Ende gegangen und zum Jahresende wird der Südtiroler wieder nach Nepal aufbrechen. Kammerlander hoffe, den Besuchern mit den Bildern von Südtirol bis zu den höchsten Bergen der Welt eine Freude zu machen. Neben der Suche nach Kitzel und dem Kick zog auch die Schönheit und Faszination der Berge Kammerlander an. Er wollte mehr Herausforderungen und mehr vom Leben. Mit atemberaubenden Bildern von wolkenverhangenen Berggipfeln startete die Multivisionsshow, von Kammerlander mit beeindruckender Ruhe und Authentizität präsentiert. Nicht einmal die anfänglichen Probleme mit der Mikrofonanlage brachten den Extrem-Bergsteiger aus der Ruhe.
Kammerlander berichtete, wie er als junger Bergführer in der Alpinschule von Reinhold Messner eine Einladung zu einer Expedition 1982 zur ersten Durchsteigung der Cho-Oyu-Südwestwand erhielt. In den nachfolgenden Jahren bestiegen beide gemeinsam und zum Teil auf neuen Routen sieben der 14 Achttausender. In der Bergsteigerwelt regierte damals ein Wettlauf, wer es als Erster auf alle Achttausender schaffen würde. Später plante Kammerlander selbst Expeditionen. Während seiner langjährigen Laufbahn erlebte der Extrem-Bergsteiger mehrfach „Situationen, in denen das Sein und Nichtsein sehr dicht beieinanderlagen.“
Auf der großflächigen Leinwand auf der Bühne wirkten die Bilder und Filmszenen aus dem Kinofilm „Manaslu“, für den 2018 die Geschehnisse auf den „Geisterberg“ nachgedreht wurde, eindruckvoll. Der Manaslu wurde im Mai 1991 zu Kammerlanders Schicksalsberg und dem seiner Bergsteigerkollegen. Karl Großrubatscher kam durch einen unerklärlichen Absturz in leichtem Gelände zu Tode und Friedl Mutschlechner wurde durch einen Blitzschlag in einem Berggewitter nur wenig entfernt von Kammerlander tödlich getroffen. Erschüttert von den Ereignissen kehrte Kammerlander nach Südtirol zurück und hatte zunächst mit dem Thema Berge abgeschlossen. Sein Patensohn holte ihn durch dessen Freude an den Bergen aus dem tiefen Loch und Kammerlander sah den „Berg“ nicht mehr als Feindbild an. Er suchte den Weg nach vorne, erfüllte seinen Traum der Abfahrt mit den Skiern vom Everest, die er als die „intensivsten Stunden seines Lebens“ bezeichnete und bestieg im Jahr darauf den K2. Immer wieder verlor Kammerlander Bergkollegen und musste deren Verlust verarbeiten. Für die Dreharbeiten zur Autobiografie kehrte Kammerlander 2017 nochmals an den Manaslu zurück.
Seit 25 Jahren engagiert sich Kammerlander für die Nepalhilfe und besucht die umgesetzten Projekte. „Es ist schöner als alle Achttausender der Welt, was die Kinder zurückgeben“, berichtete er. Einen Rat für den Umgang mit Schicksalsschlägen gab er den Gästen mit: „Der Weg nach vorne ist einfach am besten.“
Armin Reitze, Präsident des Rotary Clubs, dankte Hans Kammerlander und überreichte ihm einen Vereinswimpel des Rotary Clubs Pfullendorf-Meßkirch zusammen mit einem gerahmten Foto. Es zeigt Siegfried Butz mit Kammerlander in Nepal. Viel Zeit nahm sich die Bergsteigerlegende am Ende des Abends für die Gäste, signierte geduldig Bücher mit Widmungen und stand für Erinnerungsfotos bereit, beispielsweise mit Johann Utz aus Aach-Linz, der mit Kammerlander 2006 mit einer Gruppe im Ortlergebiet gewandert ist. „Er ist schon ein bisschen verrückt“, war Susanne Berndt aus Sentenhart von Kammerlanders Willensstärke beeindruckt. Für Chris Hornstein aus Kleinschönach, die gerne in den Bergen wandert, lesen sich Hans Kammerlanders Bücher wie Krimis.