Selbst Barbie hätte bei dieser Modenschau nicht schlecht gestaunt. Die 31 Abiturientinnen der Heimschule Kloster Wald zeigten bei ihrer traditionellen Modenschau, was sie in ihrer viereinhalbjährigen Ausbildungszeit gelernt haben. Von nun an dürfen sie sich Schneidergesellinnen nennen.

Handwerkspräsident übernimmt persönlich die Lossprechung

Der Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann (Mitte), übernahm bei der Feierstunde die Lossprechung der ...
Der Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, Harald Herrmann (Mitte), übernahm bei der Feierstunde die Lossprechung der Schneidergesellinnen und freute sich mit Schulleiterin Heidi Linster im Anschluss über die tollen Vorführungen. | Bild: Tanja Japs

Im Rahmen einer Feierstunde wurden sie am Samstag von Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, von den Rechten und Pflichten ihrer Ausbildung freigesprochen und in den Stand der Gesellinnen erhoben. Bei einer anschließenden Modenschau präsentieren sie den stolzen Eltern, ihren Familien, Freunden und Gästen ihre Gesellenstücke und individuellen selbstgeschneiderten Kleidungsstücke.

Ausbildung dauert insgesamt 4,5 Jahre

Diana Kempf, Leiterin der Werkstätten der Schule, blickte auf eine intensive Zeit der handwerklichen Ausbildung zurück. Nach den letzten Sommerferien begann für die Mädchen bereits der Endspurt für ihre Ausbildung. Die Lehre zur Maßschneiderin an der Heimschule Wald dauert 4,5 Jahre.

Bei der Modenschau waren Themen wie Mäntel, Kleider für die Gartenparty bis zur Barbie vertreten.
Bei der Modenschau waren Themen wie Mäntel, Kleider für die Gartenparty bis zur Barbie vertreten. | Bild: Tanja Japs

Von der Klasse neun bis zwölf schulisch begleitend und im Anschluss das letzte halbe Jahr ganztägig. Kempf betonte in ihrer Abschlussrede, dass die Mode einem ständigen Wandel unterliegt, dessen Zeitgeist man immer versucht, einzufangen. Als in den 80er Jahren die Billigmodeketten boomten, erlebte die Modewelt ihren absoluten Tiefpunkt. Es war in dieser Zeit günstiger die Anziehsachen zu kaufen als selbst zu nähen. Heute geht der Trend zur Individualität. Ein globaler Einheitslook ist nicht mehr gefragt. Fair, ökologisch und nachhaltig soll die Mode sein und gleichzeitig ein Teil und Ausdruck seiner eigenen Persönlichkeit.

Die Kreationen begeisterten das Publikum.
Die Kreationen begeisterten das Publikum. | Bild: Tanja Japs

Sie verabschiedete die Mädchen mit den idealen Voraussetzungen für ihren weiteren Lebensweg. Internatsleiterin Rita Schmid beglückwünschte ebenfalls die erfolgreichen Gesellinnen und wünschte ihnen, einen Beruf zu finden, indem sie „ihre Frau stehen“ können und ihre Berufung finden.

Ganzheitlicher Unterricht für Kopf, Herz und Hand

In seiner Rede betonte Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, dass das Handwerk junge Leute mit guter Qualifikation brauche. Gemäß der Lehre von Johann Heinrich Pestalozzi seien die Schülerinnen der Heimschule Wald jetzt in der Lage, ihr Leben zu meistern. Ein ganzheitlicher Unterricht, der Kopf, Herz und Hand anspreche, sei heute die Schlüsselqualifikation in der Berufswelt. Diesen Worten schloss sich auch Schulleiterin Heidi Linster an: „Kleider machen Leute und gelten als Ausdruck von Wertschätzungen – gegenüber sich selbst und auch anderen Menschen gegenüber.“

Schneiderinnen eröffnen Modenschau mit ihren Gesellenstücken

Lässiger Stil.
Lässiger Stil. | Bild: Tanja Japs

Mit ihren Gesellenstücken eröffneten die Maßschneiderinnen als Pretty Women die Modenschau. Es folgten Mäntel, Kleider für die Gartenparty und auch Werke zu den Themen Wilder Westen sowie Barbie waren vertreten. Am Ende liefen die Maßschneiderinnen in ihren eleganten Abiballkleidern über den Laufsteg. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Tara Marx (Violine), Magdalena Schmucker (Viola) und Luisa Ebner (Klavier).

Schülerinnen bedanken sich für „unvergessliche Zeit“

Business as usual.
Business as usual. | Bild: Tanja Japs

Luisa Ebener und Isabella von Geyr zu Schweppenburg, zwei der Gesellinnen, verabschiedeten sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge im Namen ihrer Mitgesellinnen von der Heimschule. „Viereinhalb Jahre haben wir auf diesen Tag hingearbeitet“. Verbunden mit Blut, Schweiß und Tränen seien die Tage nicht immer so gut gelaunt wie an diesem Abend gewesen. Dennoch hätten sie viele schöne und lustige Momente erlebt und Dank ihrer Ausbilderinnen nie den Spaß an ihrer Arbeit verloren: „Wir blicken auf eine unvergessliche Zeit zurück.“

31 Maßschneiderinnen

Die Schülerinnen verabschieden sich von der Heimschule Kloster Wald.
Die Schülerinnen verabschieden sich von der Heimschule Kloster Wald. | Bild: Tanja Japs

Luna Amann (Wald), Emilia Battafarano, Winterthur, Alina Bischoff (Owingen), Anna Brodmann (Sigmaringendorf), Sophie Calmbach, (Überlingen), Sofie Drinda (Owingen), Luisa Ebner (Nenzingen), Sophie Eras (Kremsmünster), Sabrina Fink (Sigmaringen), Katharina Foitzik (Sipplingen), Emilia Glas (Wasserburg), Pia Gsell (Pfullendorf), Merle Hermstein (Überlingen), Jule Lamprecht (Überlingen), Chiara Obser (Owingen), Julia Reck (Salem), Emily Reuther (Pfullendorf), Emilia Schindler (Schopfheim), Mareen Schmal (Mengen), Magdalena Schmucker (Sigmaringendorf), Annabel Seeger (Krauchenwies), Laura Torzewsk (Immenstadt), Jana Veeser (Meßkirch), Elisabeth von Gagern (Weisendorf), Isabella von Geyr (Giesldorf), Pauline von Schwerin, Fischbachau, Xenia von Waldburg (Argenbühl), Augusta Weber-Henschel (Vilsheim), Flavia Wellhausen (Zürich), Amelie Wirtzfeld (Gräfelfing) und Emilie Zimmermann (Hamburg).