Herr Fink, Sie sind 65 Jahre alt. Ist der CDU-Vorsitz eine Aufgabe, die Sie sich für Ihren Ruhestand vorgenommen haben oder, anders gefragt: Wie lange wollen Sie am Klinikum ihrer Aufgabe als Chefarzt und ärztlicher Direktor noch nachkommen?

Ich bin momentan noch voll hier tätig, aber es ist absehbar, dass ich aufhöre. Noch rund eineinhalb Jahre will ich am Klinikum bleiben. Ich werde also bald auch mehr Zeit haben, mich als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes einsetzen zu können und das war auch ein Aspekt, mich für das Amt zu melden. Doch Hauptgrund für mich, das Amt anzutreten, war meine Überzeugung, dass man sich in der aktuellen politischen Situation aktiv beteiligen muss. Es wird eigentlich von der CDU gute Arbeit gemacht. Die Hessenwahl hat gerade wieder gezeigt, dass die Wähler die gute Arbeit einer Landesregierung anerkennen, gleichzeitig aber mit dem Wahlverhalten ihre Unzufriedenheit mit der Bundesregierung ausdrücken wollen. Davon werden zur Zeit leider auch die Länder und Gemeinden getroffen.

Mit welchen Ansprüchen treten Sie ihr neues Amt an?

Wir haben nächstes Jahr Kommunalwahlen. Es ist wichtig, sich zu engagieren und zu zeigen, dass die CDU eine Partei ist, die sich um die Menschen kümmert und dass das, was im Bund läuft unabhängig davon ist, was in der Gemeinde läuft. In Bad Dürrheim sind gerade unheimlich viele Themen in Bewegung. Das ist Irma, das ist das Minara, das Thema Schweinezucht. Wir haben eine gewisse Streitkultur entwickelt. Es gibt Menschen, die versuchen, möglichst viel zu verhindern und wenig produktiv mitzuhelfen. Ich denke, dass es wichtig ist, dass die CDU Position bezieht, sodass sich Bad Dürrheim auch weiterentwickeln kann. Bad Dürrheim gehört zu den wenigen Kommunen, die noch wachsen. Es ist aus meiner Sicht eine hochattraktive Stadt, auch zum Wohnen. Bad Dürrheim wieder in Schwung zu bringen, das hätte ich als Anspruch.

Sie stehen vor der großen Aufgabe, einen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im März zu finden. Haben Sie da persönlich Ambitionen oder vielleicht ihre Frau Barbara Fink?

Ich bin zu alt. (lacht) Auch bei meiner Frau ist das aktuell kein Thema. Ich bin jetzt als Vorsitzender gefordert, zusammen mit dem Vorstand gute Kandidaten zu finden. Wir stehen da aber noch ganz am Anfang.

Haben Sie den Anspruch, dass ein möglicher Bürgermeister-Kandidat ein CDU-Parteibuch hat?

Nein, die Parteizugehörigkeit darf keine Rolle spielen. Es geht um die Persönlichkeit und um die Motivation, die ein Kandidat mitbringt. Es muss sich zeigen, ob dieser gute und neue Ideen einbringen kann. Nichtsdestotrotz müssen wir bei den Gemeinderatswahlen als Partei schauen, dass die Menschen uns als CDU wählen und dafür muss man Themen in Bewegung bringen. Es kommt darauf an, mit klaren Aussagen zu punkten.

Apropos Schwung. Sie haben angekündigt, Sie wollen mehr junge Menschen ansprechen. Wie wollen Sie das machen?

Ich habe das primär auf die CDU bezogen. Junge Menschen für Politik zu gewinnen, da hat die CDU mit Sicherheit ein Manko. Wir haben mit Moritz Nann immerhin das jüngste Gemeinderatsmitglied, da sind wir auch sehr stolz drauf. Aber darauf wollen wir uns nicht ausruhen. Wir müssen die direkte Ansprache suchen und dabei auch verstärkt auf die sozialen Medien zurückgreifen, um junge Menschen für die CDU zu begeistern.

Welchen Einfluss haben Sie denn von ihrem neuen Amt aus?

Ich kann mich persönlich stark einbringen, aber ich kann das nicht alleine machen. Wir müssen ein Team aufbauen. Ich bin nicht der Player, der alles alleine macht. Ich kann Anreize geben und Ideen einbringen, aber arbeiten muss das Team. Anfang November werden wir eine konstituierende Vorstandssitzung haben. Soziale Medien sind ein großes Thema für mich, um näher an die Menschen heranzukommen.

Bad Dürrheim hat rund 13 000 Einwohner. Wie groß ist der Gestaltungsspielraum in der Kommune, die auch vom Kreis und dem Land mitgesteuert wird?

Der Spielraum ist extrem groß. Bad Dürrheim hat viel zu bieten und entwickelt sich auch gut. In der Bevölkerung ist auch der Wunsch da, sich weiterzuentwickeln. Dafür muss man sich auch um Fördermittel außerhalb des Kreises und des Landes bemühen. Außerdem wäre es eine fatale Entwicklung, wenn potenzielle Investoren das Gefühl bekommen würden, dass in Bad Dürrheim eine Verhinderungsmentalität vorherrscht. Wir müssen den Menschen zeigen, dass Bad Dürrheim ein riesiges Entwicklungspotential hat und dass es sich für jeden einzelnen Bürger lohnt, sich zu engagieren.

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