Bad Dürrheim – In einer Zeit allgemeiner Gegenwartsdüsternis und Zukunftsangst sollten wir uns klar werden, was wir eigentlich erwarten und erhoffen dürfen. Ängstliche – ältere? – Menschen leben gern in der Vergangenheit, sie schwelgen in Erinnerungen an damals… Und die Aufmerksamkeit für das gegenwärtige Leben wird mit einer allerorten üblichen Unzufriedenheit garniert.
Es ist schick, Kritik zu üben, Tadel zu erteilen und Missbilligung auszusprechen. Und ständig unterschwellig ein wenig zu leiden… Die Folgen sind oft Resignation, Rückzug und Zynismus. Man ist erschöpft, verängstigt und ständig gereizt. Sorge und Angst sind Gift für soziale Beziehungen. Dabei gelingt doch noch so vieles – und so vieles wurde bewältigt und geschafft.
Die Vorstellung der Zukunft verändert das Befinden und Verhalten von heute. Zweifel, Angst und Furcht lassen uns anders schlafen, als wenn wir voller Zuversicht und Hoffnung sind. Aber wir sind oft Zukunftsanalphabeten: Die grundsätzliche Frage ist, ob wir uns als Handelnde und Gestaltende oder als Opfer des Schicksals begreifen? Oder vielleicht als beides? Es gibt drei Arten der Zukunft, wie oben angedeutet.
Die mögliche Zukunft beinhaltet wirklich alles Mögliche: Überraschungen, Unvorhersehbares und bisher nicht Bekanntes. Futurologen und Trendforscher glauben, Prognosen erstellen zu können (z.B. bei Wahlen). Gewisse Rückschlüsse lassen sich ziehen – aber das Erstaunen, oft die Verwirrung sind groß, wenn etwas dann doch ganz anders kommt als vorhergesagt. Wenn auch die Möglichkeiten fast unbegrenzt sind, so ist bei der wahrscheinlichen Zukunft – bedingt auf Grund der gewonnenen Datenlage – für Experten eine gewisse (Wetter-) Vorhersage möglich. Die Entwicklungen von Krankheiten oder die Folgen von bekannten Ursachen machen es wahrscheinlich, dass ein bestimmtes Ergebnis vorhersehbar wird.
Und dann gibt es, drittens, noch die gewünschte Zukunft. Sie ist meistens etwas sehr Persönliches. Es sind Fragen zu beantworten. Wer sich keine Zeit nimmt, um seine Zukunft zu bedenken, darf sich nicht wundern, wenn er plötzlich und unerwartet mit der Realität konfrontiert wird und nicht weiter weiß. Wie soll mein Leben morgen und übermorgen sein? Was muss oder kann ich tun, dass das auch wirklich geschieht?
Politisch gesehen ist die Zuversicht in die Zukunft Voraussetzung für Entwicklung und gesunde Reifung. Nur wer sich für die Zukunft etwas – realistisch – erhofft, wird sich engagieren. Deshalb ist die „Zukunftsangst“ der jungen Menschen eine Katastrophe! Und nur, wer aus der Gegenwart die solidarische Kraft findet, sich um seine Zukunft verantwortlich zu kümmern, wird als handelnder Mensch sein Leben gut gestalten.