Als beim jüngsten Wirtschaftstag der Stadt Blumberg Thomas Sausen zum Mikrofon griff und das Lied „Leben und Erleben hoch zwei“ anstimmte, da war es plötzlich mucksmäuschenstill in der Stadthalle. Dafür brandete der Applaus umso lauter auf, als der letzte Ton verklungen war.
Keine Frage, der Blumberg-Song hat blitzschnell seine Fans gefunden.
Wer steckt hinter der Stadt-Hymne?
Hinter der Stadt-Hymne stehen neben Sausen der Profimusiker Sebastian Schnitzer aus Villingen-Schwenningen und Tobias Ackermann, der eine Agentur für Online-Marketing in Donaueschingen betreibt und sich in der Region darüber hinaus einen Namen als Fotograf, oder wie er sich selbst bezeichnet, als Lichtemotionist gemacht hat.
Wie das 3.19 Minuten lange Video zeigt, beherrscht Ackermann das Spiel mit dem Sonnenlicht nicht nur mit der Foto-, sondern auch mit der Filmkamera.
Laut SÜDKURIER-Musikkritikerin Elisabeth Schwind setzt der Song in erster Linie auf Emotionen: Das Klavierintro suggeriere Romantik und Verträumtheit. Dann der erwartbare Aufbau mit Streichern vom Synthie, später diskreter Percussion-Einsatz und als Höhepunkt des Arrangements natürlich der Chor, der aus den beiden Zwillingen von Thomas Sausen besteht.
Ein Aufbau wie aus dem Lehrbuch
Das sei ein Aufbau wie aus dem Lehrbuch, aber durchaus sehr professionell gemacht, findet die Musikwissenschaftlerin. Das Lied spreche ein Mainstream-Publikum an. Für sie stelle sich allerdings die Frage, ob das zu Blumberg, einem eher bodenständigen, ländlichen Ort passt. Wenn man einen Song emotional derart aufblase, könnte er für manche lächerlich rüberkommen.
Die Bilder dazu seien sehr werblich, aber das sei vielleicht so gewollt. Dadurch hätten Bild und Ton aber auch etwas verwechselbares. Song und Bilder könnten für alles stehen, für andere Städte ebenso wie für Margerine, Marmelade oder ein Mineralwasser.
Sausen kann die Kritik nicht ganz nachvollziehen und erklärt sie sich mit den fehlenden Ortskenntnissen der Kritikerin. Denn die im Lied vorkommende Textzeile „Ort zwischen zwei Bergen“ sei ein Alleinstellungsmerkmal von Blumberg.
„Wie viele Städte gibt es, die so liegen?“, fragt Sausen.
Einzigartiges Blumberg
Außerdem stehe die Sauschwänzlebahn nur in Blumberg unter Dampf (“Vergangenheit bereisen auf längst vergessenen Gleisen“), das Street-Art-Festival sei ebenfalls etwas ganz besonderes (“Tor zur Welt der Farben“) und das Denkmal vom Schwarzen Mann, das an die Zeit des Doggererzabbaus erinnere (“Für Vielfalt weit bekannt mit Menschen aus jedem Land“), sei ebenfalls einzigartig.
Die Refrain-Melodie ist laut Schwind sehr eingängig, und dass die Melodie in dem oberen Bruststimmenbereich des Sängers angesiedelt sei und er auch immer so ein bisschen drücke, unterstreiche nochmals die emotionale Seite. „Was ich allerdings ziemlich lustig finde, ist, dass ich statt ,Leben und Erleben hoch zwei‘ immer ,Leben ohne Leben hoch zwei‘ verstehe“, so Schwind.

Thomas Sausen hat seine Gesangsausbildung bei dem Donaueschinger Institut Wege der Stimme von Bettina Kuhn absolviert. Der 39-Jährige steht seit über 20 Jahren auf der Bühne, mal mit den Blackforest Allstars, mal als Solosänger an der Fasnacht oder auch im Rahmen von Musical-Produktionen.
Drei Tage Dreh
Zuletzt trat er bei der Wiedereröffnung des Öschberghofs auf, wo er vor Tourismusminister Guido Wolf, Ex-Fußballer Philipp Lahm und Sternekoch Alfons Schuhbeck sang. Im Abspann des Videos werden als Verantwortliche für Text und Musik Thomas Sausen und Sebastian Schnitzer genannt – wobei Sausen kein Problem damit hat, seinen Partner als das „musikalisches Hirn“ des Lieds zu bezeichnen.
Drei Tage wurde für das Video gedreht, wobei das Trio jeweils früh aus den Federn musste, um die Sonnenaufgänge gut festhalten zu können. Die Schnittarbeiten nahmen dann nochmals drei Tage in Anspruch. Ackermann berichtet, dass die Synchronisation von Lied zu Video die anspruchsvollste Arbeit war, da die Sequenzen auf den Takt geschnitten werden mussten. Für die beeindruckenden Luftaufnahmen kam eine Drohne zum Einsatz.
Anders als ein Imagefilm geht es in dem Musikvideo nicht darum, möglichst viele Informationen über Blumberg zu vermitteln. Absicht ist vielmehr, ein Gesamtgefühl zu vermitteln. Dass einige Sequenzen in Zeitlupe wiedergegeben werden, hebt die Emotionalität des Clips hervor.
Über 20.000 Mal ist der Blumberg-Song im Internet bereits aufgerufen worden. Rund 2000 Mal über die Videoplattform YouTube und rund 18.000 Mal über Facebook.