Hondingen – Die 1200-Jahrfeier Hondingens im vergangenen Jahr wirkt nach: So ist die Geschichtsausstellung im historischen Pfarrhaus weiterhin zu sehen. Am morgigen Freitag, 9. November, lädt der „Arbeitskreis Geschichte Hondingen", der die Ausstellung erstellt hat und betreut, zu einem weiteren Vortrag ein. Der Blumberger Heimatforscher und Museumsbahnexperte Dietrich Reimer spricht über die Pläne für eine „Randenbahn“.
Vorgesehen war eine Bahnstation Hondingen-Fürstenberg
Das Projekt, das nie verwirklicht wurde, hätte große wirtschafliche Auswirkungen auf die gesamte Südbaar und darüber hinaus gehabt. Vorgesehen war unter anderem der Bau einer Bahnstation Hondingen-Fürstenberg.
Um den gewaltig anschwellenden Güteraustausch auf der Schienenlinie Genua – Rotterdam wirtschaftlich bewältigen zu können, wurde unter anderem der Eisenbahn-Gotthardtunnel von 1872 bis 1882 unter erheblicher finanzieller Beteiligung von Italien, der Schweiz und Deutschland gebaut. Der dazu geschlossene Gotthardvertrag sah zwischen den beiden Endpunkten Genua und Rotterdam die kürzeste Eisenbahnverbindung vor.
Baden und Schaffhausen finanziell beteiligt
Deshalb beteiligten sich Baden und Schaffhausen finanziell in der Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung. Der Streckenverlauf wurde jedoch über Basel und weiter entlang des Rheins geführt. Die von Schaffhausen favorisierte Linie vom Gotthardtunnel über Zürich – Schaffhausen und Donaueschingen blieb auf der Strecke, Schaffhausen geriet ins Abseits und wollte das ändern.
Es gab daher in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg intensive Bestrebungen, eine Bahnlinie von Schaffhausen über Zollhaus, Hondingen und Fürstenberg nach Donaueschingen zu führen, um Anschluss an den internationalen Verkehr über die Schwarzwaldbahn zu erhalten. Die „Randenbahn“ sollte in erster Linie dem zunehmenden Güterverkehr dienen. Die Planungen sahen auch einen Bahnhof „Hondingen-Fürstenberg“ mit mehreren Halten von Nahverkehrszügen vor. Außerdem hätten einige Schnellzüge aus der Schweiz und ein internationaler "Luxuszug" die Blumberger Gemarkung durcheilt.
Der Vortrag beginnt am Freitag, 9. November, um 19.30 Uhr im Pfarrhaus Hondingen. Der Eintritt ist kostenlos, über Spenden würde sich der Arbeitskreis freuen.
Dietrich Reimer hat viele Verdienste für Blumberg
Der Referent Dietrich Reimer hat sich für die Raumschaft Blumberg und ihre Geschichte vielfältig engagiert.
Als Lehrer: Von 1966 bis 2004 unterrichtete der heute 78-jährige Pädagoge in Blumberg an der Weiherdammschule, war lange Jahre Konrektor und das letzte Jahr Schulleiter.
Als Heimatforscher: An Geschichte war der Pädagoge Dietrich Reimer schon immer interessiert. Für die Geschichte in der Raumschaft Blumberg wurde er durch die Eltern seiner Schüler inspiriert. Als er 1966 nach Blumberg kam, habe er in den ersten Jahren die Elternhäuser seiner Schüler besucht. Und die Eltern hätten ihm viel Interessantes und Wissenswertes über die Eichbergstadt erzählt und zusammen mit den Kindern an entsprechende Stellen in der Stadt und in der Umgebung geführt.
Großer Eisenbahnfan
Sein großes Hobby wurde die Blumberger Sauschwänzlebahn, die 1977 ihren Betrieb auf der von der Stadt gekauften Museumsstrecke von Blumberg nach Weizen aufnahm und für die er sich vom ersten Tag an engagierte.
Lehrpfad angelegt
Dietrich Reimer legte auch den Eisenbahn-Lehrpfad und den Eisenbahn-Wanderweg entlang der Museumsbahnstrecke an und betreute sie. Sein großes Projekt bei der Museumsbahn wurde das Eisenbahnmuseum, das er gemeinsam mit seinem Kollegen Bernhard Prillwitz initiierte, organisierte und bis zur Saison 2014 betreute. Nicht zuletzt für diesen Einsatz erhielt er zusammen mit Bernhard Prillwitz auch die Bürgermedaille der Stadt Blumberg.
Als Autor und Referent: Er hielt viele Vorträge und gab mit Bernhard Prillwitz mehrere Bücher über die Blumberger Geschichte heraus. Er beteiligte sich maßgeblich an der 2011 erschienenen Riedböhringer Dorfchronik, zur 850-Jahr-Feier Nordhaldens im Jahr 2017 erstellte er einen kleinen Ergänzungsband zur Dorfchronik über die letzten Jahrzehnte. (blu)