Blumberg-Riedböhringen – Seit drei Jahren ist Detlev Dillmann aus Riedböhringen unermüdlich in der Direkthilfe für die Ukraine im Einsatz. So war er vor Kurzem beim Transport eines Rettungswagens behilflich. Jetzt will er allerdings kürzertreten und sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Der Grund: Er möchte seiner Familie wieder mehr Zeit widmen können, will sich aber auch verstärkt für bedürftige Menschen aus Blumberg und Umgebung einsetzen.

Dillmann kann auf viele Einsätze zurückblicken. Er ist kein Mann der großen Worte, sondern einer, der anpackt und Taten folgen lässt: Mit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine vor knapp drei Jahren war für Dillmann klar, dass er den Menschen im Kriegsgebiet helfen möchte. Schon von Berufswegen her hat er eine soziale Ader, hat er doch unter anderem verhaltensauffällige Jugendliche aus Deutschland im Auftrag des Jugendamtes bei speziellen Sozialisierungs-Programmen in Sibirien betreut.

Seine Russischkenntnisse kommen ihm nicht nur dabei, sondern auch bei seinen Hilfseinsätzen zugute. Innerhalb kurzer Zeit steht er in Verbindung mit verschiedenen Hilfsorganisationen, nimmt Kontakt zu Ansprechpartnern in der ukrainischen Regierung auf und baut sich so ein Netzwerk auf. Sein Fokus liegt auf der Organisation von Hilfsmitteltransporten mit dem Schwerpunkt auf medizinisch benötigtem Material, das vor allem in der Palliativmedizin zum Einsatz kommt. Auch bei der Evakuierung von Menschen mit Benachteiligungen, allen voran schwerstbehinderten Menschen, ist er behilflich und organisiert mehrere Fahrten und Unterbringungen in Deutschland.

Detlev Dillmann ist für seine weitreichenden Kontakte bekannt. Es gibt zahlreiche Initiativen und Direkthilfe-Einrichtungen in Deutschland, und wenn es dort besonders knifflig wird und viele bereitwillige Helfer vor allem aus dem süddeutschen Raum an ihre Grenzen stoßen, kommt Detlev Dillmann ins Spiel. So auch im Spätherbst vergangenes Jahr, als Robert Kuhar und Liliya Smirnova von der Initiative „Ukrainer im Schwarzwald“ aus Donaueschingen Hilfe benötigten. Sie hatten für ihre Landsleute einen Rettungswagen aus Slowenien gekauft und Schwierigkeiten bei dessen Überführung von Deutschland in die Ukraine.

Dillmann kümmerte sich um sämtliche Formalitäten und darum, dass das Fahrzeug einen gültigen TÜV-Stempel bekam. Er nahm Kontakt zur Ministerin des ukrainischen Parlaments, Sofiya Fedyna, auf, die für Menschen mit Benachteiligungen zuständig ist. So konnten die Zollformalitäten abgestimmt und geklärt werden, wo das Fahrzeug hinkommen sollte.

Mit finanzieller Unterstützung durch die Fristo-Stiftung für die Logistikkosten machten sich kurz vor Weihnachten vier Helfer mit dem Rettungswagen sowie einem Begleitfahrzeug für die Rückfahrt über Nürnberg, Dresden und Katowice auf in Richtung der ukrainischen Grenze. Der Wagen war gefüllt mit notfallmedizinischen Geräten und medizinischem Bedarf wie Decken, Medikamenten und Verbandsmaterial.

In Polen gab es einen Zwangs-Zwischenstopp, da die Lichtmaschine des Rettungswagens kaputtgegangen war. Sie konnte zum Glück schnell in einer nahegelegenen Werkstatt repariert werden, sodass die Fahrt bereits am kommenden Morgen bis zur Grenzstadt Medyka fortgesetzt werden konnte, wo schließlich die Verzollung und Übergabe an die ukrainischen Mitglieder der Rettungsdienstorganisation „Paramedic“ stattfand. Sie brachten den Rettungswagen in die nordostukrainische Stadt Charkiw, wo er seither zur Evakuierung der Zivilbevölkerung, darunter besonders weniger mobile Personen, in Krankenhäuser oder Auffanglager in der Westukraine im Einsatz ist.

In der Westukraine wiederum hält Detlev Dillmann engen Kontakt zu lokalen Feuerwehren, die vor Ort aus Sport- und anderen Hallen Unterkünfte mit Gemeinschaftsräumen sowie jeweils eigenem Zimmer und Bad für Mütter und ihre Kinder bauen, damit diese aus den bombardierten Regionen evakuiert, aber dennoch innerhalb ihres sprachlich und kulturell gewohnten Raumes verbleiben können. Nach Errichtung der Unterkünfte organisiert Dillmann über die Direkthilfe Hilfstransporte zur Lieferung von Material und Ausstattungsgegenständen.

Nach nahezu drei Jahren intensivstem Engagement, das mehr als einem Vollzeit-Job gleichkommt, möchte sich Detlev Dillmann also nun zunehmend aus dem operativen Geschäft zurücknehmen. Ganz zurückziehen will er sich aber nicht. „Die einzelnen Initiativen zur Direkthilfe sollen zum Selbstläufer werden. Ich möchte sie mit den Kontakten und Informationen versorgen, damit sie künftig weitestgehend eigenständig agieren können“, erklärt Dillmann.