Blumberg – Fällt die Freibadsaison dieses Jahr in Blumberg komplett ins Wasser oder öffnet das Panoramabad im Notbetrieb? Notbetrieb, weil die Aufenthaltsqualität in der wichtigsten Freizeiteinrichtung der Stadt eine ganz andere wäre als in Vor-Corona-Zeiten – bedingt durch die strengen Hygienevorgaben des Landes. Bürgermeister Markus Keller hat in der nächsten Woche (Dienstag, 16. Juni, 17 Uhr, Stadthalle) eine Sondersitzung des Gemeinderates einberufen. Dann wird darüber abgestimmt, ob es dieses Jahr noch etwas wird mit dem Badespaß im Panoramabad. Wie brisant das Thema ist wird schon allein dadurch deutlich, dass sich die Verwaltung im Vorfeld nicht eindeutig positioniert.

„Der Gemeinderat berät über die Öffnung des Panoramabads in der Saison 2020.“ Das Rathaus belässt es in seinem Beschlussvorschlag bei diesen Worten. Gleichwohl hat es ein ausführliches Hygienekonzept für das Panoramabad erstellt und den Fraktionen damit eine gute Entscheidungsgrundlage erarbeitet. Ganz entscheidend: Wie viele Gäste dürfen ins Bad gelassen werden und wie viele davon dürfen gleichzeitig ins Wasser? Da die Wiesen um die drei Becken 8000 Quadratmeter groß sind, dürften rein rechnerisch 800 Besucher ihre Badetücher auf dem Rasen ausbreiten (mindestens zehn Quadratmeter Liegefläche pro Person).

Diese Zehn-Quadratmeter-Regelung muss auch im großen Schwimmerbecken eingehalten werden. Es ist 765 Quadratmeter groß, 77 Badegäste wären hier also erlaubt. Im Nichtschwimmerbecken und im Planschbecken gilt nur eine Vier-Quadratmeter-Regelung pro Person, hier dürften sich 78 beziehungsweise 15 Besucher gleichzeitig im Wasser aufhalten. In der Summe wären es somit 170 Menschen, die zeitgleich die drei Becken bevölkern dürften. Damit‘s vor den Becken zu keinen Staus kommt, empfiehlt die Stadtverwaltung, nur insgesamt 500 Badegäste zuzulassen. An Spitzentagen haben in der Vergangenheit über 1200 Menschen Abkühlung im Freibad gesucht.
Die dem Coronavirus geschuldeten Sicherheitsaspekte wirken sich nicht nur quantitativ auf die Anzahl der Badegäste aus, sondern auch qualitativ auf den Badebetrieb. Die Einschränkungen im Einzelnen:
- Im Schwimmerbecken müssten die drei Bahnen mit Trennungsleinen voneinander separiert werden. So sollen sich Sport- und Freizeitschwimmer beziehungsweise jüngere und ältere Semester nicht in die Quere kommen. In den Bahnen dürfte auch nicht überholt werden.
- Sprungtürme und Rutschen blieben geschlossen, weil eine Steuerung hier laut Rathaus nicht möglich sei.
- Da sich vor dem Eingangsbereich keine Schlangen oder Menschenansammlungen bilden dürfen, müssten Badegäste ihre Eintrittskarte online ordern. Das dafür notwendige Ticketsystem macht eine rund 6000-Euro-Investition nötig. Die Duschen dürften nur Einzeln betreten werden, die Toiletten ebenfalls.
- Kein Verleih von Schwimmutensilienen
- Badegäste müssten sich an eine Wegekonzept halten.
- Die Zu- und Ausstiege der Becken müssten getrennt werden (Einbahnstraßenregelung).
Auch auf das Freibadpersonal käme mehr Arbeit zu, denn die Sitz,- Liege- und Barfußflächen müssten mindestens zweimal am Tag mit Desinfektionsmittel gereinigt werden. Gleiches gilt für die Handläufe an der Beckenleitern. Um all das umsetzen zu können und auch die Abstandsgebote im Wasser und auf den Liegewiesen kontrollieren zu können, müssten zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden. Die Alternative dazu wäre laut Rathaus, nur einen Teil der Becken zu öffnen.
Beim zusätzlichen Personal wiederum stellt sich die Frage, ob die Stadt selbst Aushilfskräfte suchen soll oder ob sie die ganze Sache an einen externen Dienstleister übergibt. Oder lassen sich vielleicht sogar Menschen finden, die das ehrenamtlich übernehmen?
Der Blumberger DLRG-Vorsitzende Henry Schröter verwies am Mittwoch darauf, dass man beim Thema Schwimmbadöffnung stets mit Änderungen zu tun habe. „Zum Zeitpunkt heute dürfen wir als DLRG Blumberg unter Auflagen wieder Wachdienst machen“, sagt Schröter. Von der Ortsgruppe werde unter anderem vom Bezirk ein Hygienekonzept erwartet. Das liege bereits dem Bezirksvorstand zur Abnahme vor. Desweiteren sei man in regem Kontakt mit der Stadt bezüglich einer möglichst reibungslosen Schwimmbaderöffnung. Unabhängig, ob eine Öffnung erfolgt, sei die Ortsgruppe bereits in der Abfrage der Wacheinteilung.
Als möglicher Öffnungstag des Panoramabads wird in der Sitzungsvorlage der 2. Juli genannt. Auch bei den Öffnungszeiten hält die Stadtverwaltung eine Änderung für notwendig. Sie schlägt vor, den Badebetrieb auf die Zeit zwischen 12 und 19 Uhr einzuschränken: Da nur Onlinetickets möglich sein werden, könnten die Mitarbeiterinnen der Touristinfo in ihren Räumen beim Buchen der Eintrittskarten helfen. Sollte das Bad öffnen, dann schlägt das Rathaus neue Eintrittspreise vor: Kinder von drei bis sechs Jahren zahlen einen Euro, Kinder von sechs bis unter 18 Jahren drei Euro und Erwachsene 4,50 Euro. Saison- und 12er-Karten sollen dieses Jahr nicht angeboten werden.
Apropos Geld: In einem normalen Jahr liegt der Zuschussbedarf fürs Panoramabad laut Berechnung der Kämmerei bei rund 960 000 Euro. Sollte das Freibad am 2. Juli öffnen, dann würde sich dieser Betrag um ein paar Zehntausend Euro senken – vorausgesetzt, es kommen die durchschnittlichen rund 30 000 Badegäste.