Simulationen und Planungen sind das eine. Doch wie sieht ein Windpark aus der Nähe aus? Wie laut sind die Windkraftanlagen wirklich? Und wie sieht es mit dem Schattenwurf aus? Diese Fragen haben sich die Bräunlinger Stadträte, sowie Ortschaftsräte aus Döggingen und Waldhausen, sowie die Anwohner, die am nächsten am geplanten Windpark von Bräunlingen wohnen würden, bei einer Exkursion beantwortet.
Auf dem Brogen – dem Höhenzug zwischen Schramberg und Königsfeld – hat "Das grüne Emissionshaus" (GDE) im vergangenen Jahr zwei Windkraftanlagen in Betrieb genommen. Bereits 2002 gab es dort erste Planungen – der Windpark, der nun auf der Länge entsteht, sollte eigentlich dort realisiert werden. „Die Planungen schliefen wieder ein, weil klar war, dass es hier mit niedriger Nabenhöhe nicht funktioniert“, blickt DGE-Geschäftsführer Bernhard Wieland zurück. 2008/09 wurde das Gebiet im Flächennutzungsplan ausgewiesen. Mittlerweile stehen dort nicht nur Windkraftanlagen von DGE Wind, sondern auch von anderen Betreibern. Die beiden DGE-Anlagen sind nicht ganz so groß wie die geplanten in Bräunlingen. Eines hat eine Nabenhöhe von 120 Meter, das andere von 140 Metern. Der Rotordurchmesser beträgt bei beiden Windkraftanlagen 117 Meter. In Bräunlingen soll die Nabenhöhe 160 Meter betragen und der Rotordurchmesser 138,6 Meter.

Während beim Windpark in Bräunlingen die Windkraftanlagen auf städtischer und fürstlicher Fläche errichtet werden sollen, haben auf dem Brogen zwei Landwirte ihren Grund zur Verfügung gestellt: Einer von ihnen ist Martin Mössner. „Wir haben uns das lange überlegt und auch mit allen Nachbarn gesprochen. Eigentlich war keiner dagegen“, blickt Mössner zurück. Auch im Kreise der Familie, in der es nicht nur positive Meinungen gab, sei das Thema diskutiert worden.
Letztendlich haben sich die Mössners aber entschieden, die Fläche zu verpachten. Und nun? „Geräusche und Schattenwurf stören oder betreffen uns nicht.“ Wenn es windstill ist und sich die Windkraftanlagen trotzdem drehen, dann könnte man es auf dem 737 Meter entfernten Hof hören. Das sei aber eher selten der Fall und bei stärkerem Wind wären die Umgebungsgeräusche aber wesentlich lauter. Und der Schattenwurf würde seinen Hof nicht betreffen. Für ihn persönlich wären die Vertragsverhandlungen und die Bauphase wesentlich anstrengender gewesen. Ob er sich auch für die Verpachtung entschieden hätte, wenn Schattewurf und Geräusche seinen Hof betreffen würden? „Das kann ich nicht wirklich sagen.“
Der Schattenwurf – insbesondere der Schattenwurf des Rotors, da es durch die Bewegung zu periodischen Helligkeitsschwankungen kommt – ist in Bräunlingen ein großes Thema. „Wir haben nirgendwo so viele Diskussionen zum Schattenschlag wie in Bräunlingen, sonst sind es eher andere Themen“, sagt Wieland. In Döggingen – wo der Schattenschlag durch die Windkraftanlagen am Größten sein wird – hatte der Ortschaftsrat im Forderungskatalog an das Konsortium, das die sieben Anlagen errichten will, eine Null-Stunden-Regelung untergebracht. Das heißt: Sobald der Schatten einer Anlage auf ein Wohnhaus fällt, wird die Anlage abgestellt. Laut Wieland kein Problem: Sensoren würden die Helligkeit messen, über die Software könnte bestimmt werden, zu welchem Zeitpunkt der Schattenschlag auf ein Haus fällt.
Und was sagen nun die Bräunlinger Anwohner, die am nächsten am geplanten Windpark wohnen? Klaus Grieshaber zeigt sich verunsichert: „Vor allem die Geräusche und der Schattenschlag machen mir Sorgen“, sagt der Anwohner, der „Im Brand“ zuhause ist. Seit er weiß, dass der Windpark Bräunlingen gebaut werden soll, habe er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. „Davor wusste ich eigentlich nicht viel, aber jetzt lese ich alles dazu“, erklärt er. Vieles, was er liest, nimmt ihm das Gefühl der Sorge nicht.
„Auf den fürstlichen Flächen werden ja sowieso Windkraftanlagen gebaut, da ist es besser, wenn Bräunlingen sich auch beteiligt und ein Mitspracherecht hat“, erklärt Ulrich Weißer, der auf dem Bittelbrunn wohnt. In 925 Meter Entfernung soll die nächste Windkraftanlage gebaut werden: Ein Resultat der Verhandlungen, denn ursprünglich waren es 790 Meter. „Uns ist es natürlich lieber, wenn die Anlagen weiter weg stehen“, sagt Weißer. Für ihn und sein Sohn Martin war es wichtig, sich einmal einen Gesamteindruck verschaffen zu können.