Es klingt alarmierend, was der Branchenverband mitteilt. „Hoher Kostendruck belastet die Brauwirtschaft“, heißt es vom Deutschen Brauerbund. Doch was heißt das genau? Müssen dadurch Brauereien in Deutschland den Betrieb einstellen? Was macht die Situation vor allem mit kleinen Brauereien?
Das bekommt Eveline Kalb von der Löwenbrauerei in Bräunlingen direkt zu spüren. „Ja, natürlich“, sagt sie. Es ist schwerer geworden – sie bestätigt den Branchentrend. Seit anderthalb Jahren, so Eveline Kalb, flattern regelmäßig Preiserhöhungen der Lieferanten ins Haus. In einer Taktung, wie es das zuvor nicht gab.
Das Malz ist für sie etwa doppelt so teuer geworden, nur etwas besser ist es beim Hopfen und bei der Energie geht es den Brauern so, wie es allen geht. Es ging lange Zeit einfach nur steil nach oben.
Viel Energie in der Produktion
Und das bei einem ziemlich hohen Energieverbrauch. Brauereien brauchen während der Produktion erst Wärme und dann Kälte, bis das Bier in der Flasche landet. „Unsere Stromrechnung im Sommer war fünfmal so hoch wie üblich“, sagt Kalb, die die Brauerei mit ihrem Vater Fritz Kalb und ihrem Mann André Luis Martins Pinto führt.

Die Dampferzeugung in der Löwenbrauerei ist auf Öl angewiesen. Dass die Preise hierfür in die Höhe geschnellt sind, ist hinlänglich bekannt. Immer, wenn gekühlt werden muss, bei der Gärung und Lagerung, ist Strom nötig. Teuer, teuer und nochmal teuer.
Erschwert für kleine Brauerei
Dagegen hilft eigentlich nur sparen. Das tut man in der Löwenbrauerei, so wie es auch andere Betriebe und Brauereien tun müssen.
Stark steigende Kosten muss auch die Löwenbrauerei wegstecken, die einen vergleichsweise geringen Ausstoß hat. „Wir produzieren in einem Jahr, was Fürstenberg in einer Woche schafft“, sagt Eveline Kalb. Das stellt den Vergleich mit der Brauerei im benachbarten Donaueschingen vereinfacht dar, die Zahlen zeigen das Größenverhältnis aber gut.
5000 Hektoliter sind es in Bräunlingen, also eine halbe Million Liter. Klingt viel, in Donaueschingen ist die Menge rund 100 Mal so hoch. Hinzu kommen bei der Löwenbrauerei noch etwa 3000 bis 4000 Hektoliter Limonade.
Die höheren Kosten kann eine Brauerei aber nur bedingt an die Kunden weitergeben. „Wir können die Preise nur erhöhen, wenn es andere Brauereien auch tun“, sagt sie. Es sei schon immer so gewesen, dass der Preis vom Markt vorgegeben wird. Kalkulieren? Extrem schwierig, vor allem bei einer so hohen Inflation.
Ausblick auf 2023 eher gedämpft
Und genau das trübt auch den Optimismus von Eveline Kalb für das Jahr 2023. Denn dass so ziemlich alles teurer geworden ist, spüren natürlich auch die Kunden, die ihr Bier kaufen sollen. Ob sie es tun, in eine Gaststätte gehen oder eine Kiste für zuhause kaufen? Es bleibt abzuwarten. Vor allem, weil man den Preiskampf mit den ganz großen der Branche als regionaler und kleiner Betrieb nicht mitgehen kann.

Ein ebenso großes Problem ist aus Sicht von Eveline Kalb aber die Situation am Arbeitsmarkt. „Es ist schwer, Mitarbeiter zu akquirieren“, sagt Eveline Kalb. Das sei schon vor Corona so gewesen, nun aber noch komplizierter geworden.
Fünf Festangestellte sind es derzeit in der Brauerei in Bräunlingen. An in der Regel drei Tagen in der Woche sorgen sie dafür, dass Bier abgefüllt wird. Dass es dafür auch in Zukunft noch Personal gibt, ist die wohl größte Herausforderung der Zukunft