Die Ausbreitung des Coronavirus hat weltweit für Überraschung gesorgt. Waren die Nachrichten zuerst nur aus fern gelegenen Ländern zu vernehmen, wurden die ersten Fälle schon bald quasi vor der Haustür gemeldet.
Besonders problematisch wurde das für alle jene Deutsche, die sich zu diesem Zeitpunkt in anderen Ländern befanden, die in ihrer ganz eigenen Art und Weise den Kampf gegen die Eindämmung des Virus auf sich nahmen. So erging es etwa der 19-jährigen Benita Keller aus Döggingen.
Als Volontaria in Peru
Sie engagierte sich über den Bräunlinger Peru-Förderverein Villa Milagrosa bei dessen Bildungsprojekt in der peruanischen Stadt Nueva Cajamarca. Über den Verein können regelmäßig Deutsche als sogenannten Volontarios für einige Monate nach Peru. Dort reisen, aber auch im Bildungszentrum mitarbeiten und bei peruanischen Familien wohnen. „Eigentlich hätte ich bis Mitte Juni hier sein sollen“, erklärt Keller. Daraus wurden dann lediglich fünf Monate.
Schulen geschlossen
Seit November befand sich die Döggingerin in Peru. „Ich habe in der Schule geholfen, Englisch und Sport unterrichtet.“ Schließlich kommen die Ferien. Im März soll es weitergehen. Das tut es jedoch nur drei Tage lang: „Dann kam die Meldung, dass die Schule geschlossen wird“, erklärt Keller.
Ausgangssperre
Anfangs habe sie die Beschränkungen nicht so sehr wahrgenommen. Sie sind wesentlich strenger als in Deutschland. „Montag, Mittwoch, Freitag dürfen nur Männer nach draußen, an den anderen Tagen die Frauen. Sonntag niemand. Die Polizei kontrolliert extrem viel.“ Schon zu zweit sei man angesprochen worden. „Alle Läden waren geschlossen und es gab eine Ausgangssperre von 18 Uhr bis 5 Uhr morgens.“
Von Woche zu Woche
Das hat Auswirkungen. „Lebensmittel werden wesentlich teurer“, sagt Keller. Die Peruaner schalten auf Sparflamme, kalkulieren von Woche zu Woche. „Es wurde sparsam gekocht.“ Die Restriktionen werden von den Menschen akzeptiert. Besser, als es in Deutschland der Fall sei: „Hier gehen viele noch raus und treffen andere Leute, dort nicht. Es wird sehr ernst genommen.“ Das habe auch mit dem Gesundheitssystem zu tun: „Es hat nicht so viele Fälle wie in Deutschland. Das wäre nicht zu stemmen. Daher die drastischen Maßnahmen.“
Besser nach Hause
Über die Medien hört Keller von der Rückholaktion des Auswärtigen Amtes. „Am Anfang dachte ich, ich warte mal ab. Als die Situation immer schlimmer wurde, habe ich mich auf der Homepage der Deutschen Botschaft für einen Rückflug registriert.“ Ob sie die Situation als bedrohlich empfunden habe? „Anfangs war es relativ ruhig. Am Ende war es besser nach Hause zu gehen. Allein schon aus Verantwortung.“

Ein Taxi soll Benita Keller schließlich nach Tarapoto bringen, wo sich ein Flughafen befindet. Der Direktor der Schule sucht eine Mitfahrgelegenheit, ist mit dem Motorrad in der Stadt unterwegs. Der Polizei fällt das auf, die beschlagnahmt das Fahrzeug.
Maskenpflicht im Flieger
Keller kommt schließlich dennoch zum Flughafen. Bei den Passagieren wird die Temperatur gemessen, es wird desinfiziert, es herrscht eine Maskenpflicht, auch während des gesamten Fluges. Essen und Getränke werden mit Abstand in einer Papiertüte serviert. Über Chile geht es nach Deutschland.
Wieder Zuhause ist Keller vorerst in freiwilliger Quarantäne: „Das Risiko einer Ansteckung ist während solch einer Reise groß. An Flughäfen sind viele Leute aus verschiedenen Nationen unterwegs.“
Reise ein Erlebnis
Bereut hat sie die Reise nicht, im Gegenteil: „Es war bis auf den Schluss eine richtig gute Erfahrung in Peru. Den anderen Lebensstil kennen zu lernen. Und das Arbeiten mit den Kindern in der Schule war toll.“ Um den Kindern das Lernen trotz der Umstände zu ermöglichen, half Keller in der Restriktionszeit beim Vorbereiten von Arbeitsblättern. Die wurden per Email an all jene geschickt, die einen Computer haben. Sie verteilten die Aufgaben dann weiter.