Ein neues Zeitalter ist am Parkplatz am Südufer des Kirnbergsee angebrochen. Wo früher gelegentlich ein Parkwächter mit Campingstuhl saß, ist heute modernste Technik installiert, in dieser Form einzigartig in Deutschland. Damit ändert sich aber auch der Ablauf für die Nutzer des Parkplatzes. Am Freitag wurde die Anlage offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Biegt man von der Landstraße Waldhausen-Unterbränd Richtung See ab, fällt rechts ein großes Schild auf, auf dem die neuen Parkgebühren, Datenschutzhinweise und die Vertragsbedingungen des Betreibers Avantpark ausgewiesen sind.

Hier könne der Kunde noch wenden, wenn er nicht einverstanden ist, so Alexander Misok vom Stadtbauamt Bräunlingen. Auf der linken Seite befindet sich ein neu aufgestellter Mast mit dem Scanner.

Einige Meter weiter befindet sich quer über die Fahrbahn eine schwarz-gelbe Barriere, die den Verkehr ausbremsen soll. Wenn der Parkwillige diesen Punkt erreicht hat, werden das hintere Nummernschild und der Bereich darum in Fahrzeugfarbe vom Scanner erfasst und eingescannt.

Der Fahrer fährt auf einen freien Parkplatz innerhalb der ausgewiesenen Parkfläche. Kennt er seine voraussichtliche Parkzeit, kann er ähnlich wie bei einer Parkuhr im Voraus bezahlen. Hierzu gibt er sein Kennzeichen (Buchstaben und Zahlen ohne Bindestrich und Leerzeichen) am Automat ein und entrichtet den entsprechenden Preis.

Das kann durch kontaktlose Bezahlung mit Karte oder Handy passieren oder durch den Einwurf von Münzen. Wichtig ist, zu wissen, dass der Automat keine Scheine annimmt und auch kein Wechselgeld herausgibt. Wenn man also nicht elektronisch bezahlen möchte, sollte man genügend Münzgeld dabei haben.
Was Sie über das neue Parken wissen müssen
Hat man im Voraus bezahlt und die geplante Parkdauer überschritten, kann man nachzahlen. Man kann aber auch den gesamten Betrag vor der Ausfahrt bezahlen.

Wichtig ist in beiden Fällen, dass man seine Parkdauer kennt, da das System automatisch einen Bescheid über 40 Euro verschickt, wenn nicht oder zu wenig bezahlt wurde. Hieran erinnert auch noch einmal ein Schild am Ausgang.
Beim Herausfahren scannt das System das vordere Nummernschild. Wenn beide Scannungen erfolgt sind und der Betrag für die Zeit zwischen den Messungen bezahlt wurde, passiert nichts. Anderenfalls erwartet den Parksünder Post von Avantpark.
Sollte es zu Missverständnissen kommen, unterhält Avantpark ein Kundencenter, das über eine Hotline oder über ein Kontaktformular auf der Webside zu erreichen ist. „Wir haben auch Möglichkeiten, den Kunden entgegenzukommen, wir möchten ihnen das Parken so angenehm wie möglich machen.“, so Projektleiter Bali Kahi.
Die Stromversorgung ist grün
Ähnliche Systeme gibt es schon an verschiedenen Parkplätzen in Deutschland. Normalerweise werden sie durch Strom aus dem Netz betrieben. Das besondere am Kirnbergsee ist, dass es auf der Südseite des Sees keinen Stromanschluss gibt, das System aber 24 Stunden Versorgung benötigt. Also suchten die Verantwortlichen nach einer autarken Lösung. Auf dem Toilettenhaus wurden vier zusätzliche Solarmodule installiert. Diese sind mit einem Speicher kombiniert.

Wenn die Versorgung nicht ausreicht, wird eine Brennstoffzelle zugeschaltet, in der mithilfe von Methanol über eine chemische Reaktion zusätzliche Energie erzeugt wird. Damit werden der Parkautomat und über eine 201 Meter lange Leitung im Boden der Scanner versorgt.
Was reizt Avantpark am Kirnbergsee?
„Das ist das erste Mal, dass wir ein autarkes System in dieser Kombination gebaut haben. Es ist so gut wie CO2-neutral“, berichtet Florian Hofmann, Project Manager von Avantpark. „Wir wollten etwas Grünes machen, was zum Charakter des Sees passt. Die Brennstoffzelle ist eine reine Backup-Lösung, wenn die PV-Anlage zu wenig Energie liefert.“
Wie die Stadt das System rechtfertigt
Maren Ott vom Tourismusamt in Vertretung von Bürgermeister Micha Bächle erklärt, warum die Neuerung aus Sicht der Stadt notwendig war: Für die Stadt Bräunlingen entstehen rund um den See hohe Kosten wie Pflege der Wege und Parkplätze, Zäune, Müllentsorgung. Es sei nur ein ganz kleiner Teil, der mit diesen Gebühren refinanziert wird.
Parkplatzwärter, die in früheren Zeiten bei schönem Wetter den ganzen Tag hin stehen und sich teilweise auch wüste Sachen anhören mussten, seien nicht mehr zu bekommen. Es gehe nur um eine neue, digitale Art der Bewirtschaftung.

„Wir haben lange nach einer Lösung gesucht. Dieses Konzept hat uns dann überzeugt“, freut sich Alexander Misok vom Stadtbauamt. Avantpark-Projektleiter Bali Kahi: „Der Kirnbergsee war für uns eine Referenzfläche, weil wir noch nichts im Schwarzwald hatten und es ist einfach schön hier.“