Große Geschäftigkeit vor der Unterbränder Brändbachhalle. Auf Tischen und auf dem Boden liegen Astholz, kleine Hartholzbretter, Ziegelsteine, Bambus oder leere Konservendosen. Eine Tischkreissäge, Akkuschrauber und anderes Werkzeug stehen bereit.
Aus dem Material sollen Hotels gebaut werden. Bienenhotels, um genau zu sein. 15 Landfrauen haben es sich gemeinsam mit Ansgar Barth zum Ziel gemacht, die Unterkünfte für die emsigen Tiere zu erstellen. Als Basis dafür dienen ausrangierte Holzkisten, die so einen neuen Einsatzzweck erhalten.
Das Brennen gibt den Anstoß
Die Idee, Ansgar Barth anzusprechen, kam auf, als die Unterbränder Landfrauen ihr Jahresprogramm für 2025 zusammengestellt hatten. Barth ist vereidigter Bienensachverständiger und hatte die zündende Idee.
Seit Jahren arbeitet er mit einer Bräunlinger Brauerei zusammen. Unter anderem verarbeitet er deren Versuchsansätze in seiner Brennerei zu Edelbränden und führt sie so einer neuen Verwendung zu. Ab und zu erhält er auch Holzreste, so auch ausgediente Holzkisten, in denen früher Kellerpils mit Bügelverschluss verkauft wurden. Diese sind aus heimischem Holz, bis auf den Stempel unbehandelt und somit in der Natur bedenkenlos verwendbar.
Brauerei-Kisten als perfekte Basis
„Die Kisten kann man super für Wildbienenhotels nehmen, denn dann hat man gleich eine Umhausung für die Teile, die man da hereinbauen möchte. Das Wildbienenhotel setzt sich aus verschiedenen Baustoffen zusammen, entsprechend der bei uns vorkommenden Wildbienen. Auf unserer Höhenlage sind längst nicht alle Arten anzutreffen“, so Barth.
„Diese beziehen gerne Nisthilfen aus Materialien wie Ziegelsteinen, Hartholz mit entsprechenden Bohrungen oder auch Schilfgras.“ Die Bohrungen sollten mindestens acht Zentimeter tief sein.

Die als Rahmen verwendeten Bierkisten haben den Vorteil, dass sie sich beliebig positionieren lassen. Man kann sie auf den Boden stellen, an einen Schopf hängen oder unter einem Dachvorsprung unterbringen. Wer sie bemalen möchte, um sie optisch aufzuwerten, sollte möglichst umweltfreundliche Systeme wie Acrylfarben verwenden.
Augen auf beim Hotel-Kauf
Was den Inhalt betrifft, konnte Barth ebenfalls wertvolle Tipps geben. In den vergangenen Jahren hat er auf seiner Streuobstwiese verschiedene Bienenhotels aufgebaut und konnte beobachten, was an Nisthilfen angenommen wird und was gar nicht. So hatte er im Vorfeld mit den Landfrauen abgeklärt, was sie mitbringen und was er vorhalten konnte.
Viele Wildbienenhotels, die zum Kauf angeboten werden, hält er indes für ungeeignet. Oft lägen wesentliche Konstruktionsfehler vor, oder die Bienenart, die dazu passt, gebe es hier gar nicht. Es werde laut Barth oft mehr Wert auf die Optik gelegt als auf die Funktion.
Die Suche nach dem richtigen Standort
Das Aussehen der kleinen Hotels ist für die Teilnehmer der Aktion dann aber doch nicht ganz belanglos. Mit Liebe zum Detail errichten die Landfrauen aus den alten Kisten richtige Schmuckstücke, die sie nach getaner Arbeit schließlich mit nach Hause nehmen.
„Es war ein schöner Vormittag“, resümiert Tanja Müller von den Landfrauen. „Wir wurden theoretisch an das Thema herangeführt. Das hat mir sehr gefallen. Dann ging es los, jeder an seinen Bierkasten und es hieß einfach mal ausprobieren. Manches war mit dem Werkzeug etwas schwieriger als man dachte. Aber wir haben es in Summe alle Hinbekommen und schöne Ergebnisse gehabt.“
Wo das Bienenhotel schließlich hinkommt, müsse sie noch überlegen. Das Ding sei einigermaßen schwer, deshalb müsse man schauen, welche Wand das aushält und einen Platz finden, wo es eine gute Süd-Ost-Lage hat. Sie habe die Nisthilfe erst einmal provisorisch aufgestellt. Das sei für diese Saison in Ordnung, aber für den Winter nicht wirklich tauglich.
Ansgar Barth hofft, dass er mit der Aktion dem Upcyceln der ausrangierten Kisten, die immer wieder anfallen, einen Anstoß gegeben hat und eventuell noch andere Aktionen folgen, beispielsweise in Kindergärten oder in Schulen im Kunstunterricht.