Der Hilferuf einer ganzen Branche manifestiert sich am Montagabend in einer Farbe. Ganz in Rot wird gegen 22 Uhr die Stadthalle Bräunlingen angestrahlt. „Rot ist die letzte Stufe, bevor das Licht ganz ausgeht“, sagt Peter Hübsch, der den Farbeffekt mit sechs Strahlern und einzelnen Lichtsäulen inszenieren wird.
Viele Pleiten drohen
Der Hüfinger Eventdienstleister, der in der Region schon unzählige Veranstaltungen mit Licht und Ton ausgestattet hat, spricht von einer Corona-bedingten schweren Krise der Branche, zu der Hübsch Kulturschaffende und Veranstaltungsdienstleister vom Caterer bis zum Messebauer zählt. „Wenn sich nichts ändert, werden in 100 Tagen rund 60 Prozent dieser oft von Soloselbstständigen getragenen Firmen vom Markt verschwunden sein“, zitiert Hübsch ein Branchenmagazin.
Gefördert wird die Lichtinstallation, die Teil der bundesweiten Aktion „Night of Lights“ ist, durch die Stadt Bräunlingen. Reihenweise Absagen größerer Veranstaltungen träfen die Stadt enorm, sagt Bürgermeister Micha Bächle, der die notwendigen Abstands- und Hygieneregeln ausdrücklich begrüßt. Die Kommune und auch Dienstleister wie Peter Hübsch benötigten jetzt aber eine verlässliche Perspektive. „Denn wenn die Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen, brauchen wir auch die Leute dazu“, gibt Bächle zu bedenken.

Die Corona-Vorgaben bedeuten Einschränkungen und ein sich ständig änderndes Regelwerk, was Buchungen sehr schwierig mache, so Anna Welke vom Amt für Tourismus, Kultur und Sport. „Momentan dürfen wir den großen Saal mit 153 statt 750 Plätzen belegen und den kleinen mit 30 bis 40 statt 200“, erläutert sie. Das mache die Beantwortung von Anfragen – ob Tagung oder Familienfeier – schwierig. Die letzten Hallenveranstaltung habe es bei der Fastnacht gegeben, erinnert sich Welke. Insbesondere den derzeitige Schwebezustand bei den „Löwenstarken Veranstaltungen“, dieses Jahr mit neuem Konzept ausgestattet, findet sie bedauerlich.
Firmenjubiläum ist gefährdet
Die Hallenveranstalter seien mit als erste in den „Lockdown“ gegangen und dürfen zu den letzten gehören, die wieder durchstarten können, ärgert sich Hübsch. Seinen festen Mitarbeiter hat er in Kurzarbeit geschickt, mehrere 450-Euro-Kräfte sind beschäftigungslos ohne Lohn. Bei der Soforthilfe des Landes fiel er „durch den Rost“. Berechnungsgrundslage seien die Umsätze im April und Mai 2019. Das seien aber generell ohnehin schwache Monate. Und weil Hübsch in Corona-Zeiten mit dem Verkauf von Desinfektionsständern in bescheidenem Maße alternative Umsätze generiert hat, lag der Umsatz letztlich zu hoch für die Landeshilfe.Gegenwärtig stehen dem Meister für Veranstaltungstechnik noch ein paar Installationsprojekte ins Haus. Da darf nichts schiefgehen. Sonst wäre das 25-jährige Firmenjubiläum im nächsten Jahr gefährdet.