Bräunlingen Er ist weiterhin ein großes Thema für die Stadt Bräunlingen: der Bau der zweiten Gauchachtalbrücke. Der Beginn der ursprünglich bereits genehmigten Arbeiten, zieht sich aktuell durch eine Klage des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hinaus. Entlastung soll die Brücke eigentlich für den Stadtteil Döggingen liefern. Nun hat sich die Stadt erneut geäußert und beteuert, dass sie weiterhin zu 100 Prozent hinter dem Projekt steht.
Der Gemeinderat hat einstimmig eine entsprechende Stellungnahme zum aktuellen Verfahrensschritt verfasst, der den Bau voll unterstützt. „Der VCD Südbaden handelt mit seiner Klage gegen die Interessen der Bürger der Region. Die zweite Gauchachtalbrücke ist zentraler Baustein auch für die künftige Entlastung der Ortsdurchfahrt Döggingen“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Die Entlastung des Stadtteils sei ein wichtiges Ziel des Baus – gerade mit Blick auf die erste Brücke. Ohne eine zweite Brücke müsste bei der Instandsetzung der ersten über einen längeren Zeitraum der komplette Verkehr durch den Ort geleitet werden, heißt es in der Stellungnahme. Ohnehin seien die Bürger Döggingens schon verkehrsgeplagt: „Letztendlich war der Bau der Ortsumgehung Döggingen auch eine Folge mehrerer schwerer beziehungsweise tödlicher Verkehrsunfälle, auch mit Fußgängern in der Ortsmitte.“ Daher ist sich die Stadt sicher: „Aus den Fakten ergibt sich daher eine verkehrliche Notwendigkeit zum Bau der zweiten Gauchachtalbrücke, zu der auch die Einwohnerschaft von Döggingen geschlossen steht.“
Worum es nun geht
Ein wichtiger Aspekt ist eine aussagekräftige Umweltverträglichkeitsprüfung, die Gegenstand des aktuellen Verfahrens ist. Diese Prüfung umfasst, neben der vorherigen, auch den vorhandenen Zustand der Baufläche nach der bereits durchgeführten Rodung. Weiterhin wird die artenschutzrechtliche Prüfung im Hinblick auf ein Bibervorkommen unterhalb der vorhandenen Brücke und auf Eidechsen im Bereich westlich des Brückenwiderlagers ergänzt, sowie die Auswirkungen auf das Klima geprüft. „Die Stadt Bräunlingen hat die Planungen immer konstruktiv unterstützt und auch Flächen für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt“, schreibt die Stadt in ihrer Stellungnahme.
Die Ergebnisse der Prüfungen werden dann in die Abwägungsentscheidung der Planfeststellungsbehörde integriert. In diesem Verfahren wurde kürzlich ein wichtiger Schritt vorgenommen. Die Planungsunterlagen wurden zur Einsichtnahme veröffentlicht. Zu dem ergänzenden Verfahren hat die Stadt Bräunlingen nun die einstimmig vom Gemeinderat unterstützte Stellungnahme verfasst und in den Verfahrensverlauf mit eingegeben. Bürgermeister Micha Bächle blickte in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf die bisherigen Verfahrensschritte zurück: „Der VCD torpediert schon seit 2022 den Bau der zweiten Brücke, für die das anschließende Tunnelstück bereits vorhanden ist. Die Klage des VCD wurde abgelehnt und da für die Klage vom Gericht keine Revision zugelassen war, reichte der Verkehrsclub eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein“.
Dort liegt jetzt die Klage, was den Bau immer weiter verzögere und teurer mache. Im Gemeinderat wurde unter anderem der Eindruck geäußert, der Verkehrtsclub wolle das Vorhaben immer weiter hinauszögern, bis schließlich keine finanziellen Mittel mehr vorhanden seien, um den Bau umzusetzen. Bächle sprach sich gegen das Verbandsklagerecht aus, was in Bräunlingen am Beispiel des Brückenbaues zu kostenintensiven Verzögerungen führt. Als ein „Schreckenszenario“ bezeichnete Dögginges Ortsvorsteher Georg Baum den Verfahrensverlauf und er wies, wie auch SPD-Rat Clemens Fahl, auf die ständig steigenden Kosten für das Vorhaben hin. Die lagen in der ursprünglichen Planung einst bei rund 56 Millionen Euro. Mittlerweile sind sie geschätzt auf über 70 Millionen Euro angewachsen. „Wir müssen den Druck hochhalten“, sagte Bächle, der dazu auch die Angeordneten mit einschalten möchte und auf ihre Unterstützung hofft. Der VCD argumentiert, dass der Verzicht auf die zweite Brücke keine Nachteile für Döggingen oder die Region hätte. Dieser Aussage widerspreche die Stadt laut Bürgermeister Bächle allerdings „energisch“. Es stelle sich vielmehr die Frage, ob das Verbandsklagerecht noch zeitgemäß sei.