Diskussionen ohne Tabus: Stadtbusplaner Willi Hüsler, der erstmals seit der Einführung des Donaubusses wieder in der Stadt war, ist zwar ganz begeistert, wenn er den Stadtbus sieht. "Das Aussehen der Busse ist wunderschön und man kann in allem den Willen zum Erfolg spüren", sagt der Schweizer Verkehrsplaner. Doch zwischen all des Lobes und den ganzen dipolmatischen und politischen Sätzen äußert Hüsler dann auch deutlich, was nötig ist, um den Stadtbus weiterentwickeln zu können: Daten und Fakten, auf deren Grundlage dann auch Entscheidungen getroffen werden können. So manch ein Stadtrat sieht sich bei diesen Worten bestätigt, wurde doch schon des Öfteren beispielsweise gefordert, dass die Ein- und Ausstiege gezählt werden, damit auch klar ist, wo Bedarf ist und wo nicht.

Was Räte schon lange fordern, fordert nun auch der Stadtbusplaner

Und genau diese Daten fordert nun Willi Hüsler: "Die Zahlen, die sie haben, sind nur hochgerechnet", erklärt er. Denn beispielsweise wird ein Abo mit dem sogenannten Auslastungsfaktor 59,8 multipliziert. Egal ob der Besitzer der Karte diese nun täglich oder einmal in der Woche benutzt – in der Statistik wird er mit 59,8 Fahrten gerechnet. Auch wenn er sein Abo gar nicht für den Stadtbus nutzt, sondern irgendwo anders in der VSB-Tarifzone acht unterwegs ist. "Es ist doch auch interessant, an welchen Haltestellen eine gute Ausschöpfung vorliegt", sagt Hüsler. Mit solchen Daten könnte die Stadt dann gezielt überlegen, in welche Richtung das Marketing gehen soll.

Stadtbusplaner Willi Hüsler: "Wir schienen auf einem guten Pfad, obwohl wir etwas mehr Fahrgäste erwartet hätten."
Stadtbusplaner Willi Hüsler: "Wir schienen auf einem guten Pfad, obwohl wir etwas mehr Fahrgäste erwartet hätten." | Bild: Jakober, Stephanie

Auch einen Zeithorizont zeigt der Planer auf: "Ich habe immer gesagt, dass man so ein Angebot auch zuerst einmal in Ruhe lassen soll." Nach zwei Jahren – wovon eines schon vorüber ist – könnte dann darüber nachgedacht werden, wo nachgesteuert werden könne. Und genau aus diesem Grund müssten dann auch Diskussionen ohne Tabus geführt werden. Auf die von ihm prognostizierten Fahrgastzahlen ging Hüsler hingegen nur kurz ein. Er habe sich diese nach fast einem Jahr Stadtbusverkehr angeschaut. Damals sei die Zahl der Fahrgäste Ende August – nach elf Monaten Stadtbus – bei 200 000 gelegen. Für das erste Jahr habe er 250 000 Fahrgeäste prognostiziert. "Wir schienen auf einem guten Pfad, obwohl wir etwas mehr Fahrgäste erwartet hätten."

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Allerdings sei das mit dem Tarif schon eine "schwierige Sache". Denn nachdem das Ein-Euro-Ticket eingestellt worden ist, das ja in erster Linie nur als ein Marketingmittel für die Anfangsphase gedacht war, ist der Verkauf der Einzelfahrscheine rapide eingebrochen. Der reguläre Tarif der VSB (Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar), der immerhin 2,30 Euro pro Fahrt beträgt, scheint vielen zu teuer, um beispielsweise nur eine kurze Strecke durch die Stadt zu fahren. Das wirkt sich deutlich aus: Wurden im September des vergangenen Jahres, dem letzten Monat, in dem noch das Ein-Euro-Ticket verkauft wurde, noch 3588 Einzelfahrscheine verkauft, fiel die Zahl mit der Abschaffung im Oktober auf 1723 Einzelfahrscheine. Für Dezember des vergangenen Jahres waren es dann nur noch 1251 Einzelfahrscheine, das schlechteste Ergebnis seit Einführung des Donaubusses. Selbst im ersten Stadtbusmonat waren es 1672 Einzelfahrscheine.

Die gleiche Diskussionen wie vor drei Jahren: Die Stadt braucht einen Citytarif

Somit führt der Gemeinderat einmal wieder eine Diskussion über den Preis und irgendwie gibt's da ein kommunalpolitische Déjà-vu. Denn schon vor der Einführung des Stadtbusses wurde darüber heftig diskutiert, als klar war, dass es kein Kurzstreckentarif geben wird und in der Donaueschinger Innenstadt dann der VSB-Tarif von 2,30 Euro gelten wird. Ein Problem, das übrigens nicht nur in Donaueschingen zu Diskussionen führt. Auch in St. Georgen und in den beiden Stadtteilen Villingen und Schwenningen wird über die innerstädtischen Preise geklagt und seit langem ein sogenannter City-Tarif oder einen Kurzstreckentarif gefordert. Auch im Bereich des Ringzuges gibt es ähnliche Klagen: So hat der Kulturverein "Not my Limba" eine Initiative zur Sammlung von Unterschriften gegen die hohen Fahrpreise zwischen Villingen und Donaueschingen gestartet. Da die Strecke durch drei Tarifzonen führt, zahlt der Fahrgast 5,20 Euro für den Weg von Donaueschingen nach Villingen.

VSB-Geschäftsführer Mickaél Pandion: "Ich will das Ergebnis nicht vorweg nehmen, aber wir suchen nach einer schnellen Lösung."
VSB-Geschäftsführer Mickaél Pandion: "Ich will das Ergebnis nicht vorweg nehmen, aber wir suchen nach einer schnellen Lösung." | Bild: VSB

Das Problem ist auch bei der verantwortlichen VSB schon lange bekannt. So schnell geht es allerdings dann auch nicht. "Das hat Auswirkungen auf das ganze Netz", erklärt VSB-Geschäftsführer Mickaél Pandion. Aktuell werde ein Gutachten erstellt, dass prüfe, was in Abstimmung mit zwei benachbarten Verkehrsverbünden möglich sei. Und dann gelte es ja auch noch zu prüfen, in wie weit man in den Genuss einer Landesförderung komme, die es aktuell für die Vereinfachung der Tarifzonen und die Senkung der Preise gibt. "Ich will das Ergebnis nicht vorweg nehmen, aber wir suchen nach einer schnellen Lösung", verspricht Pandion. Auch ein Modellversuch sei denkbar, aber schwierig. "Das ist ein ganz heißes Eisen." Schließlich will ja nicht nur Donaueschingen ein entsprechendes Angebot, sondern auch VS und St. Georgen. Da werde genau drauf geschaut, wo der Modellversuch stattfindet und wer die Kosten dafür übernimmt.

Worte, die der Donaueschinger Gemeinderat nicht gern hört.

Denn schließlich hat er das alle bereits vor drei Jahren vernommen, nur aus einem anderen VSB-Mund. Und nun herrscht echter Handlungsbedarf. Fraktionsübergreifend ist allen klar: Es muss etwas am Fahrpreis gemacht werden, damit der Bus auch von den Bürgern angenommen wird. Doch es gibt nur zwei Lösungen: Entweder die Stadt subventioniert die Tickets selbst oder der VSB ändert seine Tarife. Doch laut Pandion scheint das ja nicht ganz so einfach. "Da platzt mir der Kragen", sagt CDU-Fraktionssprecher Konrad Hall. Wenn ein Kunde zu ihm komme und ein Problem habe, könne er auch nicht sagen, dass er sich das mal überlege und die Lösung in drei Jahren präsentieren werde. "Wenn es ein heißes Eisen ist, dann muss man sich eben Handschuhe anziehen." Das Problem sei seit drei Jahren bekannt und es habe keinerlei Fortschritte gegeben.

"Bernhard Kaiser ist absolut loyal, engagiert und er hat immer alles für die Stadt gegeben. Es ist mir eine Ehre, dass ich mir ihm ...
"Bernhard Kaiser ist absolut loyal, engagiert und er hat immer alles für die Stadt gegeben. Es ist mir eine Ehre, dass ich mir ihm zusammenarbeiten durfte. Er hat einen enormen Erfahrungsschatz, wars die Stadt und auch die Vorgänge in der Stadt betrifft. Er hatte immer eine Klarheit, in dem was er tut, so dass er die Mitarbeiter überzeugen konnte.Erik Pauly, Oberbürgermeister und letzter Chef von Bürgermeister Bernhard Kaiser | Bild: Müller, Jürgen

Der Gemeinderat und OB Pauly wollen für ihre Bürger unbedingt einen City-Tarif. Nun soll der Weg gesucht werden, diesen möglichst schnell umsetzen zu können. Verhandlungen zwischen Stadt und VSB werden gefordert und auch Pauly selbst will sich dem Problem annehmen: "Ich sehe mich dazu beauftragt, zu versuchen, einen Citytarif zu erreichen." Er könne sich auch vorstellen, dass es Möglichkeiten gibt, außerhalb des VSB-Tarifes schnell zu einer Lösung zu kommen.

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Weitere Ideen und Anregungen rund um den Stadtbus

  • Übertragbares Abo: Die Idee wurde einst von GUB-Fraktionssprecherin Claudia Weishaar ins Spiel gebracht, die die Anregung in Freiburg entdeckt hat. Dort sei ein Abo übertragbar und könne auch von anderen genutzt werden. Es sei sicher ein zusätzlicher Anreiz, ein Abo zu kaufen. "Ich kann nicht verstehen, warum man da nicht kaufmännischer denkt." Mickaél Pandion, Geschäftsführer des Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar, versprach, die Möglichkeit zu prüfen. Koste sie nicht viel, würde nichts dagegen sprechen.
  • Zehn zahlen, 15 Mal fahren: SPD-Stadträtin Martina Wiemer freut sich, dass diese Anregung umgesetzt wurde. "Seit es das gibt, bin ich in der vergangenen Woche auch wieder mehr mit dem Stadtbus gefahren. Für sie würden nun noch "zwei Kleinigkeiten" fehlen: der Preis und die Anbindung der Dürrheimer Straße und Allmendshofen.
  • Parken in der Stadt: Um die Leute in den Stadtbus zu bekommen, könnte man laut Martina Wiemer ja auch mal über die Parkraumbewirtschaftung in der Stadt nachdenken. Außerdem könne man für das Geld, das das Parkhaus hinter dem Rathaus kosten wird, die Bürger lange kostenlos Stadtbus fahren lassen.
  • Zählungen: Die von Stadtbusplaner Willi Hüsler geforderten Zählungen gestalten sich nicht ganz so einfach. Allein für die Software, die die Ergebnisse auswerten könne, wären 60 000 Euro nötig. Allerdings sieht Pandion die Möglichkeit, dass sich drei Verkehrsverbünde die Kosten teilen. Hülser hat eine ganz kostengünstige Lösung parat. Man könnte ja mit Studenten arbeiten, die im Bus mitfahren und die Ein- und Ausstiege zählen würden.
  • Kostenloser Bus: Um den wirklichen Bedarf ermitteln zu können, könnte man den Bus ja auch eine gewisse Zeit kostenlos fahren lassen, regte FDP/FW-Fraktionssprecher Bertolt Wagner an. "Natürlich würde das Geld kosten, aber wir hätten dann den Maximalbedarf und ein unglaubliches Marketinginstrument", so Wagner und fügt hinzu: "Wenn wir etwas machen wollen, dann jetzt richtig."