Mit dem Auto nach Freiburg, das bedeutet: erst einmal die überlastete B31. Dann Freiburg selbst, wo alles getan wird, dem Autofahrer das Leben möglichst unangenehm zu gestalten. Und dann auch noch die Suche nach einem teuren Parkplatz. Im Stadion des SC Freiburg muss der Fahrer aufs Bier verzichten und auf dem Weihnachtsmarkt ist Kinderpunsch angesagt. Und wer vom Einkaufen so richtig geschlaucht ist, muss man sich wieder über die Bundesstraße zurückquälen.

Das Kontrastprogramm: enge Schwarzwaldtäler und die weite Landschaft der Baar mit dem Blick aus dem Zugfenster genießen. Könnte die Höllentalbahn eine Alternative sein? Die Verantwortlichen – und das sind viele, denn neben der Bahn, dem Bund und dem Land, sind auch drei Landkreise an dem Projekt Breisgau-S-Bahn beteiligt – sind sich gewiss, dass sie eine attraktive Alternative zum Individualverkehr geschaffen haben.

Denn seit gestern heißt es: Auf der Baar einsteigen und in Freiburg oder gar am Kaiserstuhl wieder aussteigen. Früher mussten Fahrgäste zwischen Villingen und Breisach viermal umsteigen. Doch diese lästige Störung der Bahnfahrt gehört nun der Vergangenheit an. Anstatt, dass sich die Fahrgäste bewegen müssen, werden in Titisee und Gottenheim, wo die Kaiserstuhlbahn aus Endingen hinzustößt, die Züge zusammen und wieder auseinandergeführt – das bedeutet täglich 120-mal ein anspruchsvolles Flügeln und Kuppeln und für das Personal eine Herausforderung.
Mit der Breisgau-S-Bahn ist nicht nur das größte ÖPNV-Projekt in Baden-Württemberg fertiggestellt und die komplette Ost-West-Achse elektrifiziert, sondern es ist seit gestern auch ein neuer Fahrplan gültig. Es gilt der Stundentakt, auch in Bachheim und in Unadingen halten die Züge nun jede Stunde. Darüber hinaus ist auf der östlichen Höllentalbahn eine Ausweitung des Angebotes in den Tagesrandzeiten vorgesehen.

Gleichzeitig gilt nun auf der Strecke Barrierefreiheit. Denn die Bahnhöfe und Bahnsteige wurden entsprechend ausgebaut, so dass sie für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren kein Hindernis mehr bieten. Das Gleiche gilt auch für die Züge – 24 neue wurden angeschafft. In ihnen soll nicht nur genügend Platz für die Beine sein, sondern auch für Fahrräder. Und es gibt Klimaanlagen, Steckdosen, Videokameras und Wlan.
Zeitgleich gibt es auch durch das Nahverkehrskonzept des Schwarzwald-Baar-Kreises auf der Südbaar Änderungen. Hier soll es bessere Taktungen und Routen geben.
Kostenfreie Fahrt
Eine Möglichkeit, die neuen Verbindungen und Züge kostenfrei zu nutzen, gibt es am kommenden Samstag, 21. Dezember. Dann können die Verbindungen zwischen Endingen/Breisach und Seebrugg/Villingen einfach einmal getestet werden. Zwischen Breisach und Gottenheim können die Busse des Schienenersatzverkehrs ebenfalls kostenfrei genutzt werden.Zahlen, Daten, Fakten rund um die Breisgau-S-Bahn
Die Breisgau-S-Bahn besteht aus den Strecken Breisacher Bahn und der Höllentalbahn West und Ost und verbindet die Baar mit Freiburg und dem Kaiserstuhl.
- Länge der kompletten Strecke: 120 Kilometer
- Kosten: 335 Millionen Euro. Davon entfallen 102 Millionen Euro auf die Höllentalbahn Ost und 135 Millionen auf die Breisacher Bahn.
- Bauabschnitt Höllentalbahn Ost: Länge 38 Kilometer, Bauzeit 18 Monate
- Baustelle Breisacher Bahn: Länge 23 Kilometer, Bauzeit elf Monate
- 75 Kilometer neue Oberleitung auf der Höllentalbahnstrecke West/Ost verbaut
- 23 Kilometer Oberleitung auf der Breisacher Bahn erneuert
- Ausbaumaßnahmen bei fünf Tunneln, Tieferlegung der Gleisanlagen um bis zu 70 Zentimeter, um im Tunnel die neue Oberleitung einbauen zu können
- Rund 400 neue Oberleitungsmasten im Bereich Höllentalbahn Ost
- Rund 350 neue Oberleitungsmasten auf der Breisacher Bahn
- Erneuerung der kompletten Leit- und Sicherungstechnik mit dem neuen elektronischen Stellwerk in Freiburg-Wiehre. Von dort wird der gesamte Zugverkehr auf der Höllentalbahn und der Breisacher Bahn gesteuert.
- Steilste Hauptbahnstrecke in Deutschland auf der westlichen Höllentalbahn mit bis zu 57 Promille Steigung