Am Dienstagabend steht wohl die meistbeachtete Entscheidung der Legislaturperiode an: Der Gemeinderat entscheidet, wie es mit dem Verkehrskonzept weitergeht. Doch nicht nur die Stadträte haben sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Verkehrskonzept beschäftigt, auch der Gewerbeverein: „Wir müssen wieder zueinanderfinden“, sagt Patrick Schmoll, der gemeinsam mit Gerhard Werb und Christian Köster den Gewerbeverein führt. Das Thema Verkehr habe polarisiert, doch unter dem Strich wollten Gewerbeverein und Stadträte eigentlich genau das Gleiche: eine schöne und funktionierende Innenstadt.
Doch wie sieht dazu der Weg aus? Schmoll präsentiert einen Zehn-Jahres-Plan, den er auch schon OB Erik Pauly, Bürgermeister Severin Graf und den Fraktionssprechern präsentiert hat. „Wir wollen auch, dass es vorwärts geht. Wir wollen nichts verhindern“, sagt Schmoll. Ihm persönlich wäre ein Geschäft in einer florierenden Fußgängerzone, wo viele Menschen mit Einkaufstüten unterwegs sind, auch lieber, als parkende Autos vor seinem Schaufenster. Doch es geht um den Weg.
Was genau am Ende steht, müsse man sehen. Es könne sich ja auch zeigen, dass eine temporäre Fußgängerzone in Donaueschingen besser sei als eine komplette Sperrung der Innenstadt für den Verkehr.
Wie der Weg dahin aussehen soll, ist für Schmoll klar: „Wir müssen den Weg verlassen, die Besucher der Stadt, egal ob es Bürger, Kunden oder Mitarbeiter sind, durch Verbote zu lenken, sondern so gute Angebote schaffen, dass sie es freiwillig machen.“
Große Hoffnung setzt Schmoll auf das City-Management, das Gewerbeverein, Verwaltung und Politik miteinander verbinden soll und bei ihrem Ziel, die Innenstadt attraktiver zu machen, unterstützen soll.
Erster Punkt in Schmolls Zehn-Jahres-Plan ist die Verdichtung der Innenstadt: Leerstand müsse behoben und Sortimentslücken geschlossen werden. „Wir sind nicht ganz so gut aufgestellt“, erklärt Schmoll. Beispielsweise gebe es Fälle, wo sich eine Geschäftsaufgabe aus Altersgründen abzeichnet. Hier müsse schnellstmöglich eine Lösung gefunden werden, dass der Leerstand gar nicht erst eintritt. Das City-Management sei hierfür genau das richtige Instrument.
Doch auch im Bereich Neubauten sei die Verdichtung durchaus ein Thema: Dass in der Hauptgeschäftsstraße ein Wohnhaus gebaut werden könne ohne Geschäfte im Erdgeschoss, wäre in anderen Kommunen beispielsweise ausgeschlossen.
Zeitgleich müsse man sich Gedanken über die Parkplatzsituation machen: „Entsprechende Angebote zu schaffen, lässt sich nicht von heute auf morgen machen“, erklärt Schmoll. Für Kunden müssten ausreichend Möglichkeiten geschaffen werden, dass sie ihr Auto so abstellen können, dass sie mit einem Fünf-Minuten-Fußweg die Innenstadt erreichen. Für Mitarbeiter, die in der Innenstadt arbeiten, wären 15 Minuten akzeptabel.
Drei bis vier Parkhäuser wären für die Größenordnung von Donaueschingen durchaus denkbar. „Jetzt verfügen wir über Pläne für eines und bei dem ist noch nicht mal sicher, ob es nächstes Jahr gebaut wird“, sagt Schmoll.
Seine Vorstellung: In jeder Himmelsrichtung um die Innenstadt herum ein Parkhaus: „Es bringt ja nichts, die parkenden Autos zu verdammen, man muss das Angebot schaffen, wo sie hinkönnen“, erklärt der Vorsitzende des Gewerbevereins.
„Mit diesen Voraussetzungen wird die City funktionieren.“ Und dann könnte man sich überlegen, was mit den Parkplätzen gemacht wird, die sich innerhalb von zwei, drei oder vier Minuten Fußweg befinden und die Innenstadt schöner gestalten.
Reichlich Potenzial sieht Schmoll auch bei den Händlern, die viele Innenstädte kennen würden und wüssten, was funktioniert und was nicht. Diese Ideen könnten auch in Donaueschingen Früchte tragen. „Wir wollen die Politik nicht allein lassen, sondern suchen den Schulterschluss„, sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins.
Schmoll ist sich sicher, dass sich der Zehn-Jahres-Plan „widerstandlos“ umsetzen ließe und dass er nicht auf so viel „Ablehnung, Zorn und Unverständnis“ stoßen würde, wie es bei der die Einbahnstraße an der Stadtkirche der Fall war und wie auch bei den nun geplanten Maßnahmen zu rechnen sei. „Die Bürger reagieren bei dem Thema stark gereizt“, sagt Schmoll. Das Verkehrskonzept sei ihm anfangs auch sinnvoll erschienen. „Wir haben den Pfad nur mit Einrichtung der Einbahnstraße verlassen und ich befürchte, dass wir uns nun in etwas hineinmanövrieren, aus dem wir nicht mehr hinauskommen.“
Debatte zum Verkehrskonzept: Darüber entscheidet der Gemeinderat am Dienstagabend
Das Verkehrskonzept steht in der Sitzung des Gemeinderates, die morgen Abend um 19.45 Uhr im Seminarbereich der Donauhallen stattfindet, auf der Tagesordnung.
- Max-Egon-Straße/Zeppelinstraße: Die Einbahnstraßen sollen umgedreht werden. Das Ziel: Der Parksuchverkehr soll dadurch reduziert werden. Denn laut Planungsbüro würden viele über diese beiden Straßen so lange im Kreis fahren, bis sie einen Parkplatz direkt vor dem Geschäft gefunden haben und so für zusätzlichen Verkehr in der Innenstadt sorgen. Durch das Umdrehen der beiden Einbahnstraßen soll dies verhindert werden und der Parksuchverkehr in Richtung des Parkplatzes hinter dem blauen Rathaus geleitet werden. Außerdem soll in diesem Zusammenhang auch gleich die Einbahnstraße der westlichen Karlstraße bis zur Schulstraße ausgeweitet und auch der verkehrsberuhigte Bereich soll bis zur Einmündung Schulstraße ausgedehnt werden.
- Werderstraße: Untersuchungen hätten gezeigt, dass die Drehung der Fahrtrichtung auf der Werderstraße zu einem deutlichen Rückgang des Durchgangsverkehrs sorgen würde. Aufgrund der Straßenbreite soll die Einbahnstraße nicht nur bei der Einmündung Karlstraße gelten, sondern auf die ganze Werderstraße ausgedehnt werden. Diese Lösung würde zwar den Anwohnern im Bereich um die Werderstraße die Zufahrt zu ihren Grundstücken erschweren, aber die Verwaltung präferiert diese Lösung.
- Parkplatz Rathaus: Der Parkplatz soll so umgestaltet werden, dass eine Teilfläche von der Mühlenstraße erreichbar ist und die Restfläche von der Villinger Straße aus angefahren werden kann. Die Maßnahme soll schnellstmöglich umgesetzt werden und ist Voraussetzung dafür, dass die Einbahnstraßen der Max-Egon-Straße und der Zeppelinstraße überhaupt gedreht werden können.
- Bahnhofstraße: Die Bahnhofstraße soll beschleunigt werden, damit der Ring auch als Alternative zum Weg durch die Innenstadt angenommen wird. Durch die Neuordnung der Zu- und Abfahrt des Posthofes könnte der Verkehrsfluss auf der Bahnhofstraße verbessert werden. Geplant ist, dass die Zufahrt über die Bahnhofsstraße erfolgt, doch an dieser Stelle soll man den Parkplatz dann nicht mehr verlassen können. Wer wieder zurück auf die Bahnhofstraße will, muss über die Straße „Am Karlsgarten“ fahren. Diese Maßnahme ist unabhängig von den anderen Maßnahmen und soll daher bald umgesetzt werden.
- Parkleitsystem und Cityring: Zusätzlich zu den geplanten Maßnahmen möchte die Verwaltung im Rathaus prüfen, wie sich die Beschilderung des Parkleitsystems verbessern lässt, und der Frage nachgehen, ob sich die Führung des Ringverkehrs über eine deutlich bessere Ausschilderung verbessern lässt.