Am Dienstag soll die Entscheidung zum Verkehrskonzept getroffen werden. Fünf Tage vor der Kommunalwahl werden die Stadträte die Weichen für die zukünftigen Jahrzehnte stellen. Das hat auch seinen Grund: Die, die entschieden haben, wollen die Verantwortung dafür übernehmen und selbst über die weiteren Schritte abstimmen, anstatt diese Aufgabe in die nächste Legislaturperiode zu schieben.
So viel Verantwortungssinn ist auch löblich, doch wenig sinnvoll. Gerade den Zeitdruck, den die Stadträte stets kritisieren, wenn ihn die Verwaltung aufbaut, haben sie sich nun selbst auferlegt. Dabei braucht es im doppelten Sinne Zeit.
Zum einen braucht es für die weiteren Entscheidungen ausreichend Zeit. Denn nicht nur die Maßnahmen, die Verwaltung und Planungsbüro ausgearbeitet haben, gibt es. Mittlerweile geistern weitere Ideen durch den Raum, die am Dienstag voraussichtlich auch angesprochen werden und dem einen oder anderen als durchaus akzeptierbare Alternative erscheinen. Diese Ideen sind aber noch nicht durchgerechnet. Sollen sie deswegen verworfen werden, weil die Zeit drängt? Oder kann sich der Gemeinderat für eine alternative Lösung entscheiden, ohne belastbare Zahlen zu haben? Nein. Bei aller Bereitschaft, die Verantwortung für das Verkehrskonzept übernehmen zu wollen, braucht es vielleicht auch den Mut der Stadträte, dem nachfolgenden Gemeinderat eine Entscheidung zuzutrauen.
Zum anderen braucht es für die Akzeptanz mehr Zeit. Wer allein an den Aufschrei denkt, den ein Einbahnstraßenschild erzeugt hat, der mag sich vorstellen, dass wohl die Drehung der beiden Einbahnstraßen in der Max-Egon-Straße und der Zeppelinstraße, sowie die Ausweitung der Einbahnstraße und des verkehrsberuhigten Bereiches der Karlstraße bis zur Schulstraße durchaus Potenzial hat, den ersten Einbahnstraßen-Aufschrei bei Weitem zu übertreffen. Mit einer großen Akzeptanzwelle ist da nicht zu rechnen.
Erst mit den großen Maßnahmen anfangen
Wieso werden zuerst alle kleineren Maßnahmen umgesetzt, bevor die beiden großen – das Parkdeck und die Beschleunigung des Hindenburgrings realisiert sind? Einfach einmal den Fuß vom Gas nehmen und die Geschwindigkeit aus dem Verkehrskonzept reduzieren. Wenn der Hindenburgring funktioniert, der Verkehr auf der Bahnhofstraße fließt und ausreichend alternative Parkmöglichkeiten am Rande der Innenstadt zur Verfügung stehen, dann sieht vielleicht alles ganz anders aus.
Nicht nur die Stadträte entscheiden in der kommenden Woche
Am Dienstag entscheiden die Stadträte, entweder für die sofortige Umsetzung für irgendwas oder für die Vertagung. Aber fünf Tage später haben die Bürger dann die Möglichkeit auch zu entscheiden – zwar nicht über das Verkehrskonzept direkt, aber über diejenigen, die am Dienstagabend entschieden haben.
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