Es ist komisch, wenn man sich als Erzählender in Situationen vorfindet, wie man sie selbst als Zuhörender vor etlichen Jahren erlebt hat. Wenn Oma und Opa von früher erzählten. Wie das damals so war.
Damals – dieses Wort fällt auch im Zusammenhang mit Videotheken. Wer freitags noch schnell hinwollte, um sich übers Wochenende die neuesten Filme auszuleihen, der musste sich beeilen. Kam man zu spät, waren die meist alle schon weg. Und was für eine Zauberwelt war die Videothek, als man dort aufgrund des Alters noch keinen Zutritt hatte. Mit was für Abenteuern und fantastischen Welten die Regale wohl gefüllt waren. Glück hatte, wer sich auf ältere Geschwister verlassen konnte.
Das spielt heut keine Rolle mehr. Netflix ist nicht ausverkauft und auch bei Amazon heißt es nie: „Der Film ist leider schon verliehen.“ Im Gegenteil. Digital bietet sich für Filmfreunde ein enormes Angebot an unzähligen Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben.
Mal kurz in die neue Serie reingeschaut. Sie ist langweilig, also weg damit und in die nächste reinschauen. Ein Urteil wird schnell gefällt, alles muss kurzweilig sein und schnell überzeugen, sonst sinken die Chancen am Markt.
Wie schön, dass es da noch einzelne Oasen der Entschleunigung gibt, wie Franz Knoblauchs Videothek in der Lehenstraße. Wer sich dort einen Film ausleiht, der schaut ihn sich vermutlich zu Hause dann auch zu Ende an. Und wird dabei eventuell überrascht: Da gab es noch eine interessante Wendung. Insgesamt war der Film also doch gut. Das ist ein wenig so wie bei Schallplatten und CDs. Wer eine Schallplatte auflegt, wird die Nadel eher weniger auf das nächste Lied springen lassen, er hört sich das Werk komplett an. Zudem gibt es dort auch Beratung und Interaktion mit richtigen Menschen. Persönlich und fernab irgendwelcher Punkte-Systeme, wie sie online zu finden sind.
Ganz davon abgesehen füllen die Videotheken zudem noch eine Lücke für ältere Semester, die sich gerne mal unterhalten lassen wollen, aber keinen wirklichen Zugang zum Internet und den dort verfügbaren Angeboten finden können. Klar, sind die Streaming-Dienste oft praktisch und bieten viel. Aber auch Videotheken haben ihre Daseinsberechtigung. Hoffentlich noch lange.