Videotheken sind eine selten gewordene Geschäfts-Gattung. Konnte man sich noch vor einigen Jahren aussuchen, wo in der Stadt man sich die Filme für das abendliche Heimkino-Vergnügen holte, hat sich die Zahl drastisch reduziert. Die großen Konkurrenten im Internet sind zu mächtig geworden, Online-Streaming-Dienste bieten eine große Auswahl, die bequem von Zuhause aus geschaut und bestellt werden kann.
Wie sieht das in Donaueschingen aus, sind dort alle Videotheken verschwunden?
Nein. In der Lehenstraße 4 hat Franz Knoblauch immer noch seine Videothek. Seit 1998 ist er hier, damals noch als Franchise-Nehmer. Der Laden läuft auch weiterhin. Nur nicht allein vom Filmverleih und -verkauf. „Man muss mit der Zeit gehen. Ich habe rechtzeitig erkannt, dass es schwieriger wird, allein von der Videothek zu leben“, erklärt Knoblauch. Daher hat er sich in seinem Laden mehrere Standbeine aufgebaut.

Breiter aufgestellt
Neben einer Paketannahme, gibt es bei ihm auch Süßigkeiten zu kaufen, Raucherbedarf. Die Kundschaft ist dennoch zu einem Großteil ab 40 Jahren aufwärts. „Die sind selbst mit Videotheken groß geworden.“ Jüngere kommen hauptsächlich, um sich für ein paar Cent etwas Süßes zu kaufen: „Ich hab in meiner Zeit hier schon einige aufwachsen sehen. Und die kommen teilweise auch wieder“, sagt Knoblauch. Einer sei etwa umgezogen und habe in der Anfangszeit kein Internet gehabt. „Der kam dann vorbei und hat sich bei mir Filme ausgeliehen.“ Das passiere nicht tagtäglich, meist am Wochenende. Wer einen Film mitnimmt und am selben Tag zurückbringt, zahlt dafür einen Euro, bei einer Neuheit zwei. Ein Preis, den Amazon Prime, Netflix und andere Dienste nicht halten können. „Wir leben hier von den Neuheiten.“
Filme werden auch gekauft
Um die 10 000 Filme hat Knoblauch in der Videothek. Den alten Fundus im VHS-Format gibt es auch noch. Da kommen dann auch mal Ü 50-Besucher, die sich Casablanca ausleihen oder schließlich auch kaufen. Zweimal im Monat kommt ein regelmäßiger Besucher aus Waldshut-Tiengen, um Filme zu kaufen. Das geht dort auch. „Wenn Leute vorbeischauen, um ein Paket abzuholen, dann wundern sie sich oft: ‚Eine Videothek, gibts das noch?‘ Sie nehmen dann ein Prospekt mit und schließlich kommen auch welche, um einen Film zu leihen“, sagt Knoblauch.
Wie wird man Videothekar?
„Es war eigentlich immer schon mein Traum, eine eigene Videothek zu haben“, sagt er. 1983, Knoblauch war damals acht Jahre alt, bekam er seinen ersten Videorekorder geschenkt. Es war ein Freitag und am Samstag hat er direkt seinen ersten Film aufgenommen: „Blaues Hawaii mit Elvis Presley.“ Die Leidenschaft war entfacht. Trotz abgeschlossener Lehre als Bürokaufmann arbeitet er schließlich in einer Videothek in Konstanz. Ein Nebenjob, zuerst. Schließlich arbeitet er auch in Singen als Aushilfe. „Schließlich gab es den Plan, in Donaueschingen eine Außenstelle zu eröffnen. Da hat man mich gefragt.“
Dann kommt die Krise
Etwa 2009 beginnt das Franchise-Unternehmen, die einzelnen Videotheken an die jeweiligen Inhaber zu verkaufen. 2011 übernimmt Knoblauch das Donaueschinger Medien-House komplett. Er ist jetzt der Chef seiner eigenen Videothek. „Als dann die Rückgänge bemerkbar wurden, war mir klar, dass man in anderen Bereichen weiter ausbauen muss, etwa bei den kleinen Krabbeltischen oder bei den Naschereien“, erklärt er. Viele Kollegen haben sich dazu entschlossen Chips und Cola nicht mehr anzubieten. Bei Knoblauch gibt es das weiterhin. „Ein bisschen hier, ein bisschen da. Und schließlich kommt auch was zusammen“, sagt er. Das Konzept gefällt. „Es gibt Kunden, die fragen mich immer, ob ich nicht bei ihnen in der Stadt auch einen Laden öffnen möchte. Für den Rauchbedarf fahren viele etwa eigens nach Freiburg„, so Knoblauch.
Man ist auch Psychologe
Neben dem Verkauf hat Knoblauch auch noch jene Rolle, die Videothekare auch früher oft hatten: „Das ist so ähnlich wie bei einem Barkeeper. Man ist da ein bisschen Psychologe und hört sich auch die Probleme der Kunden an.“ Auch gebe er noch Film-Empfehlungen weiter. „Die ganz guten Zeiten sind vorbei. Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch und wenn es eben gerade geht, nehme ich mir die Zeit.“
Und welche Filme schaut der Videothekar selbst gerne an? „Scarface, der blutige Pfad Gottes sowie ‚Und täglich grüßt das Murmeltier‘.“
Das Angebot
Die Mitgliederkarte bei Franz Knoblauch kostet zehn Euro für ein Jahr. Davor können Kunden allerdings vier Wochen lang testweise kostenlos ausleihen. Neben einem Sortimen für Raucher und verschiedenen Süßigkeiten ist die Videothek auch eine Paketannahme. Verkauft werden außerdem Handy- und Paysafe-Karten. Außerdem gibt es einen An- und Verkauf für Konsolen, Handys, Elektronik. Was Knoblauch nun auch noch etablieren möchte, ist ein Service für Kleinreparaturen, etwa für Uhren. Vom Geschäftsanteil macht der Verkauf und Verleih von Filmen etwa 70 Prozent aus. Zum Verkauf stehen dabei auch VHS-Filme. (guy)