Krachend knallt die Hantel auf den Holzboden. Das Gewicht von rund 50 Kilogramm verursacht viel Lärm. Ein kurzes Durchatmen und schon folgt der nächste Versuch. Wieder wuchtet Anna Jauch die Hantel in die Höhe. Immer und immer wieder. Rund drei Stunden dauert das schweißtreibende Training in der Donaueschinger Stadtmühle und bereitet der 28-Jährigen dennoch viel Spaß. „Die Faszination besteht darin, sich selbst zu überwinden und vielseitig zu trainieren. Da zählt nicht nur die Kraft, sondern auch Technik und Konzentration. Der Sport passt exzellent zu mir“, sagt die Riedböhringerin, die beim Gewichtheberverein (GV) Donaueschingen als Frau zur festen Staffel in der Landesliga gehört.

Noch nicht lange dabei
Erst im März des vergangenen Jahres stieg Anna Jauch in die Sportart ein. Zusammen mit ihrem Mann Marcel. „Wir hatten im Internet nach einer geeigneten Sportart für uns gesucht. Da fanden wir das Programm Crossfit. Zunächst haben wir im eigenen Keller angefangen, Gewichte zu heben. Letztendlich war es der richtige Weg, dass wir uns dem GV Donaueschingen angeschlossen haben“, sagt die junge Frau, die in einem Blumberger Unternehmen in der Personalabteilung arbeitet.
Schnell in der ersten Mannschaft
Was Anna Jauch und ihr Mann nicht ahnten, sie wurden beim GV Donaueschingen sofort mit offenen Armen empfangen. Schon im November 2019 wurde sie für die erste Mannschaft des GVD in einem Ligakampf nominiert, nachdem sie mit dem Hüfinger Peter Simon einen erfahrenen Heber als Trainer gewonnen hatte. „Peter ist längst mein Vorbild geworden. Vor seinen Leistungen kann man nur symbolisch den Hut ziehen“, sagt die Schwerathletin. Zusammen mit Simon erstellte sie einen Trainingsplan, der viel Krafttraining, Power-Lifting, Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben enthielt. Hinzu kommen eigene Trainingspläne. Woche für Woche verbesserten sich die Leistungen. Inzwischen ist Anna Jauch bei 52 Kilogramm in der Disziplin Reißen und 67 Kilogramm in der Disziplin Stoßen angekommen. Im Kreuzheben, hier werden die Gewichte angehoben und nicht gestoßen, liegt die Bestleistung gar bei 165 Kilogramm.
Landesmeisterschaft reizt
Sportarten für Frauen gibt es auf der Baar einige. Im Mannschaftsbereich ebenso wie im Einzelbereich. Gewichtheben indes ist für Frauen eher ungewöhnlich, aber längst nicht außergewöhnlich. Schließlich gibt es auch für Frauen nationale und internationale Meisterschaften. „Für eine Teilnahme bei Olympischen Spielen bin ich möglicherweise schon zu alt und habe zu spät angefangen. Eine Teilnahme an einer baden-württembergischen Meisterschaft würde mich indes schon einmal reizen“, ergänzt die 28-Jährige. Aus ihrem Sport macht sie kein Geheimnis. „Im Familien- und Kollegenkreis gibt es nur positive Resonanzen. Viele wollen mehr über Training und Wettkämpfe wissen.“ Beim jüngsten Heimwettkampf saßen sogar mehrere Arbeitskollegen in der Donaueschinger Heinrich-Feurstein-Schule im Publikum und feuerten die Athletin an. Ebenso ihr Mann, der noch nicht zur Staffel des GVD gehört. „Ich muss da noch mehr Leistung draufpacken. Noch reichen meine Ergebnisse nicht für einen Wettkampf“, sagt Marcel Jauch.
Gewichtheben nur Hobby
Vier Mal in der Woche, immer für rund drei Stunden, übt Anna Jauch zusammen mit den anderen Teammitgliedern des GV Donaueschingen und ihrem Mann, um die Bestleistungen zu steigern. „Dabei motivieren und pushen wir uns gegenseitig. Statt nur zu Hause auf dem Sofa zu liegen, ist es doch viel schöner, sich sportlich zu betätigen. Dennoch ist und bleibt Gewichtheben für uns ein Hobby“, fügt die Riedböhringerin an.
Veganes Essen bevorzugt
Sollte Anna Jauch einmal in einem Einzelwettkampf auf die Heberbühne treten, so scheint die Klasse bis 87 Kilogramm geeignet. Um dieses Körpergewicht zu haben, braucht die Sportlerin keinen speziellen Speiseplan. „Man glaubt immer, wir Schwerathleten werfen uns zwei, drei Steaks auf einmal rein. Dem ist nicht so. Mein Mann und ich bevorzugen ein veganes Essen und ich achte darauf, mein Gewicht zu halten und Muskelmasse aufzubauen.“ Da spricht dann doch wieder die Frau, die auf ihr äußeres Erscheinungsbild achtet.
Von Null auf Hundert
Binnen zehn Monaten ist Anna Jauch von Null auf Hundert durchgestartet. Dass sie inzwischen die wohl stärkste Frau auf der Baar ist, quittiert sich mit einem Lächeln. „Donaueschingen war immer eine Gewichtheber-Hochburg. Auch wenn ich die Höhepunkte wie die Weltmeisterschaft selbst nicht miterlebt habe, ist dieser Glanz noch gegenwärtig“, sagt sie überzeugt. Anna Jauch und ihre Teammitglieder möchten diese Glanz wieder aufpolieren. Auch dafür lässt sie die Hantel immer und immer wieder im Trainingsraum auf den Boden krachen.