Es ist ein einfaches Schild, das für reichlich Diskussionen und hitzige Debatten gesorgt hat: Die Einbahnstraße an der Stadtkirche ist auch im elften Monat nach ihrer Einführung Dauerthema in der Stadt. Viele Donaueschinger sind der Meinung, dass das Verbot, über die Fürstenbergstraße die Stadt zu verlassen, nur für mehr Verkehr in der Innenstadt gesorgt hat. Die Folge: Staus auf der Karlstraße, Blechlawinen im Zentrum und vor allem die vermeintliche Abkürzung Richtung Norden, die über die Werderstraße mitten durchs Wohngebiet führt.

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  • Erneute Zählung: Doch was sagen die Zahlen? Gibt es mehr Verkehr in der Innenstadt und wird der Ring – Bahnhofstraße, Hermann-Fischer-Allee und Hindenburgring doch als Alternative angenommen? Bestätigen sie das Gefühl der Donaueschinger, dass die Einbahnstraße eine absolute Fehlentscheidung war? An 16 Punkten wurde am 12. März gezählt. Dieses Mal nicht von Schülern, sondern mittels Video-Überwachung. Mittlerweile hat das zuständige Büro Karajan, das auch für das Verkehrskonzept verantwortlich ist, die Daten ausgewertet. Die Zahlen lassen im Vergleich zur Zählung im Jahr 2015 so Rückschlüsse zu, zu welchen Verkehrsverlagerungen die Einbahnstraße an der Stadtkirche geführt hat.
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  • Das sagt der Planer: "Teile der Ziele konnten erreicht werden. Es gibt aber auch negative Effekte", sagt der Verkehrsplaner Jürgen Karajan. Im Süd-Osten der Innenstadt sei der Verkehr zurückgegangen und habe sich dafür in den Nord-Westen verlagert.
Bild 1: So wirkt sich die Einbahnstraße aus: Erste Zahlen belegen die Veränderungen
Bild: Bernhardt, Alexander
  • Rückgang: An folgendend Kontenpunkten ist der Verkehr zurückgegangen: an der südlichen Seite der Schützenbrücke, an der Stadtkirchen und an der Einmündung Schulstraße/Karlstraße. Doch der Rückgang ist recht unterschiedlich. Beispielsweise sind an der Einmündung nach der Schützenbrücke morgens 27 Prozent weniger Fahrzeuge unterwegs, aber abends beträgt der Rückgang nur vier Prozent. Ähnlich sieht es an der Einmündung Schulstraße/Karlstraße aus: Morgens fahren hier 18 Prozent weniger Fahrzeuge, abends nur sechs Prozent.
Bild 2: So wirkt sich die Einbahnstraße aus: Erste Zahlen belegen die Veränderungen
Bild: Bernhardt, Alexander
  • Anstieg: Auf dem sogenannten Ring ist der Verkehr, wie vorausgesagt, angestiegen. Vor allem abends sind an der Kreuzung Villinger Straße/Hindenburgring 15 Prozent und am Kaiserbrunnen-Kreisverkehr 18 Prozent mehr Fahrzeuge unterwegs. Weitere Anstiege sind auch in der Max-Egon-Straße zu finden, wo in den Morgenstunden vier Prozent und in den Abendstunden 17 Prozent mehr Fahrzeuge unterwegs sind. Das spricht laut Planer dafür, dass immer noch sehr viel Park-Such-Verkehr in diesem Bereich unterwegs sei. Auch in der Lehenstraße ist in den Abendstunden mehr Verkehr unterwegs.
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  • Werderstraße: Schon eine Zählung, die die Stadt im Herbst des vergangenen Jahres vorgenommen hat, hat die Befürchtungen und die Beschwerden der Anwohner untermauert. Der Verkehr in der Wohnstraße, wo auch die Heinrich-Feurstein-Schule liegt, hat deutlich zugenommen – um 228 Prozent. Waren 2017 noch 796 Fahrzeuge in 24 Stunden gezählt worden, sind es nun 2613 Fahrzeuge, denn viele nutzen die Wohnstraße als vermeintlichen Schleichweg, um vom Süden der Stadt in den Norden zu kommen. "Es schien uns unwahrscheinlich, dass der Verkehr sich auf diese Straße verlagert, weil es ein deutlicher Umweg ist", sagt der Verkehrsplaner. Für die Moltkestraße habe man dies vorausgesehen, deshalb wurde auch in diese Straße die Einfahrt verboten, um so eine Verkehrsverlagerung zu vermeiden. Nun hat die Werderstraße aber das Problem.
Bild 3: So wirkt sich die Einbahnstraße aus: Erste Zahlen belegen die Veränderungen
Bild: Bernhardt, Alexander
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  • So geht es weiter: Das Planungsbüro wird nun anhand der neuen Zahlen verschiedene Modelle berechnen. Ziel ist es die Werderstraße zu entlasten. "Wir sollten uns keine Denkverbote auferlegen", fordert OB Erik Pauly. Anhand der Zahlen, die dann vorliegen, könnte man auch besser abwägen, welche Maßnahmen die Geeignetsten wären.
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  • Mögliche Maßnahmen: Zwei Ideen gibt es bislang schon. So könnte beispielsweise die Einbahnstraße an der Stadtkirche gedreht werden, sodass der Verkehr zwar aus der Stadt herausfahren kann, aber nicht mehr hinein. Ursprünglich war diese auch so vorgesehen worden, der Gemeinderat hat sich dann aber für die andere Richtung entschieden. Die Begründung: Die Leute sollen in die Innenstadt kommen und der Durchgangsverkehr, der über die Josef- und die Fürstenbergstraße die Stadt verlassen will, umgelenkt werden. Zusätzlich sollte bei dieser Möglichkeit die Moltkestraße in beide Richtungen befahrbar sein, um so die Werderstraße zusätzlich zu entlasten. Eine weitere Möglichkeit ist laut Karajan die Drehung der Einbahnstraßenreglung im südlichen Bereich der Werderstraße. Damit könnte der Verkehr von der Karlstraße überhaupt nicht mehr in Richtung Norden abbiegen und müsste vor bis zum Rathausplatz fahren. Zusätzlich müsste bei dieser Variante die Werderstraße im nördlichen Bereich in beide Richtungen befahrbar werden. Dadurch könnte zwar die Werderstraße deutlich entlastet werden, jedoch sei das Wohngebiet dann aus südlicher Richtung nur noch sehr schwer zu erreichen.
  • Nächster Schritt: Das Verkehrskonzept umfasst noch viele weitere Punkte. Doch was wird als Nächstes umgesetzt? Anhand der Zahlen soll nun auch geprüft werden, ob schon jetzt die beiden Einbahnstraßen in der Max-Egon-Straße und der Zeppelinstraße gedreht werden. Diese Maßnahme war bislang immer im Zusammenhang mit der Umgestaltung der südlichen Innenstadt in Verbindung gebracht worden. Dafür braucht es allerdings das geplante Parkdeck hinter dem Rathaus, weil die Anzahl der Parkplätze in der südlichen Innenstadt reduziert werden soll. Nun soll aber der Frage nachgegangen werden, ob die Maßnahme bereits vor dem Ausbau des Hindenburgrings und dem Bau des Parkdecks realisiert werden kann, um den Park-Such-Verkehr in diesem Bereich zu reduzieren.
  • Die Diskussion: Noch ist offen, wie es mit dem Verkehrskonzept weitergeht. Die Vorschläge, die der Verkehrsplaner nun erarbeiten wird, sollen am 30. April im Gemeinderat diskutiert werden.