Es wird wieder gezählt: Denn um die Frage zu beantworten, welche Auswirkungen die Einbahnstraße an der Stadtkirche hat, die seit dem 25. April des vergangenen Jahres die Ausfahrt aus der Stadt an dieser Stelle verbietet, braucht es vor allem eines – Zahlen. Hat sich nun der Verkehr, der ursprünglich über die Josefstraße und die Fürstenbergstraße die Stadt verlassen hat, auf die Bahnhofstraße, die Hermann-Fischer-Allee und den Hindenburgring verlagert, wie das zuständige Planungsbüro prognostiziert hatte? Oder fährt der Großteil der Verkehrsteilnehmer durch die Karlstraße oder gar durch die Werderstraße?
Verkehr in der Werderstraße hat sich verdreifacht
Erste Zählungen des Ordnungsamtes, die im Juli des vergangenen Jahres in der Werderstraße stattgefunden haben, hatten eine erhebliche Steigerung des Verkehrs in dieser Straße dokumentiert. Waren es vor der Einführung der Einbahnstraße an der Stadtkirche täglich durchschnittlich 796 Fahrzeuge, so wurden bei der Zählung drei Monate nach Umsetzung der umstrittenen Maßnahme täglich durchschnittlich 2150 Fahrzeuge gezählt. In der Woche vom 9. November 2017 bis zum 16. November 2017 seien es 5576 Fahrzeuge gewesen, und bei der zweiten Zählung vom 3. Juli 2018 bis zum 10. Juli 2018 wurden laut Stadtverwaltung 17 200 Fahrzeuge gezählt.
Ein Problem mit der Geschwindigkeit gebe es allerdings nicht: Vor der Einbahnstraße seien 85 Prozent der Fahrzeuge mit 28 Stundenkilometern oder weniger unterwegs gewesen und auch bei der zweiten Zählung hätten 85 Prozent der Fahrzeuge sich an Tempo 30 gehalten. Viele der Verkehrsteilnehmer hatten bei einer Umfrage auch angegeben, dass sie sehr wohl die alternative Route zur Fahrt durch die Wohnstraße, an der auch die Heinrich-Feurstein-Schule liegt, kennen würden, diese aber nicht nutzen möchten.
Auch in der Karlstraße fahren mehr Autos
Und auch in der Karlstraße wurde im vergangenen Oktober bereits einmal gezählt. "Die im Oktober stattgefundene Zählung hat über sieben Tage/24 Stunden stattgefunden und ist somit nicht vergleichbar mit der beabsichtigten Zählung des Büros Karajan", sagt Beatrix Grüninger, Pressesprecherin im Donaueschinger Rathaus. Der SPD-Fraktionssprecher Gottfried Vetter sprach in seiner Haushaltrede von einer Steigerung von 4400 auf 5400 Fahrzeuge pro Tag in der Karlstraße.
Doch schon bei der Einrichtung der Einbahnstraße, die für hitzige Diskussionen gesorgt hatte, war damals kommuniziert worden, dass es nach gut einem Jahr noch einmal eine Verkehrszählung geben werde. Schließlich müsste man den den Verkehrsteilnehmern auch die Zeit lassen, sich an die neuen Wege zu gewöhnen. Diese soll nun stattfinden: "Die Verkehrszählung wird an den signifikanten Knotenpunkten und Erhebungsquerschnitten durchgeführt, um entsprechende Schlussfolgerungen für die Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung ziehen zu können", teilt Grüninger mit.
Gezählt werden an einem Tag – allerdings wird im Vergleich zur allerersten Verkehrzählung, auf deren Grundlage auch das Verkehrskonzept erstellt worden ist, nicht mehr auf Schüler gesetzt. Im September 2015 hatten 140 Realschüler aus den neunten Klassen in einer großen Aktion den Verkehr gezählt, dabei ging es damals nicht nur um die reine Zahl der Fahrzeuge, die an den entsprechenden Stellen unterwegs war, sondern es wurde auch der Ziel- und Quell-, sowie der Durchgangsverkehr erfasst.
Auf dieser Grundlage wurde auch die Erkenntnis getroffen, dass es zu viel Fahrzeuge gibt, deren Ziel nicht die Donaueschinger Innenstadt ist, sondern die nur durchfahren, um irgendwo anders hinzukommen. Mit der Einbahnstraße an der Stadtkirche sollte so verhindert werden, dass der Durchgangsverkehr über die Josef- und die Fürstenbergstraße einfach nur durch die Stadt rollt.
Nun wird allerdings elektronisch gezählt
Warum? "Das Büro Karajan Ingenieure aus Stuttgart, das mit einer Fortschreibung der Verkehrsuntersuchung beauftragt wurde, riet aufgrund der geringeren Fehlerquote zur elektronischen Zählung", sagt Beatrix Grüninger. Auch wird dieses Mal auf die Zahl der Fahrzeuge gesetzt: "Durch die Vielzahl der Messpunkte können die Ergebnisse entsprechend ausgewertet werden", so die Pressesprecherin.
Die Ergebnisse der Verkehrszählungen sollen auch relativ schnell vorliegen, schließlich wollen die Stadträte noch in dieser Legislaturperiode über die Auswirkungen der Entscheidung, die sie getroffen haben, diskutieren. Und so ist geplant, dass die Zahlen am Dienstag, 26. März, in der Gemeinderatssitzung erstmals vorgestellt werden. Schlussfolgerungen daraus sollen allerdings erst in der darauffolgenden Sitzung 30. April gezogen werden.
Stadtbus-Zählung
Auch für den Donaubus soll es bald eine Zählung geben. Nachdem auch der Planer Willi Hüsler die Forderung einiger Stadträte nach belastbaren Zahlen unterstützt hatte, gibt es im Rathaus nun erste Planungen, für eine Zählung, die erfassen soll, wie der Donaubus genau genutzt wird. Dabei geht es unter anderem auch um die Frage, welche Linien und welche Haltestellen in welchem Umfang genutzt werden. Auf Grundlage dieser Zahlen könnte der Stadtbus dann auch weiterentwickelt werden.
Laut Vera Moßbrucker, die im Donaueschinger Rathaus für den Stadtbus verantwortlich ist, sei man im Gespräch mit einem Statistiker aus Dresden. "Er wird uns bei der Zählung helfen", berichtete Moßbrucker in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Es soll auf eine manuelle Zählung gesetzt werden. Zwar besteht auch die Möglichkeit, in den Bussen entsprechende Geräte anzubringen, die diese Arbeit übernehmen. Allerdings würde die Auswertung dieser Zahlen 60 000 Euro kosten.