Der Schock in der Gastro- und Hotellerie-Welt sitzt tief. Die „Schwarzwaldstube“, eines der renommiertesten Restaurants in Deutschland, ist am Sonntag, 5. Januar, in Flammen aufgegangen und durch das Feuer komplett zerstört worden. Ebenso die Restaurants Köhlerstube und Bauernstube. 150 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Das Restaurant ist Teil des traditionsreichen Hotels Traube Tonbach in Baiersbronn und hält drei Michelin-Sterne.

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Bis nach Donaueschingen

Die Verbindungen zu dem Hotel reichen bis nach Donaueschingen. Alexander Aisenbrey, Hotel-Geschäftsführer des Öschberghofs bei Aasen, ist mit der Traube Tonbach in Freundschaft verbunden: „Es war der erste Betrieb, in dem ich nach meiner Lehre gearbeitet habe“, erklärt er. Nach weiteren Stationen kehrt er 1999 dorthin zurück und wird bis 2001 einer der Geschäftsführer. „Zu den Häusern, in denen man gearbeitet hat, ist man immer wieder verbunden.“ So auch zum Geschäftsführer der Traube Tonbach, Jan Kappler. „Die Traube-Gemeinschaft ist sehr eng und es herrscht ein sehr guter Kontakt. Alle sind schockiert und traurig.“

Alexander Aisenbrey ist Geschäftsführer des Hotels Öschberghof bei Aasen. Er war in der Brandnacht in der Traube Tonbach.
Alexander Aisenbrey ist Geschäftsführer des Hotels Öschberghof bei Aasen. Er war in der Brandnacht in der Traube Tonbach. | Bild: Hotel Öschberghof

Aisenbrey beim Brand vor Ort

Nun will es der Zufall, dass Aisenbrey just an jenem Sonntag des Brandes im Hotel zu Gast war. „Das ist wirklich kurios“, so der Hotelchef des Öschberghofs. „Wir haben uns kurz entschlossen, mit der Familie drei Tage Pause einzulegen. Dann passiert so etwas“, beschreibt er. Von dem Vorfall habe man als Gast allerdings nur wenig mitbekommen. „Das wurde absolut professionell abgewickelt. Wir haben davon nichts mitbekommen. Am Morgen haben wir dann von gegenüber aus den Rauch gesehen. Dann wussten wir: Da stimmt was nicht.“ Dann zu sehen, wie die bekannten Räum brennen – eine kuriose Tragik.

Bei dem Gebäude handelte es sich um das Stammhaus des Hotels. Ein historisches Bauwerk aus dem Jahr 1789. Als das Restaurant entstand, damals als schlichte Schänke, loderte im Nachbarland die Französische Revolution und Luwig XVI. wurde gestürzt. Verloren im Feuer also nicht nur ein rein materieller Wert, sondern auch ein ideeller: „Dadurch besitzt das Ganze noch mehr Tragik“, sagt Aisenbrey.

Eigene Erfahrungen

Das Gebäude soll wieder aufgebaut werden, das Restaurant neu entstehen, ließ Hotelchef Heiner Finkbeiner verlauten. Zuerst gebe es jetzt allerdings sehr viel zu klären. „Die müssen sich jetzt erst sortieren und schauen, welche Lösungen dafür gefunden werden können. Ein solches Unglück muss allerdings immer als Chance gesehen werden“, erklärt Aisenbrey. „Man muss das positiv angehen, um voranzukommen.“ Das weiß der Öschberghofchef aus eigener Erfahrung. 2009 brennt es beim Donaueschinger Hotel. Die Flammen zerstören ein komplettes Gebäude: „Der Betriebshof war weg. Das ist man konsterniert. Das Ganze hat natürlich auch wirtschaftliche Folgen“, so Aisenbrey. Der Schaden wird damals auf rund eine Million Euro geschätzt.

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Unterstützung durch die Hotels

Mit Unterstützung kann die Traube Tonbach auch von anderen Hotels rechnen. „Wir haben den Verein Fair Job Hotels, bei dem die Traube eines der Gründungsmitglieder ist. Es geht dabei vor allem darum, das Image der Branche ins rechte Licht zu rücken“, erklärt Aisenbrey. Damit sollen gemeinsame Werte und Standards für den Umgang in der Hotelbranche geschaffen und Jobs verbessert werden. Man werde jedoch in so einer Situation natürlich auch helfen, „etwa wenn es darum geht, die Mitarbeiter der Traube Tonbach unterzubringen.“ Aisenbrey ist erster Vorstandsvorsitzender des Vereins.

In Baiersbronn werde man sich nun für die Zukunft aufzustellen. „Das sind absolute Experten und ein tolles Team rund um die Familie Finkbeiner.“ Geklärt werden müsse jetzt die Abwicklung mit der Versicherung, die Neuplanung, aber auch, welche Unterlagen dem Feuer zum Opfer gefallen sind: „Da waren auch Büros drin und viel Substanz ist verschwunden“, sagt Aisenbrey. „Wenn es dann heißt ‚ich bräuchte mal‘, wird das nicht immer möglich sein.“

Positive Signale sind vom Hotel schon ausgegangen. Gestern veröffentlichte der Betrieb auf seinen Kanälen in den sozialen Medien, dass man Kraft aus der unendlichen Solidarität und Anteilnahme ziehe, die das Unternehmen aus der ganzen Welt erreichen.

Rund um den Brand im Traditions-Hotel bei Baiersbronn

  • Das Feuer: Gebrannt hatte es in der Nacht zu Sonntag in dem 230 Jahre alten Stammhaus des Hotels. Gäste waren in dem Brandgebäude keine untergebracht. Das Hauptgebäude, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom Restaurant liegt und in dem 150 Gästezimmer sind, blieb vom Feuer unbehelligt. 63 Bewohner eines weiteren Gästehauses, das an das Stammhaus angrenzte, hatten das Gebäude wegen des Rauchs vorübergehend verlassen müssen. Sie konnten am Sonntagmorgen jedoch in ihre Zimmer zurückkehren. Laut Hotelsprecherin waren an diesem Wochenende alle Zimmer belegt. Verletzt wurde niemand.
  • Brandursache: Die ist noch ungeklärt. Wegen Einsturzgefahr konnten Kriminaltechniker und ein Sachverständiger für Brandursachen nicht zum vermuteten Brandherd im Bereich von Küche und Gastraum vordringen. Zunächst müssten Gebäudeteile abgetragen werden.
  • Schaden: Zur Höhe des Schadens konnte der Polizeisprecher keine Angaben machen. Grund sei auch ein Schaden an Vitrinen mit Schmuck, dessen Höhe ein Versicherungssachverständiger schätzen müsse.
  • Restaurant: Die „Schwarzwaldstube“ vom „Hotel Traube Tonbach“ ist ein Drei-Sterne-Restaurant und gehört damit zu einer exklusiven Gruppe von Restaurants in Deutschland. Küchenchef ist Torsten Michel. Er ist in der Deutschlandausgabe 2020 im Restaurantführer „Gault&Millau“ mit 19,5 von 20 Punkten ausgezeichnet worden und gehört damit deutschlandweit zur Spitzengruppe der Küchenchefs. Der „Gault&Millau“ zählt mit dem „Guide Michelin“ zu den bekanntesten Gourmet-Führern weltweit. (dpa)